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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Polizei in München abzuholen. Denk dir … bis zum Tegernsee sind sie mit der Leiche geschaukelt …«
    Er wollte sich ausschütten vor Lachen.
    »Wohin sollen wir fahren?« fragte Bob. Renate Peters hob die runden Schultern. Sie trug einen Wettermantel, ziemlich eng über der Brust. Sie hat schöne Brüste. Sie sind überhaupt das Schönste an ihr. Mütterliche Brüste …
    Das Wort ernüchterte ihn sofort. Machte ihn wütend.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Irgendwohin, wo wir sprechen können.«
    »Weiß jemand, daß wir uns treffen?«
    »Nein. Ich habe heute meinen freien Tag.«
    Bob Barreis fuhr in Richtung Autobahn. Unter seinen Kopfhaaren kribbelte es plötzlich wie Ameisen. Er hielt den Atem an, aber das Kribbeln ließ nicht nach.
    Da ist es wieder, durchfuhr es ihn. Mein Gott, mein Gott, laß es nicht stärker werden. Es ist am besten, wir kehren um …
    Aber er wendete nicht. Er fuhr weiter. In die Nacht hinaus, zur Autobahn, einer Brücke entgegen, die zwei Feldwege miteinander verband.
    Und er spürte, wie das Holz des Lenkrads naß vom Schweiß wurde und wie es wie elektrische Stromstöße durch seinen Körper zuckte.
    Kehr um, sagte er sich. Bob, kehr um … Es wird immer stärker sein als du … Sie ist dein Kindermädchen gewesen, sie hat dich großgezogen, sie hat mir dir gespielt im Park, du warst ihr kleiner Liebling … Bob, sie war dir mehr und näher als deine Mutter …
    Er fuhr weiter. Schaltete die Scheinwerfer aus, rollte auf die kleine Brücke mit Standlichtern. Unter ihnen rasten wie feurige Pfeile die Autos über die Autobahn. Ein grandioses Bild. Der Mensch als Herr der Technik. Der Sieger über Zeit und Entfernungen.
    »Hier –«, sagte Bob Barreis und hielt mitten auf der Brücke. »Hier. Und nun sag: Was ist los? Was weißt du von Lutz Adams?«
    In seinen Handflächen spürte er, wie sein Blut pulsierte.

7
    Es gibt auf dieser Welt Plätze, die ziehen Liebespaare an … keiner weiß, warum. Es gibt Plätze, die ziehen Mörder an. Etwas Schicksalhaftes vollzieht sich dann, Unausweichliches, Unrettbares. Ob man liebt oder tötet – in beidem ist ein Zwang, es zu tun, dem man nicht mehr entfliehen kann.
    Bob Barreis lehnte sich im Sitz zurück. Neben ihm hockte Renate Peters, starrte auf die unter ihr vorbeijagenden Lichterbänder und hatte die Hände gefaltet in den Schoß gelegt. Sie war erregt, ihre volle Brust hob und senkte sich, und Bob dachte einen Augenblick daran, wie sie wohl reagieren würde, wenn er jetzt einfach mit beiden Händen zufassen würde, diese Brüste umfaßte und Besitz von ihnen nahm. Oder wenn er sie streicheln würde, zärtlich und scheu, fast schüchtern … zwei Arten, mit denen man Frauen immer erobern kann, wo sie unterliegen, bevor sie sich zum Kampf bereit finden. Sieger sein oder Bettler – immer werden die Frauen sich ergeben. Nur die Zauderer, die Unentschlossenen, die Ängstlichen werden die Seele einer Frau nie erobern.
    Wie war Renate Peters? Das Kindermädchen von jetzt dreiundvierzig Jahren, das vor knapp zehn Jahren dem ›Bübchen‹ mit einem Waschlappen zwischen die Beine fuhr, obwohl sich die ersten Schamhaare zeigten. Bob sah kurz zur Seite, seine Hände zuckten.
    »Willst du beten?« fragte er rauh. »Du sitzt da wie zu einem Halleluja. Ich habe dich was gefragt. Was weißt du über Lutz Adams?«
    »Nichts, Bob. Nicht mehr als die anderen.« Renate Peters drehte sich zu ihm. Ihre großen Augen – mütterliche Augen, verdammt, dachte Bob, immer diese Blicke, als wenn ich ein wertvolles Spielzeug zerbrochen hätte, immer diese stille, anklagende Trauer über das böse Bübchen, es kotzt mich an, Leute, ich gurgle mit Galle! – sahen ihn forschend an.
    »Was wissen die anderen?«
    »Sie reden, Bob.«
    »Dafür haben sie einen Mund.« Er spürte, wie das Zittern in seinen Fingern stärker wurde, wie das ekelhafte, elektrisierende Kribbeln nun auch von den Zehen aufwärts kroch, in die Waden, in die Schenkel. »Weißt du, was man mit einem Mund alles machen kann, Renatchen?«
    »Sie reden Böses über dich.«
    »Böses! Ei, ei, der ungehorsame Lümmel, was hat er da wieder angestellt. Hat sein Eisenbahnchen zerbrochen. Böses Robertchen, ich sag's dem Nikolaus! Renate … muß ich meiner Umgebung immer in die Fresse schlagen, damit sie begreift, daß ich erwachsen bin? Ich habe mit hundert oder mehr Frauen im Bett gelegen.«
    »Das ist keine Kunst, Bob. Jeder Hund findet an den Straßenecken läufige Hündinnen.«
    Bob Barreis zog

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