Ein Mann von Welt
er gesagt hatte, es wäre in der Folge gerechtfertigt, zu fliehen
und zu machen, was immer ich wollte, wenn sich Tante Liz' Plan als unbegründet herausstellen sollte. Es war, als ob eine Marionette lebendig würde, ich meine, in meinen Augen war er das gewesen, eine Marionette von Tante Liz, eine professionell ausgebildete Marionette des Bildungssystems, und dann war er plötzlich lebendig, setzte sich für meine Interessen ein, half mir, meine Interessen zu erkennen, auf eine wissenschaftliche Art und Weise, er war nicht mehr nur eine ausgebildete Marionette, vor mich gesetzt, um mich aller meiner Worte zu berauben, mir jedes letzte Wort zum Thema auszupressen, in der Gestalt oder unter dem Deckmantel der Analyse.
C: Schlaf, mein Liebling, du musst schlafen.
O: Nur noch ein paar Dinge, ich habe noch ein paar Dinge, über die ich reden will.
C: Du musst gesund werden, du musst nach Hause kommen und am Haus arbeiten.
[Lachen.]
O: Ich schlafe, wenn ich fertig bin, nachdem ich fertig damit bin, Juan-George alles zu sagen.
C: Aber morgen ist doch auch noch Tag, da ist immer noch morgen.
O: Ja, morgen schlafe ich.
C: Das habe ich nicht gemeint.
O: Schlaf du, Carmen, schlaf du für uns beide, für uns alle drei, ich bin bald fertig.
C: Ridículoso.
Wir schlugen mit dem Auto den Weg nach Hause ein, und so dachte ich, wir würden auch tatsächlich nach Hause fahren, aber statt in unsere Straße einzubiegen, fuhr Tante Liz zu einem einstöckigen kleinen Einkaufszentrum, es kam mir vor, als gäbe es so eines an jeder Kreuzung, wenn du je mal nach Panorama City kommst, kannst du es ja selbst sehen. Es bestand aus einem Wein- und Schnapsladen an einem Ende, dann kamen zwei Schaufenster, die mit Ankern und Rettungsringen dekoriert waren, und oben drauf war ein echt funktionierender Minileuchtturm, dann um die Ecke ein Waschsalon, und am anderen Ende war ein dunkles Fenster, vor dem eine Pyramide aus Neon hing, deine Mutter will aber nicht, dass ich darüber rede. Damals wusste ich das nicht, aber wir waren auf dem Weg zur Leuchtturmgemeinde. Tante Liz stellte mir die Leuchtturmgemeinde vor, sie stellte mir einen Überraschungsfreund von dieser gerade auch für Jugendliche gedachten christlichen Organisation vor, sie wollte auf eine gesunde Art die Einsamkeit lindern, von der sie dachte, dass ich unter ihr leiden würde. Wir parkten, und ich folgte ihr durch eine Tür, in der ein Bullauge war, ich folgte ihr in das Café der christlichen Leuchtturmgemeinde, das Motto wurde drinnen mit Fischernetzen und Rettungsringen weitergeführt, aber das Mobiliar erinnerte mich eher an die Kirche St. Vincent de Paul in Madera in der South B Street als an irgendwas, was man auf einem Schiff sieht, obwohl ich zugeben muss, dass ich noch nie auf einem Schiff war. Später sollte ich dann erfahren, dass die Möbel ärmlich aussehen sollten, sie sollten ein Gefühl von Bescheidenheit und Demut vermitteln, sie sollten
eine Christus-ähnliche Gleichgültigkeit gegenüber materiellen Gütern demonstrieren. Aber es war eine widersprüchliche Botschaft, wie man so sagt, weil die Tische alle aus Pressholz waren, mit einem künstlichen Holzfurnier, die Möbel selbst waren eine Lüge und gaben vor, etwas zu sein, was sie gar nicht waren, ein Zeichen, ich bemerkte das damals nicht, aber es war ein Zeichen dafür, dass das, was in der Leuchtturmgemeinde verwirklicht wurde, möglicherweise nicht das war, was es zu sein schien. Ganz zu schweigen davon, dass Jesus, der ja Schreiner war, der Sohn eines Schreiners war, sich niemals mit Pressspanholz und falschem Furnier zufriedengegeben hätte.
Tante Liz schaute sich systematisch im Raum um und suchte nach der Person, die wir treffen sollten, und als jemand, dessen Name Jean-Baptiste war, der glatzköpfig und schwarz und ungefähr in meinem Alter war, als er aus seinem Stuhl aufsprang, wusste ich, dass er mein Überraschungsfreund war. Ich war gerade in ein dichtes Gewirr von unsichtbaren Linien getreten, und doch hatte ich keine Ahnung, ich konnte nichts sehen, ich konnte nur den Geist von Geschäftigkeit und Überschwänglichkeit sehen, ich konnte nur junge Leute sehen, die in Gruppen zusammensaßen und Sachen besprachen oder Formulare ausfüllten oder Umschläge mit Aufklebern beklebten oder Musik spielten oder Kaffee machten. Auf den ersten Blick, und wenn man nichts von den vorhandenen unsichtbaren Linien wusste, schien die Leuchtturmgemeinde im Vergleich zur Welt da draußen dynamischer und
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