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Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Titel: Ein Mann von Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Wilson
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transparenter zu sein. Mein erster Eindruck war wahr
scheinlich von Jay-Bee beeinflusst, davon, dass er aus seinem Stuhl aufgesprungen war und mich so warm und herzlich begrüßt hatte, wie mich bisher noch niemand in Panorama City begrüßt hatte. Er schüttelte meine Hand, dann legte er seine Handflächen aneinander, als wollte er klatschen, aber in dem Moment, in dem seine Hände zusammenkamen, behielt er sie dort, presste sie so fest zusammen, dass man sehen konnte, wie sich die Farbe seiner Fingerkuppen veränderte. Er spitzte die Lippen. Schnell sollte ich merken, dass das seine typische Lass-uns-loslegen-Geste war, er benutzte sie, um in jeder Gruppe oder Situation als Vermittler wahrgenommen zu werden, um zentral dabei zu sein, aber eben nicht im Zentrum, so drückte er es aus. Er mochte es, Dinge mit Sprache voneinander zu trennen, er stellte seine Worte gerne auf eine Art und Weise klar, die mir einleuchtete, während er redete, aber die mit jeder Sekunde undurchsichtiger wurde. Im Gegensatz zu den Ideen und Worten von Paul Renfro, die blühten und wuchsen und größer wurden, wenn man darüber nachdachte, löste sich Jay-Bees immer präzisere Haarspalterei vollkommen in Luft auf, sobald seine zusammengelegten Hände und seine gespitzten Lippen verschwunden waren.

    Wir drei saßen an einem niedrigen Tisch. Jay-Bee fragte Tante Liz, ob es okay wäre, wenn er mir ein bisschen etwas über sich erzählen würde, und dann hielt er auf einmal eine ausgedehnte Rede, manches davon kam so schnell raus, dass ich mich nicht daran erinnere, er erklärte, er wollte nicht knallhart irgendwas verkaufen, er wollte niemanden konvertie
ren, er wollte mir kein Produkt andrehen. Er erklärte, er hatte den leichtesten Job der Welt, sein Produkt verkaufte sich von selbst, sein Job war nicht einmal ein Job, er sagte, dass er nur ein Werkzeug war, er war nur ein Vermittler, alles seine Worte. Schwarz zu sein und eine Glatze zu haben, das machte es ihm doppelt schwer, als weiser Mann angesehen zu werden, seine Worte, zum Glück hatte Gott ihn als Redner auf die Welt kommen lassen. Jay-Bee sprach von Gottes Willen und davon, in Christus neu geboren zu sein, die Bedeutung davon sollte ich erst später verstehen, aber ohne den Hintergrund klang das ganz schön merkwürdig, jedes einfache Wort, das er benutzte, hatte eine zweite Bedeutung, die mir damals unbekannt war. Dann wandte er sich konkreten Dingen zu, wie man sagt, wir sprachen darüber, dass ich Madera verlassen hatte und jetzt bei Tante Liz wohnte. Jay-Bee hatte eine Menge Fragen. Er fragte, warum ich nicht in Madera geblieben war. Tante Liz runzelte die Stirn. Ich erklärte, dass ich nach Panorama City gekommen war, um ein Mann von Welt zu werden. Jay-Bee sagte, er wollte früher auch mal ein Mann von Welt sein, aber nach vielen Jahren, in denen er dieses falsche Ziel verfolgt hatte, hatte er etwas Besseres entdeckt, etwas Ewiges, etwas, dass nicht von den wechselnden Winden des Schicksals abhängig war. Du kannst dir vorstellen, wie reizvoll das für mich war, du kannst dir vorstellen, wie reizvoll das für jeden wäre, dessen ganzes Leben eine Konkatenation, das ist ein Paul-Renfro-Wort und bedeutet Verkettung, dessen ganzes Leben eine Konkatenation von unbeabsichtigten Konsequenzen war, du kannst dir vorstellen, wie Jay-Bees Worte in meinen Kopf ka
men und da herumhüpften, gegen all die anderen Worte stießen und die Idee, ein Mann von Welt zu sein, die ja immer noch eine halbfertige Idee war, von ihrem Podest stießen und sie mit der Idee ersetzten, ein Leben frei von irgendwelchen Bedingungen zu führen. Sobald Tante Liz sah, dass Jay-Bee und ich uns gut verstanden, stand sie auf und sagte, ich wüsste ja, wo das Haus war. Ich sagte, natürlich wüsste ich das, und als ich das sagte, sah ich, wie Jay-Bee ihr zunickte, sie hatte ihn angesprochen.

    Jay-Bee meinte, wir sollten ein bisschen Spaß zusammen haben, bevor wir zu Tante Liz zurückgingen, er meinte, uns würde bestimmt was Besseres einfallen, als in der Leuchtturmgemeinde rumzusitzen und Gitarrenmusik und Gespräche über die Bibel zu hören. Sein Vorschlag war Minigolf und dann ein Schießplatz, er schien fest entschlossen, dass wir zusammen irgendwohin gehen sollten. Mir fiel nichts ein, ich habe schon immer geglaubt, dass man überall Spaß haben kann, zu jeder Zeit. Alles, woran ich denken konnte, war das Experiment und wie sehr ich die Details meiner klinischen Studie gern mit Paul Renfro besprechen

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