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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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pinkelt es an. Du bist ein Märtyrer, Onkelchen.«
    Haferkamp verließ die Bibliothek, dafür kam sehr eilig schon nach zwei Minuten – Bob betrachtete wieder die Uhr – Dr. Dorlach herein.
    Aha, jetzt werden sie munter, dachte Bob fröhlich. Ich habe die sprudelnde Quelle entdeckt: die blütenweiße Familienehre.
    »Sie wollten mich sprechen, Bob?« Dr. Dorlach lehnte sich an den Kamin, genau an die Stelle, wo gerade Haferkamp gestanden hatte. Zwischen Dorlach und Bob herrschte ein kameradschaftlicher Ton … sie wußten zuviel voneinander, um sich eine Feindschaft zu leisten.
    »Ich wollte Sie bitten, sich mit Dr. Samson in Verbindung zu setzen, Doktor. Sie kennen Samson?«
    »Wenn Sie den von Tschocky meinen …«
    »Ich meine ihn. Er wird Fritz Tschocky in einer delikaten Angelegenheit vertreten.«
    »In der auch Sie mit drinstecken?«
    »Nein. Ich war in Cannes. Das wissen Sie. Und Sie werden Dr. Samson sagen, daß – was immer auch sich entwickelt – ich in Cannes war und nie woanders.«
    »Und was ist wirklich geschehen?« Dr. Dorlach beugte sich vor, nahm aus einer silbernen, mit Zedernholz ausgeschlagenen Kiste eine Zigarre und brannte sie an. Er ließ Bob damit Zeit, zu überlegen, ob sich Vertrauen rentierte. Durch den Qualm des ersten langen Zuges sah er den jungen Barreis an. »Nun? Welches Bügeleisen muß ich nehmen? Geld oder Paragraphen?«
    »Keins von beiden. Lügen, Dementis, Androhungen von Verleumdungsklagen.« Bob Barreis genoß es, Dr. Dorlach ratlos zu sehen. »Ich will Ihnen alles erzählen, Doktor. Aber wenn auch nur ein Buchstabe von dem hier aus dem Zimmer dringt, könnte ich berichten, daß Sie mit Fräulein Hillmann jeden Samstag in Essen im Hotel Ruhrperle schlafen. Am Sonntag beschläft Onkel Theodor sie. Ich glaube nicht, daß man sich bei diesem Problem arrangieren würde –«
    »Ich wußte immer, daß Sie ein Schwein sind, Bob.«
    »Wissen ist Macht! Wir sollten voreinander diese Weisheit nie vergessen. Also hören Sie zu, Doktor …«
    Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Dr. Dorlach von der Party. Er sah ein wenig bleich aus und machte einen zerfahrenen Eindruck. Haferkamp, der ihn zum Wagen begleitete – die einzige Möglichkeit, ihn allein zu sprechen –, fragte geradeaus: »Was hat er angestellt?«
    »Nichts.«
    »Reden Sie keinen Quatsch, Doktor. Ich sehe doch, daß Sie aus dem Gleichgewicht gekippt sind. Kann es gefährlich werden?«
    »Nein.«
    »Sie garantieren dafür?«
    »Ich kann es verantworten.«
    Noch, dachte Dr. Dorlach. Heute noch! Aber wie lange wird es noch dauern, bis dieser Bob Barreis uns alle zu Ruinen macht? Er fuhr schnell ab, und Theodor Haferkamp blickte ihm nach, bis die roten Rücklichter in der Nacht untergingen.
    Es muß etwas geschehen, dachte er. Bob Barreis darf die Werke nie erben. Sollen wir alle umsonst geschuftet haben …?
    Vor der oberen Diele, von der die Zimmer seiner Mutter abgingen, traf Bob auf Renate Peters. Sie schien auf ihn gewartet zu haben.
    »Ist Mama in ihrem Salon?« fragte er.
    »Nein. Sie hat sich eingeschlossen.« Renate Peters stellte sich Bob in den Weg, als er an ihr vorbei zum Schlafzimmer seiner Mutter gehen wollte. »Bleib hier, Robert. Tu es nicht …«
    »Was?« Bob blieb abrupt stehen.
    »Mit Gewalt – deine Mutter fürchtet sich vor dir. Sie will dich nicht sehen, nicht heute. Sie weint –«
    »Anders kenne ich sie gar nicht. Tränen in den Augen, Seelchen in der Stimme. Personifizierte Mater dolorosa. Sie will mich also nicht sehen?«
    »Nein, Robert.«
    »Gerade heute brauche ich sie.«
    »Du brauchst deine Mutter? Das ist neu.«
    »Ich will sie nur ansehen … ich will stumm die Frau ansehen, in deren Schoß ich gewachsen bin und die mich dann aus sich herausgepreßt hat. In dieses mistige Leben! Ich will sie ansehen, um Kraft zu bekommen. Die Kraft des Hasses … es ist die einzige, die mich stark macht.«
    »Man kann sich wirklich vor dir fürchten, Robert.«
    »Du auch? Mein Renatchen, das dem guten Bubi immer so sorgfältig das Dingelchen gewaschen hat, auf das Tante Ellen so scharf war? Wann hast du eigentlich gemerkt, daß aus dem Jungchen ein Mann geworden war? Nie, was, nie? Ihr alle habt es nicht gemerkt. Wie alt bist du jetzt?«
    »Dreiundvierzig.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist aus dir geworden?«
    »Das, was ihr alle aus mir gemacht habt: ein Erbe! Ihr habt dabei nur nicht gemerkt, daß ihr damit euren Kopf unter eine Presse legt! Ich werde euch ausquetschen bis zum letzten

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