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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schmiedeeisernen Gittern geschütztes Glas man in die Halle blickte. Auf Spiegelwände, Marmorkonsolen mit echten Ausgrabungsvasen und einem Römerkopf ohne Nase. »Ich gehe in die Bibliothek, Egon. Sagen Sie meinem Onkel, ich warte dort auf ihn. Unter soviel anwesenden Mumien bin ich versucht, zu gähnen.«
    James antwortete nicht. Er verschwand mit aller Würde durch irgendeine Tür der Halle. Bob wandte sich nach rechts, warf sich in der Bibliothek in einen der Sessel, steckte sich eine Zigarette an, schlug die Beine übereinander und überlegte sich eine schöne Begrüßung für Onkel Theodor.
    Er wartete zwanzig Minuten – die altenglische Uhr über dem Kamin tickte diskret, aber unüberhörbar –, bis die ledergepolsterte Tür aufging. Das ärgerte Bob maßlos. Er behandelt mich wie einen Bittsteller, eine Gnade ist es, Herrn Haferkamp zu sprechen. Er blieb deshalb auch sitzen und rauchte weiter, als Onkel Theodor mit einem Bogen um den Sessel, als ströme Bob giftige Gase aus, zum Kamin ging.
    »Du bist also da?« sagte Haferkamp kampfeslustig.
    »Mein Geist ist es nicht –«
    »Das wäre auch nicht möglich, denn soviel Geist hast du nicht.«
    »Danke, Onkelchen. Was du ererbt von deinen, Vätern …«
    »Regnet es in Cannes?«
    Bob war zufrieden. Das Alibi saß fest wie eine Schraube in einem Dübel. »Du stellst also fest, daß ich aus Cannes komme. Es stimmt – mein Wagen steht noch vor dem ›Club Mediterrane‹. Ich bin mit der Bahn gekommen.«
    »Hellmut hat mir berichtet, wie du dich gegen ihn und seine Braut benommen hast. Wie eine Wildsau …«
    Das ist gut, dachte Bob. Hellmut wird aussagen, daß ich in Cannes gewesen bin. Eva Kottmann wird es bestätigen. Jetzt steht er allein da, der gute Tschocky, wenn es ihm an den Kragen geht. Er muß schon prominente Zeugen auftreiben, die ihm bestätigen, daß er auf Sylt war.
    Bob Barreis lächelte breit.
    »Diskutieren wir nicht über Benehmen, Onkelchen. Du gibst eine Party? Wer von den großen Lobbyisten kniet im Startloch? Schuß! Ab nach Bonn! Wieder Staatsaufträge?«
    »Was willst du?« fragte Haferkamp knapp. In seiner Stimme lag jegliche nur mögliche Mißachtung.
    »Geld.«
    »Keinen Pfennig. Arbeite.«
    »Das sagte schon der Pharao zu seinen Sklaven.«
    »Jeder Dreher, jeder Ankerwickler, jeder Packer in meiner Fabrik muß für sein Geld arbeiten …«
    Bob Barreis nickte. Seine Lippen waren dünn geworden. »Du hast einen Sprachfehler, Onkelchen. Es ist meine Fabrik! Ich bin ein Barreis! Der einzige, der letzte.«
    »Hoffentlich der letzte. Du hast die letzten Wünsche deines Vaters zerrissen … Gott sei Dank war's nur eine Kopie, das Original liegt im Safe der Bank … und vor deiner Mutter erklärt, du habest damit deinen Vater ermordet. Jetzt will der Vatermörder Geld aus dem Besitz des Ermordeten. Ich hätte dir, bei allen Schwächen und Teufeleien, mehr Geschmack zugetraut.«
    »Wer auf Millionen sitzt, kann gut mit Pfennigen werfen. Ist Dr. Dorlach auf der Party?«
    »Ja.«
    »Ich möchte ihn sprechen.«
    »Eine neue Sauerei passiert in Cannes? Sag es gleich. Spielschulden?«
    »Nein.«
    »Abtreibung?«
    »O nein! Ich erkundige mich vorher immer nach der Pille, und wer sie nicht nimmt, muß mit einem Interruptus vorliebnehmen …« Bob grinste zufrieden. Theodor Haferkamp bekam rote Ohren. Ein Beweis, daß er innerlich kochte. »Frag weiter, Onkelchen.«
    »Wieder ein neuer Wagen?«
    »Gestrichen.«
    »Was dann?«
    »Ich möchte Dr. Dorlach sprechen … weiter nichts. Und allein.«
    Haferkamp zögerte. Was verbirgt sich dahinter, grübelte er. Warum reist er mit der Bahn? Noch war die Affäre Lutz Adams nicht vergessen; niemand sprach zwar mehr darüber, aber Zuträger – es gibt sie immer und überall, die für einen Händedruck des Chefs freudig in die Hose seichen – hatten ihm erzählt, daß der alte Adams noch immer herumlief und bettelte, ihm zu helfen, den Mörder Bob Barreis zu überführen. Es wurde nun wirklich Zeit, ihn in eine Anstalt einweisen zu lassen. Nicht in eine Klapsmühle, sondern in ein vornehmes Privatsanatorium mit aller nur erdenklichen Pflege. Die Barreis-Werke würden es bezahlen, verbucht unter Sozialzuwendungen. So würde sogar das Finanzamt sich daran beteiligen …
    »Geht es um den Namen unserer Familie?« fragte Haferkamp.
    »Das ist deine größte Sorge, was?«
    »Natürlich. Der Name Barreis war, ist und wird immer ein blanker Schild sein.«
    »Und da kommt so ein mieser Hund daher wie ich und

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