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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eines Bauplatzes.«
    »Danke für den Rat, Doktor. Ich habe ihn nicht nötig.«
    »Blut haben Sie nicht an der Kleidung?«
    »Wenn ich in Vredenhausen bin, werde ich Ihnen für diese Frage eine runterhauen!«
    »Sie werden anderes zu tun haben. Der Erste Staatsanwalt will Sie sprechen.«
    »Das Vergnügen kann er haben.«
    Bob Barreis legte auf. Er blickte, als er aufsah, in das bleiche Gesicht Marions. Wie versteift ließ sie es ohne Bewegung zu, daß er nach ihren Hüften griff und sie übers Bett zu sich heranzog.
    »Was ist mit dieser Renate?« fragte sie leise, als könne ein anderer jenseits der Wände sie hören.
    »Sie ist tot. Von einer Autobahnbrücke gestürzt.«
    »Wer ist diese Renate?«
    »Mein ehemaliges Kindermädchen. Dreiundvierzig Jahre alt. Eine liebe Person. Zuletzt betreute sie meine Mutter. Sie gehörte zur Barreis-Villa wie die Bibliothek und der Flügel im Salon …«
    Bob ließ Marion los, stand auf und zog sich an. Sie sprachen kein Wort mehr miteinander, erst als Bob seinen Mantel lose um die Schulter hängte und noch einmal über seine gelockten Haare strich, mit der flachen Hand, gekonnt sacht, die letzten Härchen niederdrückend, riß ihn Marions Stimme um die eigene Achse.
    »Bob –«
    »Ja?«
    Sie hockte mitten im Bett, noch immer nackt, mit aufgelösten Haaren, zwischen denen die Spitzen ihrer Brüste wie unter einem schwarzen Vorhang hervorstießen. Ihre Hände lagen auf den Schenkeln, und die Nägel krallten sich deutlich ins Fleisch.
    »Hast du Renate umgebracht?«
    »Ich war seit 20 Uhr bei dir … vergiß das nicht, mein Liebling.«
    Bob wandte sich ab und verließ die kleine Wohnung.
    Als die Tür zufiel, hörte er Marions Schluchzen. Sie warf sich nach vorn in die Kissen und wühlte sich in sie hinein. Da kehrte er um, schloß wieder auf, steckte den Kopf durch die offene Tür, und als er ihr entsetztes, von Angst wie zerstörtes Gesicht sah, lächelte er trostvoll und nickte ihr zu.
    »Ich heirate dich, Liebling. Als meine Frau brauchst du vor niemandem auszusagen.«
    Mit einem fröhlichen Pfeifen verließ er endgültig die kleine Wohnung und fuhr frohgemut mit dem engen Fahrstuhl hinab zur Straße.
    Das ›Barreis-Schloß‹ war hell erleuchtet. Bob, der mit seinem Wagen vor der großen Auffahrt hielt, sah an den Mauern empor. Es gab heute kein Zimmer, das nicht in die Nacht glänzte, eine Nacht, die von Regenschauern durchschüttelt wurde und keine Lust empfand, dem längst fälligen Morgen zu weichen.
    Irgend jemand mußte das Bremsen des Autos gehört haben, oder man hatte hinter der Gardine im Salon I – dem Musikzimmer – einen Posten stehen, der alles, was draußen geschah, signalisierte … jedenfalls wurde die Tür geöffnet, bevor Bob noch die paar Stufen hinaufgesprungen war. Onkel Theos Butler James erschien in ganzer britischer Würde. Hinter ihm tauchte das Gesicht eines Fremden auf. Kriminalpolizei.
    »Ah, der gute Egon!« rief Bob und winkte James zu. Er schlug damit immer wieder nie heilende Wunden. »Und ein Herr, den ich nicht kenne. Sicherlich ein Jünger von Sherlock Holmes, Jerry Cotton, Mannix, 007, oder wer ist Ihr Meister?«
    »Sie werden erwartet«, sagte James steif. »In der Bibliothek. Alle Herren sind vorhanden.«
    »Wo ist Renate?« Bob gab seinen Mantel ab. Mit großer Würde reichte James ihn an den Kriminalbeamten weiter. Bob grinste verhalten. Keine Blutspuren, mein Lieber. Du wirst vergeblich suchen. Ich habe den Mantel mit der Lupe millimeterweise abgesucht.
    »Fräulein Renate ist bereits im gerichtsmedizinischen Institut.«
    James sagte es, als künde er einen Opernstar an. Bob Barreis blieb in der riesenhaften, prunkvollen Halle stehen.
    »Wo ist Mama?«
    »Auf ihrem Zimmer. Die gnädige Frau erlitt einen Nervenzusammenbruch. Professor Dr. Nußemann ist bei der gnädigen Frau.«
    »Der gute, treue Nußemann.« Bob wandte sich zu dem Kriminalbeamten um. »Er kann von Mamas Krankheiten hervorragend leben. Fünf solcher Patienten, und er gehört zu den bestverdienenden Ärzten Europas. – In der Bibliothek also.«
    Butler James öffnete die hohe Flügeltür. Die Bibliothek, sonst nur in gedämpftes, den Geist anregendes und nicht ablenkendes Licht getaucht, war hell erleuchtet. Verblüfft bemerkte Bob, daß die Sessel in der hinteren Ecke – dem Rauchkabinett – mit grünem Leder bezogen waren. Es war ihm bei der vornehmen Dunkelheit sonst nie aufgefallen.
    Um den großen Tisch am Renaissancekamin saßen einige Herren. Sie erhoben

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