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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fahrt erreichte Bob Barreis die Wohnung in Essen. Das kleine Apartment mit den geblümten Gardinen, dem Fellteppich, der Musiktruhe neben dem Fenster, auf deren Plattenteller immer eine Platte lag: das Lara-Thema aus ›Dr. Schiwago‹. Marion konnte es stundenlang spielen und dabei träumen. Eine romantische Barfrau, ein Vögelchen, das in sein Nest kriecht, nachdem man es stundenlang zu zerrupfen versuchte. Ein Mensch, der Wärme sucht, wirkliche, bergende Wärme, nachdem er sich ausgestellt hatte, mit halb entblößtem Busen, wackelnden Hüften und aufgelösten Haaren, die bis zum letzten Rückenwirbel flossen, Verruchtheit signalisierend und dabei doch so bieder wie Gretchen im Kuhstall.
    Marion stand gerade unter der Dusche, als Bob in die Wohnung kam. Da nur er einen Schlüssel besaß, hörte er Marions Jauchzen zwischen dem Plätschern der Wasserstrahlen. Sie freute sich … tatsächlich, es gab einen Menschen, der sich freute, wenn Bob Barreis kam.
    Es war ihm, als müsse er gleich losheulen. Benommen setzte er sich auf die Couch und legte den Kopf weit zurück.
    »Bob, du bist da!« rief Marion aus der Dusche. »Welche Überraschung. Ich bin gleich fertig.«
    »Schon gut, Baby.« Er schloß die Augen, war unendlich müde und zitterte doch. Seine Nerven glühten. Er atmete ein paarmal tief durch, als sei Luft das einzige Mittel, sie zu löschen. Tatsächlich wurde er ruhiger, sein Geist begann klarer zu werden, er entdeckte, daß er wieder nüchterner denken konnte.
    Marion kam aus der Badekabine … nackt, ein Geschöpf der Sonne, die Haare hochgebunden, auf der glatten Haut noch mit Tropfen besprüht. Ihre Füße klatschten über den Boden, ein Tappen von nackten Sohlen, das Bob an ihre erste Nacht erinnerte. Damals war Marion auch nackt aus dem Bad gekommen, und er hatte sich gewundert, daß ihr Anblick bei ihm nicht den leichten Ekel erzeugte, den er immer herunterschluckte, wenn die Weiber sich vor ihm produzierten, hemmungslos, nur darauf bedacht, ihn auszusaugen. Böse, riesige, samthäutige Spinnen, die nach Fäulnis rochen.
    »Warum hast du nicht angerufen, Liebster?«
    Sie beugte sich über ihn. Ihre Brüste kamen seinen Händen entgegen, er umfaßte sie, küßte ihre Lippen, streichelte ihren vom Duschen kalten Körper.
    »Du hast kalt geduscht?« fragte er. Er zog sie an sich, legte sein Gesicht in ihre Magengrube und schlang die Arme um ihre Hüften. Welche Ruhe, welche Geborgenheit, welcher Duft, o dieses taumelnde Gefühl der Zufriedenheit.
    »Ich war total kaputt, Liebling. Um zwei Uhr habe ich zu Frank gesagt: Ich kann nicht mehr. Laß Lila die Bar weitermachen. Ich geh' nach Haus. Vielleicht bekomme ich die Grippe. Als wenn ich es geahnt hätte!«
    »Was?«
    »Daß du plötzlich bei mir bist.«
    »Ich bin schon lange hier.«
    »Schwindler.«
    »Den ganzen Abend.« Er drückte sie hinunter auf die Couch, sie legte sich in seine Arme, schmiegte sich an ihn und drehte sich wohlig, als seine Hand über ihre Brüste strich.
    »Du bist so schrecklich angezogen«, flüsterte sie. »So weit weg, wenn zwischen uns Stoff ist.« Sie hob etwas den Kopf und blickte ihn an. »Wo kommst du her?«
    »Du mußt mir einen Gefallen tun, Marion.«
    »Jeden, Liebling.«
    »Du liebst mich?«
    »Wie du mich liebst.«
    »Das wäre unbeschreiblich. Ich bin ein erkalteter Stern, der von dir, der Sonne, neues Leben erhält.«
    »Es ist umgekehrt, Bob. Bevor ich dich kennenlernte, wußte ich nicht, was Leben ist. Glück. Liebe. Erwartung. Sehnsucht. Erfüllung. Träumen. Freude. Angst …«
    »Wieso Angst?«
    »Richtige, zitternde, das Herz zusammenkrampfende Angst, daß unsere Liebe stirbt.«
    »Sie kann nicht sterben.« Er umfaßte ihre linke Brust; sie paßte in seine Hand, füllte sie aus, fest, jetzt sich erwärmend, mit harter, aufgerichteter Warze. Antenne der Sinne. Marion seufzte, sie zog die Beine an, ihre langen Schenkel glänzten im Licht der Stehlampe. In den Locken des schwarz behaarten Hügels glitzerten noch Wassertropfen. »Wann bist du aus der Bar nach Hause gekommen?«
    »Vor einer halben Stunde vielleicht.«
    »Da war ich schon hier. Lag im Bett und schlief. Ausgezogen …«
    »Nein. Ich habe –«
    »Ich lag dort im Bett, Marion. Wenn man dich jemals fragen sollte … ich schlief ganz fest, bestimmt schon seit Stunden –«
    Sie hob wieder den Kopf, ihre Brust in seiner Hand bewegte sich dabei. »Was … was ist passiert, Bob? Ist irgend etwas geschehen? Wird jemand kommen und mich

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