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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hochstand der Medizin, wieder auftauen zu lassen zum zweiten Leben!«
    Es klang einleuchtend. Haferkamp nahm die Erklärung an. Aber beruhigt hatte er sich noch nicht. Er nahm sich vor, dem alten Tschocky das Verhalten seines Sohnes als ungehörig zu schildern.
    Am Nachmittag fuhren Bob und Marion zurück nach Essen.
    »Meine Hochzeitsnacht in diesem Haus?« sagte Bob zu Haferkamp. »Nie! Soll ich den ersten Barreis in dieser vergifteten Atmosphäre zeugen?«
    »Apropos Zeugen.« Haferkamp war sehr ernst. »Zeugen in anderer Bedeutung. Der alte Adams bleibt verschwunden. Irgendein Schwein versteckt ihn in Vredenhausen. Er darf bei Gericht nicht auftreten!«
    »Das ist die Sorge von Dr. Dorlach, nicht meine.«
    »Und wenn er im Gerichtssaal erscheint?«
    »Was dann? War er dabei? Rekonstruieren kann man immer nach zwei Seiten. Es wird nirgendwo soviel dummes Zeug verzapft wie bei Gutachtern in Prozessen. An Ort und Stelle, damals in der Nacht, hat man sich ein Bild machen können, und das allein gilt. Ich konnte Lutz nicht mehr helfen. Er war hinter dem Steuer eingeklemmt.«
    »Und wie bist du herausgekommen?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich lag plötzlich im Schnee. Ein Wunder vielleicht.«
    »Ein echtes Barreis-Wunder. Sieh dich vor, daß du nicht eines Tages seliggesprochen wirst …«
    »Dann darfst du mir eine Kerze weihen!« Bob war versucht, in dieses Gesicht hineinzuschlagen. Diese Überlegenheit! Für ihn bin ich ein Dreck. Aber sie alle sind schuld daran, daß ich so geworden bin. Jetzt, wo sie ihre Früchte sehen, nähen sie sich in eine Unschuld ein wie in eine zweite Haut.
    Aber wartet nur ab! Ich werde diese zweite Haut aufschlitzen!
    In Essen, in der Holtenkampener Straße 17 waren sie dann endlich allein. Bob hatte drei Flaschen Sekt mitgebracht, in einer Kühltasche, und ließ jetzt, entgegen den Gesetzen der lautlosen Champagneröffnung, den Korken gegen die Decke schießen.
    »Frau Barreis« – sagte er dann –, »ich begrüße Sie! Das war eine Hochzeit zum Anspucken!«
    »Wenn wir nur glücklich werden«, antwortete sie leise. Sie schlüpfte aus ihrem rosa Traum von Tüll und Spitzen. Auch ihr BH und das Höschen waren rosa. Mit hängenden Armen stand sie da, ein Bild von Kindlichkeit, so daß Bob verblüfft sein Glas absetzte.
    »Du bist so unbeschreiblich jung –«, sagte er.
    »Schon dreiundzwanzig …«
    »Du könntest ein Kind sein. Ein Kind mit den Brüsten einer griechischen Göttin. Welch eine faszinierende Idee. Marion … sei ein Kind …«
    »Aber …« Sie wich langsam zum Bett zurück. »Bob, wieso soll ich …«
    »Bind die Haare hoch. Leg dich hin, sieh mich ganz unschuldig an, zieh die Decke bis zum Kinn, reiß die Augen auf … ein Kind, das Angst vorm Schwarzen Mann hat. Ja, das mußt du sein. Los, mach schon!«
    Er zog sich mit fiebernden Händen aus, goß Marions Sektglas voll und stellte es zur Seite. Dann stand er vor dem Bett, nackt und erregt, stemmte die Hände in die Hüften und sah auf Marion herunter, die sich im Bett verkroch wie ein kleines Mädchen. Nur die großen Augen starrten ihn über der hochgezogene Decke an. Die Augen, darüber die kleine Stirn und die schwarzen Haare.
    »Wie alt bist du?« fragte er. Seine Brust hob sich schneller.
    »Vierzehn …«
    »Hast du schon einen Mann gesehen? Einen Mann, nackt wie mich?«
    »Nein.«
    »Gefällt es dir?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hast du Angst?«
    »Ja.«
    »Zieh die Decke runter.«
    »Nein.«
    »Du schämst dich?«
    »Ja.«
    »Dann ziehe ich sie weg.«
    »Ich schrei' um Hilfe.«
    Über Bob Barreis rieselte das unwiderstehliche Gefühl, in das er sich hineinstürzte wie in eine Brandung. Es ergriff wieder seinen ganzen Körper, ließ ihn glühen und geradezu atemlos werden.
    Mit einem Sprung war er im Bett, kniete über Marion, riß die Decke weg, zerfetzte den BH, zog den Slip herunter, und als sie begann, sich zu wehren, so wie sich ein Kind wehren würde, wenn es überfallen wird, begann er mit einem merkwürdigen Laut zu grunzen, warf sich mit aller Schwere auf ihren Leib, drückte sie nieder und bezwang sie mit einer Kraft, die alles in ihr zerbrach.
    Später tranken sie ihren Sekt, schweißnaß, der eine glücklich, die andere noch immer von Schauern durchweht.
    »Wir werden glücklich werden«, sagte Bob, und in diesen Augenblicken glaubte er es selbst. Es war immer so bei Marion … war der Rausch verflogen, kam er sich bei ihr geborgen vor, wie in eine Heimat zurückgekehrt,

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