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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Minderwertigkeitskomplex so stark, daß Bob etwas Dummes anstellt, etwas Grandioses in seinen Augen … Autorennen, Bobfahrten, Kunstflüge, Wellenreiten, obgleich er weiß, daß er auch da nie Meister werden wird. Aber er will bewundert werden, er will der Held sein! Er will ein Quentchen von Hellmut Hansen haben!«
    »Dann wäre es besser, Hansen wegzuschicken. Es hören dann die seelischen Reibungen bei Bob auf.«
    »Und wer soll die Barreis-Werke einmal leiten? Bob? Der von den Fabriken nur den Keller Nummer 5 kennt, wo er die Arbeiterin Veronika Murg auf einem Berg von Holzwolle verführt hat? Dann sollte man die Barreis-Werke lieber in die Luft sprengen.«
    »Also soll einmal Hellmut Hansen sie übernehmen?«
    »Ja. Dafür stecke ich ein Vermögen in seine Ausbildung.«
    »Und dann als neuer Onkel Theo weiterhin Bob ernähren?«
    »So ähnlich.«
    »Herr Haferkamp, Sie züchten da einen Satan heran! Ungewollt, ich weiß. Sie haben nur das Beste für alle vor. Aber immer wird Hansen Vorbild bleiben, und immer wird Bob aus seinen Komplexen neue Untaten gebären. Hier sollten Psychologen sprechen. Geben Sie Bob eine Arbeit, irgendeine, in den Fabriken – lassen Sie ihn beweisen, daß er arbeiten kann.«
    »Er kann es – aber er will nicht! Zum Beispiel: Bob ist zeichnerisch sehr begabt. Er könnte in der Werbeabteilung Ideen entwickeln. Was macht er? Er fuhr hintereinander mit drei Sekretärinnen in die Wälder und quetschte mit ihnen das Moos. Und was schleudert er mir hinterher ins Gesicht? ›Diesen Malpinsel hat jeder gern!‹ Ein überzeugendes Argument, ich habe sogar gelacht – aber im Hirn wälzte ich Mordgedanken. Bobs Charme läßt Gletscher schmelzen. Aber was hilft das alles? Er muß jetzt für eine gewisse Zeit isoliert werden. Er muß weg aus Vredenhausen.«
    »Dann geben Sie ihm genug Geld, und schicken Sie ihn nach Acapulco. Mexiko ist weit genug, und dort trifft er seinesgleichen.«
    »Acapulco ist zu weit. Ich muß ihn trotzdem unter den Augen haben.« Haferkamp trank seinen Kognak aus. Seine Hand zitterte, als er das Glas zum Mund führte. »Ich habe gute Freunde. Sie wären bereit, Bob für drei, vier Monate zu nehmen. Freunde ohne erwachsene Töchter! Ich werde ihn mit Geld knapp halten, ich werde ihm sagen, daß ich Schulden nicht bezahle, sondern ihn dafür brummen lasse, ich werde ihn an die Kandare nehmen! Verdammt, ich mache endlich Ernst! Er soll für jedes Bier, das er trinkt, für jeden gekippten Whisky arbeiten. Und er wird sich anstrengen, um sich nicht zu blamieren. Er wird seinen Stolz verteidigen müssen …«
    »Warten wir es ab«, sagte Dr. Dorlach nachdenklich. »Ein Mann, der seine Mutter schlägt, trägt seinen Stolz nur wie ein Mäntelchen.«
    Kurz darauf trat Bob Barreis in die Bibliothek. Man sah ihm an, daß er bereits informiert war. Wie ein trotziger Junge stellte er sich an die Bücherwand.
    »Mama sagt mir, ihr wollt mich in die Verbannung schicken?«
    »Es gibt verschiedene bessere Namen dafür.« Theo Haferkamp ließ sich auf keine Diskussion mehr ein. »Du kannst wählen: Essen – Bankhaus Keitell & Co. Duisburg – Westdeutsche Stahlwerke, oder Recklinghausen – Großhandelskontor Ulbricht KG. Wo willst du hin?«
    »Essen!« Trotz klang in Bobs Stimme auf. »In Essen kenne ich wenigstens Marion.«
    »Wer ist Marion?«
    »Marion Cimbal, eine Bardame.«
    »Also wirst du nach Recklinghausen gehen.«
    »Wenn du willst, daß ich ausreiße und nie mehr wiederkomme …«
    »Wiederhole diese Freudenbotschaft noch einmal. Soviel Glück gibt's ja gar nicht.«
    »Lassen Sie ihn nach Essen gehen.« Dr. Dorlach machte dem Familienduell ein Ende. »Es ist eine reelle Chance.«
    »Die Güte trieft von euch wie Honigseim. O Himmel, ich muß kotzen!« Bob Barreis riß die Tür zum Park auf. »Luft! Frische Luft! Ich ersticke im Kalkstaub –«
    »Jetzt sollte man ihm einfach und ohne Reue den Schädel einschlagen«, knirschte Theodor Haferkamp. »Aus solchen Situationen heraus hat er seine Mutter geschlagen. – Wie kann ein Mensch nur so sein?«
    »Er hat eine kranke Seele, das ist das ganze Geheimnis. Solange er Kind war, hat man ihn verhätschelt, solange er Mann ist, haßt und nützt man ihn aus. Das weiß er ganz genau … und er kann nicht dagegen an!« Dr. Dorlach sah Haferkamp ernst an. »Er ist das Produkt seiner Erziehung, ihrer aller leibhaftig gewordener Fehler. Sie müssen damit fertig werden …«
    Zwei Tage später fuhr Bob Barreis nach Essen in die

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