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Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Titel: Ein Mann von Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Wilson
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sie wieder die alte Melissa, sie behandelte uns wieder wie ihre Kinder. Es stellte sich heraus, dass sie nur eine Hackordnung etablieren wollte, ein bestimmtes Respektsverhältnis, um spätere Widerworte zu vermeiden, sie hatte das gelernt, als sie ihre Kinder ganz allein großgezogen hatte, deren Vater war abgehauen, sie musste für sie Vater und Mutter sein, was mich an deinen Großvater erinnerte, der
für mich sowohl Vater als auch Mutter gewesen war, was ich Melissa gegenüber erwähnte, und sie sagte, dass sie das nachvollziehen könnte. Dann informierte sie mich, dass ich zusätzlich zu meinen Aufgaben, die Tabletts abzuräumen und die Tabletts zu spülen und die Tabletts zur Theke zurückzubringen, eine zusätzliche Aufgabe bekommen würde, und zwar den Müll rauszubringen. So ist es als Springer, immer kommen neue Aufgaben dazu.

    Melissa zeigte mir das spezielle Mülltonnengatter auf dem Parkplatz, die Tonnen waren auf drei Seiten von Betonmauern umgeben, und vorne und oben von Maschendraht eingezäunt, man musste ein Vorhängeschloss aufschließen, um den Maschendrahtzaun zu öffnen, damit man die Müllsäcke da reinschmeißen konnte, aber Leute versuchten, trotzdem ihren Müll in den Container zu schmeißen, und deshalb war auf dem Dach aus Maschendraht immer Müll, und da ich der Größte war, Melissas Argument, war ich jetzt verantwortlich dafür, den Müll über den Containern zu beseitigen und in die Container umzulagern, was mir nicht so recht einleuchtete, ich meine, es war nicht sehr einleuchtend, warum wir über dem Verschlag ein Dach aus Maschendraht hatten, wenn der ganze Müll sowieso im Container landete, warum es also nicht offen lassen, warum nicht allen Zugang zum Container verschaffen, damit ich dann nicht ihren Müll wegschaffen musste? Keinen blassen Schimmer, Melissas Worte, frag Roger.

    Ich hatte über den Jungen mit dem Skateboard nachgedacht, und wie es einfach klasse gewesen wäre, wenn ich Pommes und eine Cola gehabt hätte und sie ihm einfach gegeben hätte, als er mich darum bat, vielleicht hätte ich ihm sagen können, was das kostet, oder ihn fragen, ob er sonst noch einen Wunsch hätte, irgendwie so. Ich hatte die Szene immer wieder in meinem Kopf durchgespielt, und nach meiner Schicht nahm ich eine Portion Pommes und eine Cola mit zur Bushaltestelle, aber der Junge mit dem Skateboard war nicht da, es standen nur ein paar andere Leute rum. Ich selbst hatte gerade keinen Hunger oder Durst, also fragte ich alle an der Bushaltestelle, ob sie die Pommes und die Cola haben wollten, sie waren frisch, direkt aus dem Frittierkorb, die Cola direkt aus der Zapfanlage, ich hätte sie für jemand anderen mitgebracht, aber der wäre nicht da, hätte jemand anderes sie gerne? Niemand sagte etwas, ein paar Leute taten so, als würde ich gar nicht sprechen, viele meiner Mitbusfahrer sprachen ja auch kein Englisch, und viele von denen, die Englisch konnten, konnten Worte nicht so aneinanderreihen, dass man sie verstand. Ich hielt die Tüte hoch, ich hielt sie in die Luft und machte eine Geste, die zeigen sollte, möchte irgendwer das haben? Schließlich rührte sich eine sehr alte Frau, ich hatte kaum gesehen, dass sie da saß, die sehr alte Frau hob nur einen kurzen Moment die Hand in meine Richtung, und ich gab ihr die Tüte, und ich sagte, Guten Appetit, mit Empfehlungen von, ich sagte den Namen der Fastfood-Kette. Jetzt lächelten die Leute, es war angespannt gewesen, ich wollte keine Anspannung verursachen, aber die Leute wussten nicht, was ich mit der Tüte machen
würde, und jetzt lächelten die Leute mich an und auch die Frau, die die Tüte öffnete und die Pommes aß und die Cola trank, sie schien froh zu sein, die Mahlzeit zu haben. Jetzt hatte ich auch die Hände frei, um mein Fernglas hervorzuholen und alle wissen zu lassen, wie weit der Bus noch entfernt war, damit war ich beschäftigt, bis es Zeit war einzusteigen. Aber erst als ich in den Bus eingestiegen war, erst als ich mich in die erste Reihe gesetzt hatte, erst nachdem ich mich dem Busfahrer vorgestellt hatte, der Clarence hieß, erst nachdem ich mich gemütlich gesetzt hatte, fiel mir auf, dass die Frau, die auf der Bank saß, gar nicht eingestiegen war, sie blieb da sitzen, sie hatte ihre Pommes aufgegessen und die Cola ausgetrunken, sie hatte die leere Tüte auf ihren Schoß gelegt und war damit beschäftigt, sie vorsichtig zusammenzufalten, sie glattzustreichen, ich fragte mich, was sie wohl damit vorhatte, aber dann

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