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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Barreis sehen wollen, für zehn oder fünfzehn Jahre im Zuchthaus, oder gar lebenslänglich … nun war man enttäuscht und sagte es hinter der Hand ganz deutlich: Nicht das Recht hatte gesprochen, sondern die Barreis-Millionen. Die Zeugen waren auf einmal hirnlos, Theodor Haferkamp zeigte deutliche Zeichen von zerebraler Sklerose mit Erinnerungslücken (ein Zeugnis über Durchblutungsstörungen lag dem Gericht vor – Gutachter Professor Dr. Nußemann), und man fragte sich betroffen, wie aus einem großen Werk mit einigen tausend vergeßlichen Arbeitern, geleitet von einem halbsenilen Chef, überhaupt noch eine Produktion hinausfließen konnte. Es gehörte zu den großen Wundern unserer Zeit.
    Bob Barreis, elegant, lächelnd, mit einem Gesicht, das den Schönheitspreis beanspruchte, schlug die Beine übereinander und wartete, bis die letzten Besucher den Gerichtssaal verlassen hatten.
    »Sie waren groß in Form, Doktor«, sagte er. »Wir sollten diesen Tag feiern! Wieso hatten Sie eigentlich Sorge?«
    »Wissen Sie, welche stille Vorarbeit wir alle geleistet haben? Ihr Onkel, Ihr Freund Hellmut, ich?«
    »Hellmut auch? Sieh an.« Bobs Lächeln verzerrte sich etwas. »Der große Idealist. Drückt mich aus der Firma, aber verschießt für mich Munition. Auch schon aufgesaugt von dem Barreis-Schwamm, der alles in sich hineinschlürft, was gegen Barreis stinkt? Ein treuer Vasall Onkel Theodors! Laden wir ihn auch ein.«
    »Einladen? Wohin?«
    »Welche Frage, Doktor! Man hat fast eineinhalb Jahrhunderte hindurch die Völkerschlacht bei Leipzig gefeiert … das hier war eine Völkerschlacht der Barreis. Ich werde sie zum obligatorischen Familienfeiertag ernennen und mit den Feiern heute anfangen! Wir beginnen in der ›Zero-Bar‹.«
    »Ihr Onkel ist zurück nach Vredenhausen, ich habe einen Termin in Duisburg …«
    »Heute noch?« Bobs Stirn krauste sich. »Am Abend?«
    »Geschäftliche Verhandlungen größeren Ausmaßes legt man gern auf den Abend. Das würden Sie wissen, wenn Sie sich mehr ums Geschäftsleben gekümmert hätten.«
    »Sieh an, der siegreiche Dr. Dorlach trumpft auf.« Barreis erhob sich und rückte sein Jackett gerade. »Erlauben Sie sich als Sonderhonorar jetzt Frechheiten? Oder ist es die neue Richtung, befohlen vom Feldherrn Theodor? ›Macht Bob zur Sau! Seinen Prozeß hat er los, jetzt alle Mann ran und tretet ihm den Hintern weich!‹ Nicht mit mir, Doktorchen. So nicht! Ich verzichte auf Ihre Begleitung. Sie haben das Recht erwürgt – das wissen wir zwei genau –, und Sie haben es für Geld getan. Sie sind nicht besser als ein Zuhälter.«
    »Ich möchte Ihnen eins in die Fresse hauen!« sagte Dr. Dorlach heiser.
    »Tun Sie's! Nur der Gerichtsdiener ist noch da. Sie sind stärker als ich, ich weiß. Aber ich warne Sie … ich werde Sie in den Unterleib treten.«
    Sie standen eng voreinander, Bob und der Mann, der seinen Kopf gerettet hatte. Dr. Dorlach trug noch seine weite schwarze Anwaltsrobe mit dem seidenen, glänzenden Kragen.
    »Es war das letzte Mal, daß Sie mit mir rechnen konnten«, sagte Dorlach tief atmend.
    »Ich brauche Sie auch nicht mehr, Paragraphenbeschlafer.« Barreis schob ihn wie einen stinkenden Bettler mit einem Ruck aus dem Weg. »Was wollen Sie noch? Sie haben alles erreicht: Meinen Hinausschmiß aus der Firma, meinen Verzicht auf das Erbe, meine Freiheit, den blankgeputzten Schild der Barreis', die Rettung der Familienehre … es ist alles so gelaufen, wie am Generalstabstisch der Barreis' geplant. Nur eins habt ihr vergessen: Ich will leben! Und das werde ich jetzt. Ohne die Barreis'! Wann bekomme ich meine erste Monatsrate?«
    »Wenn Sie wollen – morgen.«
    »Meinen neuen Wagen?«
    »Suchen Sie sich einen aus. Rechnung an mich.«
    »Die Wohnung in Cannes?«
    »Fahren Sie hin, und reichen Sie uns einen Kostenvoranschlag ein, den wir prüfen werden.«
    »Ein beschissenes Blatt Klopapier schicke ich euch!« sagte Bob voll Genuß.
    »Das werden wir selbstverständlich honorieren«, antwortete Dr. Dorlach ebenso ironisch.
    »Sie aalglatter Halunke! Sie Schleimschwitzer! O wie ich euch alle verachte! Euch nicht mehr zu sehen, war die beste Idee von Onkel Theodor! Zahlt – und laßt mich in Ruhe!«
    »Den gleichen Wunsch haben wir: Nehmen Sie das Geld, und machen Sie uns keine Schwierigkeiten mehr.«
    »Bis auf eine. Eine sich mehrfach wiederholende! Und die wird euch aus den Schuhen kippen: Ich werde Kinder machen! Barreis-Erben! Wie schon verkündet! Ich werde die

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