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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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laufen, nicht mehr sprechen, nicht mehr stehen … und dieses Zittern, dieses Zittern, Liebling … die ganze Welt löst sich in Zittern auf.« Sie küßte ihn, rutschte tiefer, legte sich auf seinen Unterleib und benutzte seine Männlichkeit wie ein weiches Kissen. »Alles, was ich verdiene, geht dafür drauf. Ich habe dir gesagt: Ich bin teuer. Und ich warne dich noch einmal! Denk nicht an ›Immer‹. ›Immer‹, das bedeutet bei mir, daß ich dich arm fixe …«
    »Ich werde dich davon abbringen«, sagte Bob heiser. Er erinnerte sich an den Clubabend in Essen, an die LSD-Gesellschaft bei Tschocky, als die Welt gläsern und violett wurde und die Menschen zu winzigen, durchsichtigen Zwergen, in denen die Herzen tickten wie Uhren. »Verdammt … ich werde dich heilen …«
    »Wenn du das fertigbringst, soll der Papst dich heilig sprechen.« Sie lachte hell, von neuer Kraft durchflossen, des Lebens ganze Schönheit umarmend durch die Spritze voll Pervitin. Sie hob das rechte Bein und zeigte mit den Zehen auf den Nachttisch. »Willst du's auch versuchen, Schatz?«
    »Nie! Verflucht, nie! Claudette, ich liebe dich …«
    »Sag das nicht. Du liebst den hinterlassenen Dschingis-Khan in mir.«
    »Ich habe dir gesagt, daß du die Frau sein kannst, die mit mir hundert wird.«
    »Und ich habe dir gesagt, daß dieser Körper keine zehn Jahre mehr aushält. Ich weiß das genau, aber es ist wie auf einer Bobbahn … man rast die Strecke hinunter, die Geraden und Kurven und Steilhänge, und man kann nicht mehr anhalten, man muß weiter, weiter, ins Ziel … Es kann auch sein, daß ich mittendrin hinausfliege …« Sie angelte mit den Zehen, mit denen sie greifen konnte, als seien es ihre dritten Hände, die kleine Injektionsspritze und holte sie zu sich. Mit angezogenen Knien, die Spritze zwischen den zierlichen, rotlackierten Zehennägeln, zeigte sie Bob das gläserne Instrument. »Das allein ist Leben –«, sagte sie wie ein Kind, das seiner Puppe spontan einen Namen gibt.
    »Und ich?«
    »Du, mein Schatz, bist das ganze Fleisch, das die leere Hülle Leben ausfüllt. Aber ohne diese Hülle bist du ein Nichts. Ein roher Kloß. Ekelhaft.«
    »Claudette!« Er richtete sich auf. Sie blieb in seinem Schoß liegen, balancierte die Spritze zwischen den Zehen und warf mit beiden Händen ihre Haare hoch wie schwarzen Schnee.
    »Versuch es …«
    »Was?«
    »Ohne dieses Mistzeug zu leben.«
    »Du wirst dich wundern, wie ich dann werde!«
    »Ich halte es aus! Du kennst meinen Willen nicht. Ich werde dich einsperren, wenn du es wieder brauchst.«
    »Ich schlage dir alles kaputt! Ich könnte sogar aus dem Fenster springen!«
    »Vierzehn Etagen hoch wohnen wir.«
    »Was interessiert mich das? O Liebling, du kennst nicht die Hölle.«
    »Als ich nach Cannes zog, habe ich mich darauf vorbereitet, selbst eine zu schaffen.«
    »Dann laß es uns gemeinsam tun, Schatz. Du deine, ich meine … Himmel, wird das ein herrliches Leben, wenn wir alle Teufel sind!«
    Sie ließ die Spritze aus ihren Zehen fallen, warf sich mit einem girrenden Aufschrei über Bob und preßte ihn zurück in die Kissen.
    Sie zerrissen sich fast gegenseitig bis in den sonnigen Morgen hinein.
    Nach drei Wochen tauchte unvermittelt Hellmut Hansen in Cannes auf. Er klingelte gegen Mittag an Bobs Wohnungstür, und Bob öffnete in einem seidenen, orientalischen Mantel.
    »Die Himmel rühmen der Moral Neugier«, sagte er und blieb wie eine Sperre in der Tür stehen. »Was willst du, Erbe der Barreis?«
    »Ich hatte in Nizza zu tun und dachte mir, Bob freut sich, wenn ich ihn besuche.«
    »Du läßt nach, Hellmut … ich ertappe dich dabei, wie du wiederholt falsch denkst.«
    »Sollen wir auf dem Flur weitersprechen?« fragte Hansen. Er sah etwas abgespannt aus. Seit zwei Wochen flog er kreuz und quer durch Europa, besuchte die Großhändler und verhandelte mit den Kriegsministerien. Die Barreis-Werke hatten einen neuen elektronischen Rechner entwickelt, der – in Zielvorrichtungen eingebaut und mit ihnen gekoppelt – eine dreiundneunzigprozentige Zielsicherheit garantierte. Bonn hatte es den Barreis-Werken erlaubt, den befreundeten Staaten dieses Patent anzubieten.
    »Das bringt uns Millionen!« sagte Theodor Haferkamp zufrieden. »Da sieht man wieder, zu welchen Leistungen menschliche Hirne fähig sind und wo es überall Lücken gibt! Dreiundneunzigprozentige Zielsicherheit … das ist fast vollkommen. Und da der Mensch nie vollkommen sein kann, muß man sagen: Unser Gerät
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