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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mir erzählt?«
    »Ja.«
    »Nichts Gutes, was?«
    »Die Wahrheit. Daß du ein Playboy bist.«
    »Das war ein Fehler.« Bob stieß sich von seinem roten Sportwagen ab. »Playboys wirken auf Frauen immer wie Sekt. Man will sich an ihnen einen Schwips antrinken! Hellmut, du magst ein Geistesakrobat sein … in der Kenntnis der Frauen bist du ein Hilfsschüler. Nun los … stell mich ihr vor. Wenn jemand Eva heißt, regt sich in mir der Adam …«
    Hellmut Hansen ging mit Bob zu seinem Wagen zurück. Eva Kottmann stieg aus und gab Bob Barreis die Hand, als er vor ihr stand. Ihr Lächeln, ihre großen blauen Augen, ihr im Wind wehendes seidiges Haar, ihre erfrischende Natürlichkeit überfielen Bob wie kühlendes Wasser.
    »Sie sind Bob Barreis«, sagte Eva, bevor er selbst etwas sagen konnte. »Hellmut hat Sie genau beschrieben. Er nannte Sie seinen besten und einzigen Freund.«
    Das war geschickt, das nahm Bob sofort den Wind aus den Segeln. Er lächelte charmant und gab seiner Stimme das samtweiche Timbre, an dem die Frauen klebten wie Bienen am Honig. »Es ist erstaunlich«, sagte er, »wie ein so trockener Wissenschaftler wie Hellmut sich den lichten Frühling einfangen kann. Eva, ich freue mich ehrlich, Sie bald in unserer Familie zu wissen. Und jetzt auf zu Onkel Theodor, dem Oberpriester der Barreis'.«
    Eva Kottmann stieg wieder in den Wagen, Bob blinzelte Hansen zu und spitzte die Lippen.
    »Zucker!« sagte er leise, als Eva im Wagen saß. »Zucker, mein Lieber!«
    »Vergiß nicht: Ich bringe dich um!«
    »Ich werde daran denken, wenn ich sie zum erstenmal küsse.«
    Er wandte sich ab und schlenderte zu seinem roten Wagen zurück. Hansen blickte ihm mit geballten Fäusten nach. Warum lebt so etwas, und Lutz Adams mußte sterben, dachte er. Wer Gott blind nennt, muß doch irgendwie recht haben …
    In der Barreis-Villa fand unterdessen in der Bibliothek ein folgenschweres Gespräch statt. Theo Haferkamp und Dr. Dorlach saßen sich bei einem Kognak gegenüber, Mathilde Barreis, Bobs Mutter, stand an dem großen Flügelfenster und weinte lautlos in ihr Taschentuch.
    Onkel Theodor war dabei, aufzuräumen.
    »Heulen und Zähneklappern hat keinen Sinn mehr«, sagte er laut. Man hörte seiner Stimme an, daß er keinen Widerspruch mehr duldete. »Bobs bisheriges Leben haben wir immer wieder abdecken können. Wir haben drei Mädchen abgefunden, zwei haben wir die Abtreibung in England bezahlt. Wir haben seine Sportwagen finanziert, seine Reisen, seine Hotelrechnungen, sein sinnloses, faules Stromerleben. Seit dem Abitur kostet er nur Geld und arbeitet nur in den Betten! Unser Bankkonto erträgt das, selbstverständlich, soviel kann Bob gar nicht ausgeben, wie wir einnehmen – aber alles hat eine Grenze! Der Tod von Lutz Adams – mein Gott, ich will nicht weiter untersuchen, um nicht einen Infarkt zu bekommen –, dieser Tod und der Skandal auf dem Friedhof sind der Schlußpunkt! Doktor, hören Sie auf mit Ihrer Erklärung, man könnte den alten Adams in die Klapsmühle stecken. Er kommt nicht hinein, ich will es nicht! Wenn hier einer verschwindet, dann ist es Bob!«
    »Er ist mein Kind!« rief Mathilde vom Fenster.
    »Er ist das Kreuz, das wir alle schleppen bis zum Zusammenbruch! Mathilde, wie oft hat er dich geschlagen?«
    »Theodor!« schrie Mathilde Barreis entsetzt. Dr. Dorlach stellte klirrend sein Glas auf den Tisch. Haferkamp nickte böse.
    »Spiel keine Tragödie, Mathilde! Jawohl, Doktor, er schlägt sie. Der Sohn schlägt seine Mutter. Von viermal weiß ich selbst … und wie oft war es wirklich, Mathilde?«
    »O diese Gemeinheit! Diese Gemeinheit! Alle haben sich gegen ihn verschworen, nur weil er so schön, so elegant, so wohlerzogen ist …« Sie stampfte aus Protest mit dem Fuß auf und rannte dann aus der Bibliothek. Dr. Dorlach wartete, bis die Tür hinter ihr zufiel.
    »Er schlägt sie wirklich?« wiederholte er, als könne er das nicht begreifen.
    »Ja.« Haferkamp goß noch einen Kognak ein. »Bob ist sehr jähzornig. Ein paarmal wurde es selbst seiner Mutter zuviel, und als sie ihn zur Rede stellte, ohrfeigte er sie. Das gleiche hat er mit der Haushälterin Renate Peters gemacht, seinem früheren Kindermädchen. Aber von ihr läßt er sich noch mehr sagen als von seiner Mutter. Am meisten nimmt er Lehren von Hellmut Hansen an. Uns alle verblüfft das maßlos. Wir haben dafür keine Erklärung. Irgendwie muß er ihn bewundern, den armen Jungen, den ich studieren lasse. Und dann wird dieser ganze

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