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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit ihm wieder vor der Wohnungstür stand.
    »Nun?« fragte Bob.
    »Sie ist Morphinistin«, sagte Hansen leise.
    »Ich werde sie heilen, Hellmut. Es ist meine Lebensaufgabe.«
    »Du hast dir einen zerstörten Himmel heruntergeholt, weißt du das, Bob?«
    »Ich baue ihn wieder auf.«
    »Sie ist die wundervollste Frau, die ich je gesehen habe.«
    »Sie war eine Hure.«
    »Warum sagst du das?«
    »Wegen Onkel Theo. Es wird sein Herz erfreuen. Er wird gesünder, je elender ich werde.«
    »Fühlst du dich elend, Bob?«
    »Elend?« Bob Barreis lachte schallend. »Wie kann ein Mann elend sein, wenn er den Himmel aufbaut? Ich richte dir eine Ecke darin ein, wenn ich fertig bin …«
    Sehr nachdenklich fuhr Hellmut Hansen in das Hotel Imperial. Er schlief diese Nacht sehr unruhig, hängte noch einen Tag in Cannes dran und sah Bob wieder, wie er mit Claudette über die Croisette spazierte. Stolz, schön, elegant, ein Blickfang, zusammen mit seiner Begleiterin, einer geradezu unfaßbaren Schöpfung der Natur.
    Die Leute blieben stehen und starrten ihnen nach, wenn sie vorbeigegangen waren. In den Augen der Männer lag träumerische Sehnsucht.
    »Er hat schon für neuntausend Francs Ampullen und Tabletten für sie gekauft«, sagte Tschocky. Er saß mit Willkes und Schuhmann unter der Markise eines der Cafés am Straßenrand, schlürfte einen Champagner-Sorbet und schien sehr zufrieden mit der Entwicklung. Erwin Lundthaim war wieder in Deutschland und interessierte sich auffallend für die chemischen Labors seiner väterlichen Fabrik. Sie stellte Arzneimittel her, und der Markt verlangte nach immer neuen Produkten. Eine Forschungsgruppe im Labor III stand kurz vor dem Abschluß einer Versuchsreihe mit einem neuen Psychopharmakum. »Dagegen ist LSD ein saurer Drops«, sagte Lundthaim am Telefon zu Tschocky. »Sie haben eine Maus damit geimpft und in einen Käfig mit einer Katze gesperrt. Die Maus hat die Katze angegriffen – auf Menschen muß das Zeug wirken, als könne er mit den bloßen Händen fliegen …«
    »Das ist es!« hatte Tschocky geantwortet. »Bring es mit, Erwin. Warum soll Bob Barreis nicht fliegen können, wo er doch bereits bei der Rallye über den festgeklemmten und brennenden Lutz Adams hinweggeflogen ist? Er scheint begabt dazu!«
    Nun warteten sie auf Lundthaim und sahen neidlos zu, wie Bob Barreis zusammen mit Claudette Cannes verzauberte.
    Auch Hellmut Hansen saß auf einer Caféterrasse und schob die Zeitung vor sein Gesicht, als Bob vorbeispazierte. Aber er war nicht schnell genug … Bob sah ihn doch und kam auf ihn zu. Claudette blieb am Fenster einer Boutique stehen, eine unwirkliche Schönheit mit wehenden, lackglänzenden schwarzen Haaren.
    »Hellmut …«, sagte Bob Barreis. »Wann bist du wieder in Vredenhausen?«
    »Morgen.«
    »Ich brauche Geld.«
    »Der Erste ist erst in zehn Tagen.«
    »Fangen die Barreis' an, mit Tagen zu rechnen?«
    »Onkel Theodor.«
    »Ein Vorschuß. Viertausend Francs.«
    »Ich will es weitergeben. Aber die Antwort solltest du kennen.«
    »Ihr seid ein Lumpenpack!«
    »Bob, du hast auf alle Rechte verzichtet und dem monatlichen Betrag zugestimmt.«
    »Ich verlange ja auch nicht mehr … nur früher.«
    »Onkel Theodor wird sich genau an den Vertragstext halten: Am Ersten jeden Monats. Du kennst ihn doch.«
    »Dann gib du mir viertausend Francs.«
    »Ich habe noch genug Geld für die Heimfahrt, mehr nicht.«
    »Zum Teufel, du hast doch Prokura! Gib mir einen Scheck!«
    »Wie soll ich das verantworten?« Hansen faltete die Zeitung zusammen. Sein Blick flog hinüber zu Claudette, die mit der Besitzerin der Boutique sprach. »So teuer ist sie?«
    »Ich brauche Stoff für sie. Verstehst du? Stoff …«
    »Ich denke, du willst sie entwöhnen?«
    »Langsam, Hellmut, behutsam. Sie wird zur Bestie, wenn sie nichts bekommt.«
    »Und dabei willst du bleiben, Bob? Mein Gott, lauf weg … weit weit … flüchte –«
    »Vor so einer Frau?« Bob schüttelte den Kopf. »Marion wollte mich retten … dabei ging sie zugrunde. Jetzt werde ich einen Menschen retten, und ich stehe es durch! Du glaubst mir nicht? Gut! Behalte dein Mistgeld … diese zehn Tage schaffe ich schon aus eigener Kraft –«
    Er drehte sich um, ging zu Claudette zurück, küßte sie vor allen Passanten auf die Augen, faßte sie unter und ging mit ihr weiter.
    Ein Paar, wie aus der Sonne getropft.
    Nicht alle Teufel erkennt man an ihren Hörnern –
    Vier Tage nach Hellmut Hansens Rückkehr nach Vredenhausen war es

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