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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Speicheltropfen. Und nun geh zu der lieben, klagenden, weinenden, seelenvollen Mama und sage ihr, daß ihr Sohn wieder fort ist. Wohin? In einen Puff … dann hat sie Grund, wieder zu beten!«
    Er drehte sich um und hüpfte die Treppe hinunter. Renate Peters folgte ihm. In der großen Halle holte sie Bob ein.
    »Wann kann ich dich sprechen?« fragte sie. »Allein …«
    »Vergebliche Müh, Renatchen.« Bob Barreis lächelte böse. »Dich vögele ich nicht –«
    »Es geht um Lutz.«
    »Halt den Mund!« rief Bob in einem Ton, der erschreckte.
    »Sein Vater kommt jeden Tag hierher. Ich muß mit dir sprechen.«
    »Der Alte hat einen Wurm im Hirn. Jeder weiß das. Wirf ihn raus, tritt ihn in den Hintern, aber laß mich damit in Ruhe.«
    »Das ist alles nicht so einfach, Robert.« Renate Peters hielt ihn am Ärmel fest. »Ich habe mir Gedanken gemacht.«
    »Hast du das?« Es sollte spöttisch klingen, aber in der Stimme schwang Bosheit mit. Bob sah Renate an, wie man ein Kalb mustert, bevor man den Schießapparat an seine Stirn drückt.
    »Als Kind hast du mir alles anvertraut.«
    »Immer diese Scheiße mit der Kindheit! Himmel noch mal, könnte ich das doch alles auslöschen! Laß mich los, Renate. Ich kotze in diesen heiligen Hallen …«
    »Wann können wir uns treffen? Nicht hier … irgendwo, wo wir sprechen können.«
    »Ich weiß es nicht. Außerdem: Was soll's?«
    »Hast du Angst?«
    Bob Barreis sah sie lange an. Seine samtweichen Augen in dem schönen Gesicht waren plötzlich ausdruckslos.
    »Das hättest du nicht sagen dürfen«, antwortete er gedehnt. »Ich kneife nicht. Nie! Auch vor dir nicht, Renatchen, du bravdeutsches Herzchen. Ich rufe dich an.«
    Er sah ihr nach, wie sie die Treppe hinaufging. Etwas drall, breithüftig, mit bäuerlichen Beinen. Keine Schönheit, aber gesundes Fleisch zum Hineinbeißen. Er hatte sie eigentlich noch nie so betrachtet … sie war immer das alte Kindermädchen geblieben.
    Was wußte sie? Was hatte der alte Adams ihr erzählt? Konnte sie gefährlich werden in ihrer Liebe zur Wahrheitsfindung? Der einzigen Liebe wahrscheinlich, die sie kannte.
    Bob Barreis verließ das Haus, bummelte durch den weiten Park und setzte sich neben dem abgestellten Springbrunnen auf eine der weißen, dem Stil der Jahrhundertwende nachempfundenen gußeisernen Bänke.
    Dr. Dorlach hatte ihm fünfhundert Mark gepumpt. Sollte er sie ausgeben? Nach Essen fahren, zu Marion? In ihren Armen liegen und sie zwingen, sich vergewaltigen zu lassen, die Tote zu spielen, die er mißbraucht?
    Ich bin ein perverses Schwein, sagte er sich. Ich weiß es. Aber ich kann nicht dagegen an. Jeder ist so, wie er ist. Alles andere Gerede ist Blödsinn. Psychologengeschwätz. Freudscher Geisteskoitus. Blablabla studierter Holzköpfe. In mir steckt ein Zerstörer … wer kann das ausrotten? Ich bin geboren, diese Menschheit zu unterwühlen.
    Er beschloß, nicht nach Essen zu fahren, nicht zu Marion, nicht in ein Bordell, eine Bar, einen Flipclub. Er dachte an den toten Frolini, der jetzt irgendwo auf dem Tisch eines gerichtsmedizinischen Institutes lag und obduziert wurde. Einwandfreier Kopfschuß. Und wem gehörte der grüne Kombiwagen?
    Armer Tschocky. Bob Barreis ging über die Seitenterrasse wieder ins Haus. Wollen wir hoffen, daß Dr. Samson so gut dressiert ist wie Dr. Dorlach …
    Drei Tage später trafen sich Renate Peters und Bob Barreis. Mit einem Wagen aus dem Fuhrpark der Familie Barreis – heute war es ein BMW – holte Bob sie ab. Renate wartete an der Landstraße nach Vredenhausen, als sei es ein heimliches Liebestreffen. Es war ein kühler Abend, ziemlich dunkel … der Mond, eine magere Sichel, schwamm hinter Wolken und ertrank nach einiger Zeit völlig.
    »Steig ein –«, sagte Bob und hielt die Tür auf. Er hatte gute Nachrichten bekommen. Tschocky hatte angerufen. Natürlich hatte die Polizei schnell herausbekommen, wem der grüne Kombi gehörte. Aber bevor die Polizei in der Residenz der Tschockys erschien, hatte Dr. Samson schon eine Diebstahlanzeige aufgegeben. Den Verlust des grünen Jagdwagens hatte man erst bemerkt, als Generaldirektor Albin Tschocky in den Wald fahren wollte. So gab es überhaupt keine Befragungen, sondern nur ein Protokoll über den Diebstahl. Sanftes Dunkel legte sich über den unbekannten Toten in der blümchenverzierten Kiste. Es gab keine Spur …
    »Wie haben wir das geschaukelt?« hatte Tschocky fröhlich gefragt. »Ein Chauffeur ist schon unterwegs, den geklauten Wagen von

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