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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pfützen rudernd und das Wasser schluckend, das nach Urin stank … O dieser Himmel mit dem Licht, das wie Honig tropft … diese Welt aus Kristall mit den durchsichtigen Bergen … Aber da kommt ein Vogel … ein riesiger Vogel … die Sonne bedeckt er mit seinen Flügeln, und sie sind aus schwarzen Blüten und kreischen beim Flug wie zerreißendes Autoblech. Der Vogel … er stößt herunter auf den Wolf, der nur noch so groß ist wie eine Hummel … der Vogel … ein Gesicht hat er … ein Gesicht … ein rotes Gesicht … Es ist Hellmut … Hellmut Hansen … der Vogel Hansen …
    Bob Barreis rollte von der Bank und wälzte sich schreiend über den Teppich. Er stieß mit Armen und Beinen um sich, kugelte bis zu Marion Cimbal, die starr, als sei sie aus Stein, auf dem Boden lag, rollte über sie und klammerte sich an ihr fest. Sein Gesicht hatte jede Form verloren … es explodierte in dem Erlebnis der anderen Welt.
    Der Vogel stieß herunter auf den kleinen Hummelwolf, der Schnabel klaffte auf … aber der Wolf wehrte sich … drehte sich auf den Rücken und schoß einen Strahl Urin auf den Vogel. Da verschwand der Vogel Hansen … fiel auseinander wie der hölzerne Vogel beim Schützenfest … regnete aus dem Himmel mit violetten Tropfen und verdunstete auf der kristallenen Erde … Und plötzlich war der Wolf wieder ein Mensch … war Bob Barreis, schöner denn je, ein nackter Gott mit Muskeln aus Edelsteinen … und er ging durch einen Wald aus wiegenden, wogenden, tanzenden Mädchenbeinen … und das Moos, über das seine Füße glitten, waren die Schöße, wolliges, goldenes Gras, aus dem die Hitze des Sommers dampfte … Ein unbeschreibliches Glücksgefühl zerriß seine Brust … er nahm sein Herz heraus, preßte es und ließ das Blut über die moosigen Schöße tropfen –
    Marion Cimbal lag steif auf dem Boden, versteinert, mit kaum tastbarem Puls … eine Statue, die der Sturm umgeweht hatte. Nur ihr Mund zuckte unter stummen Schreien, und in ihren aufgerissenen Augen schwamm ein unerklärbares Staunen.
    Ein Baum mit Früchten aus Glas … ein Baum, orangen wie ein Sonnenuntergang … und gläserne Menschen, in denen man das Blut fließen sieht und die Organe arbeiten wie in einer Fabrik die Maschinen, pflücken die gläsernen Früchte und verschlingen sie … Und der Brei fließt durch die Speiseröhre … in den Magen … durchbricht die Magenwand … gleitet in das Becken … in den Schlauch der Gebärmutter … und da wird der Brei zu einem Kind … und wächst und wächst … Kinder mit riesigen Köpfen … menschliche Kaulquappen … und auf einer Wiese aus goldenen Blättern gebären sie die Kinder, und sie werden, kaum daß sie die Erde berühren, wieder Bäume mit orangenen Stämmen und gläsernen Früchten, und es kommen neue gläserne Menschen und essen sie, und der Brei rutscht durch die Speiseröhre in den Magen und von dort … Kreislauf, Kreislauf … Und Marion Cimbal ist eine nicht entdeckte, vom Baum gefallene Frucht und rollt sich weiter über die goldene Blätterwiese, und ein violetter Wind nimmt sie hoch, sie schwebt in den Himmel und wird ein Stern, der still und unantastbar über den gläsernen Menschen steht und die Strahlen der Sonne auffängt und sie umwandelt in Blüten, die von dem Stern auf die Erde regnen …
    Tschocky und Bob Barreis waren die ersten, die nach Stunden aus ihrem LSD-Rausch erwachten. Draußen dämmerte bereits der Morgen, die ersten Straßenbahnen ratterten durch die Stadt. Übelkeit würgte sie, ein pelziger Geschmack trieb ihre Zungen auf. Sie sahen sich an und taumelten zu einem Tisch, auf dem einige Flaschen standen.
    »Whisky?« fragte Tschocky.
    »Ist mir egal. Nur was Feuchtes …«
    Sie tranken aus der Flasche und setzten sich dann neben Vordemberg, der noch nicht von seiner Reise zurückgekehrt war. Er hatte sich in die Hosen geschissen, und es stank entsetzlich. Neben ihm kniete Wendeburg und hieb in einem mörderischen Rhythmus mit der Stirn gegen die Polsterung der Bank. Er mußte das schon stundenlang tun, denn die Stirn war dick geschwollen.
    »Was machst du in Essen?« fragte Tschocky und lehnte sich an die Wand. Bob Barreis versuchte zu sprechen … erst nach vier Ansätzen hörte er selbst seine Stimme.
    »Man hat mich verbannt. Ich muß arbeiten.«
    »Und das schluckst du so einfach herunter?«
    »O nein. Ich suche nur noch nach der richtigen Bombe.«
    »Kein Geld?«
    »645 Mark im Monat, vom Bankhaus Keitell & Co.«
    »Pfui Teufel! Ich

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