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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lachte hell auf. »Das ist ja fast pervers!«
    »So betrachte ich es auch. Ab und zu muß man bei Onkel Theodor mit dem Kopf unterm Arm spazierengehen. Im Augenblick wandle ich so herum. Das schließt nicht aus, daß ich mich um dich kümmern könnte.« Er beugte sich vor und küßte Marion schnell auf die kleine Nase. »Cimbalmädchen, soll ich dir was verraten?«
    »Eine Lotto-Reihe mit sechs Richtigen?«
    »So ähnlich, Süße.« Bobs Gesicht wurde plötzlich ernst und feierlich. »Von all den vielen Mädchen, die ich kenne, warst du eine der wenigen, die ich irgendwie geliebt habe. Guck mich nicht an wie ein Reh … es stimmt. Jetzt, wo ich dir wieder gegenübersitze, ist es ganz anders als bei anderen Mädchen. Verstehst du das?«
    »Vielleicht. Aber das ist doch Unsinn, Bob …« Marion Cimbal putzte Gläser, aber ihre Hände flatterten dabei. »Wer ich bin, weißt du … und was du bist, weiß auch jeder. Da gibt es doch nichts als ein bißchen Freude. Es machte uns beiden mehr Spaß miteinander als mit anderen … aber das ist auch alles! Und über ein halbes Jahr warst du nicht mehr hier.«
    »Ich habe Rallyes gefahren.«
    »Ich weiß. Ab und zu standest du in der Zeitung. Auch die Sache mit Lutz Adams'. Schrecklich, was?«
    »Scheußlich.« Er hielt seine noch verpflasterten Hände hin, und Marion legte ihre zarten Hände hinein, als könnten sie kühlen. »Man muß darüber hinwegkommen. Marion … ich habe in diesem halben Jahr oft an dich gedacht.«
    »Das ist eine Lüge, Bob.« Aber sie wurde ein wenig rot dabei.
    »Stimmt. Oft ist relativ. Die Erinnerung an dich tauchte auf, als Onkel Theo sagte, meine Verbannung hieße Essen. Und plötzlich warst du da … sah ich dich vor mir … wie damals in deinem Zimmer, als die Heizung versagte und du mit den Zähnen klappertest, als du dich auszogst … Und weißt du, was ich da gefühlt habe? Jetzt bist du nicht allein in Essen. Du hast Marion. Ich habe mit keinem einzigen Wort protestiert, als Onkel Theo mich wegschickte –«
    »Du sagst das alles, als wäre es die Wahrheit …«
    »Es ist wahr, Marion.« Er sah sie aus seinen teuflisch treuen Augen an, und es war ein Blick, der eiserne Herzen aufsprengen konnte. Marion zog ihre Hände zurück. Ihr Herz schlug schneller und trommelte den Verstand in Grund und Boden.
    »Es kommen andere Gäste, Bob. In einer halben Stunde ist das Lokal bumsvoll. Setz dich hinten an den Ecktisch. Wenn ich Zeit habe, komme ich schnell zu dir …«
    »Wann tagt der Club?« Bob kippte seinen Wodka. Seine Frage klang völlig uninteressiert.
    »Meistens wird es 23 Uhr.«
    »Und was clubt man so den ganzen Abend?«
    »Alles. Hasch, Koks und LSD …«
    »Und du machst mit?«
    »Ich muß bedienen. Ab und zu rauche ich auch mal eine mit. Man fühlt sich dann viel leichter.«
    »Wem sagst du das?« Bob Barreis hielt sein Glas hin, und Marion goß neuen Wodka ein. »Kann man da mitmachen?«
    »Bob! Muß das sein?« Marion Cimbal winkte den neuen Gästen zu, die am anderen Ende der langen Bartheke Platz nahmen. Die Bar füllte sich jetzt, die kleine Combo begann ihr Programm herunterzuspielen. Vier Go-go-Girls nahmen ihren Dienst auf und verrenkten sich die Glieder. Der Geschäftsführer, ein dunkelhaariger, langer Mensch von südlichem Typus, ging durch das Lokal und begrüßte die Gäste mit kleinen Verbeugungen. Vor Bob blieb er nachdenklich stehen.
    »Wir kennen uns doch, mein Herr«, sagte er vorsichtig.
    »Bob Barreis.«
    »Natürlich!« Der Geschäftsführer warf einen Blick auf Marion, die für die neuen Bargäste eine Reihe Gläser bereitstellte. »Hat Ihnen Marion von unserem neuen Club erzählt?«
    »Sie deutete nur an. Muß ein lahmer Verein sein. Schnupftabakrunde, was?«
    »Vielleicht fehlen Sie noch?«
    »Wer ist denn alles Mitglied?«
    »Die besten Familien. Hallemann, Tschocky, Berndsen, Vordemberg, Hille, Wendeburg …«
    »Das genügt.« Bob Barreis winkte ab. Tschocky, Berndsen und Wendeburg kannte er, die anderen Namen hallten in der High Society wie Donnerhall. Stahl und Eisen, Hochbau und Export … die Väter beherrschten die Ruhr und die Aktienkurse. Ihre Söhne aber gingen hier, im grünen Salon von ›Pedros Saloon‹, auf die Reise in das Wunderland des Satans. »Grüßen Sie Tschocky schön von mir.«
    »Ich führe Sie in den Club ein, wenn Sie wollen.«
    »Darüber läßt sich reden. Aufnahmebedingungen?«
    »Keine Angst.«
    »Die habe ich nie gekannt.«
    »Dann haben Sie alle Bedingungen schon erfüllt.«

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