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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragen?«
    »Vielleicht …«
    »Sag mir, wo du vorhin warst …« Sie versuchte sich aufzurichten, aber Bob hielt sie in seinen Armen zurück. Mit einem Seufzer entspannte sich ihr Körper. Er streichelte über ihren Leib, ließ die Hand auf dem Lockenberg liegen. »Wo bist du hergekommen?«
    »Es … es ist etwas Schreckliches passiert«, sagte er rauh und leise. »Liebst du mich, Marion?«
    »Unsagbar.«
    »Dann frage nicht. Um Himmels willen, frage nicht. Erinnere dich nur, daß ich dort im Bett lag und fest schlief.«
    »Das würde dir helfen?«
    »Es könnte mich retten.«
    »Dann warst du schon bei mir, als ich zur Arbeit ging.« Sie deckte ihre Hand über seine Hand. Es war ein Schwur in der Mitte ihres Körpers. »Dieser schreckliche Stoff«, flüsterte sie. »Er juckt an meiner Haut …«
    Sie liebten sich nur kurz. Als Marion Bob einen Gefallen erweisen wollte und wieder die Tote spielte, schrie er auf, sprang aus dem Bett und flüchtete an die Zimmerwand.
    »Nein!« stammelte er. »Nein! Nein! Bewege dich! Nicht tot sein, nicht daliegen und verfaulen … du sollst leben, gerade du, nur du, immer nur du … Ich liebe dich, du bist die einzige, die ich liebe, bei der ich ein Mensch bin, kein Ungeheuer … Marion … ich flehe dich an, bewege dich!«
    Da sprang sie auf, zog ihn wieder ins Bett, schlang die Beine um seine Hüften und tobte und kratzte, stöhnte und lachte, küßte und biß und benahm sich wie toll. Und er lachte mit, vergrub sich in diesen heißen, sich windenden, hochschnellenden und ächzenden Leib, küßte den Schweiß aus ihren Poren und schwamm in der Flut ihrer schwarzen Haare.
    Ein kurzer Rausch … nach einer Zigarette dehnten sie die dampfenden Körper und starrten an die Decke. Die Lampe zauberte bizarre Schattengebilde …
    »Du fährst gleich wieder?«
    »Nein, ich bleibe.«
    »Bis morgen früh?«
    »Bis übermorgen, vielleicht eine Woche … ich weiß es nicht.«
    »Das wäre zu schön, Liebling.« Sie wälzte sich zu ihm herum, kroch halb über ihn, küßte seine Augen. »Was sind wir nur für Menschen, du und ich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sind wir normal?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wann wird das alles zu Ende sein?«
    »Was?«
    »Das zwischen uns.«
    »Nie.«
    »Nie gibt es nicht. Alles ist einmal zu Ende. Du, der große Bob Barreis … ich, das miese Barmädchen. In den Augen deiner Welt bin ich doch eine dreckige Hure. Sag, bin ich eine Hure?«
    »Nein.«
    »Aber ich schlafe mir dir! Ich bin pervers, wenn du pervers bist. Ist das nicht hurenhaft?«
    »Ach, Marion, wer wird das verstehen? Warum diskutieren wir darüber? Ich liebe dich.« Er griff mit beiden Händen in ihre Haare. »Wie spät ist es?«
    »Gleich vier Uhr morgens.«
    Er schob sich unter ihrem blanken Körper hervor und rutschte aus dem Bett. »Ich muß telefonieren.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt.«
    »Mit wem denn?«
    »Das wirst du gleich hören.« Er hob den Hörer ab, wählte eine Nummer – es war die Nummer der Barreis-Villa in Vredenhausen – und wartete. Schneller als er dachte, meldete sich die Stimme des Gärtners. Bob Barreis spürte das Klopfen seines Herzens an den Rippen.
    Sie haben sie bereits identifiziert. Natürlich haben sie das. Sie hatte doch eine Handtasche bei sich … sie muß auf der kleinen Brücke gelegen haben. Renate Peters, angestellt bei Barreis. Seit fast zwanzig Jahren. Fast schon lebendes Inventar der Villa. Und dieses liebe Fräulein hüpft in der Nacht ohne Grund von der Autobahnbrücke und ist sofort tot. Welch ein Rätsel. Kenne einer die menschliche Seele. War's Schwermut? Unerfüllte Sehnsüchte? Panik vor dem Altern? Ausbruch aus der Einsamkeit in die lichte Welt des Himmels? Beginn des Klimakteriums, wo Frauen oft zu unkontrollierten Handlungen neigen?
    »Hier Barreis!« sagte Bob.
    »Ah, der junge Herr …« Die Stimme des Gärtners klang erregt.
    »Ich wollte nur sagen, wo ich bin, wenn man mich im Haus vermißt. Falls das jemals vorkommen sollte …«
    »Junger Herr, bitte bleiben Sie am Apparat. Neben mir steht Herr Dr. Dorlach. Er will Sie sprechen …«
    Dr. Dorlach, aha! Der große Aufmarsch hat begonnen. Onkel Theodor wird schon die wildesten Vermutungen ausgesprochen haben. Nun wird er enttäuscht sein, daß ich aus einem warmen, duftenden, von Liebe getränkten Bett aus anrufe.
    Er setzte sich in einen kleinen Sessel, streckte die Beine weit aus und lächelte Marion an. Wie schön sie ist. Ein Körper wie ein Tropfen aus der Sonne.
    »Bob …?« Die Stimme Dr.

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