Ein Mann wie Mr Darcy
dann hatten wir diesen schrecklichen Streit, und er ist davongestürmt.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Stella?«
»Verdammt, Em, ich sollte doch diejenige sein, die im Urlaub ein Abenteuer nach dem anderen erlebt. Hätte ich geahnt, dass eine Literaturreise so abgeht, wäre ich mit dir gekommen!«
Ich lächle. »Ich schätze, das hört sich alles ein bisschen verrückt an.«
»Verrückt? Das hört sich fantastisch an!«, schwärmt Stella. »Glaub mir, im Vergleich dazu ist Mexiko todlangweilig. Hier gibt es nichts außer ein paar peinlichen Wet-T-Shirt-Wettbewerben und Margarita-Partys bis zum Abwinken. Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde, aber glaub mir, ich kann keine Margaritas mehr sehen.Wenn ich ehrlich sein soll, freue ich mich schon auf zu Hause … wo wir gerade dabei sind, hast du etwas von Freddy gehört? Er hat keine meiner SMS mehr beantwortet …«
Ich denke an mein Gespräch mit Freddy gestern Abend. An seine Worte, wie übel es sei, jemanden zu lieben. Mit einem Mal übermannen mich erneut meine Gefühle.
»Hey, alles in Ordnung?«, fragt Stella, als sie mein Schweigen bemerkt.
»Eigentlich nicht«, antworte ich kläglich.
»Tut mir leid, dass ich die ganze Zeit nur von mir rede. Also, was empfindest du für ihn?«
»Für wen? Für Spike?«
»Na ja, von dem anderen hast du ja kaum ein Wort erzählt.«
»Ich finde immer noch, dass er ein Arschloch ist«, stoße ich wutentbrannt hervor. »Jetzt erst recht«, füge ich trotzig hinzu. »Außerdem glaube ich, dass er auch noch ein Lügner und ein Schläger ist.«
»Und was hast du jetzt vor?«
»Ich weiß nicht.Was hast du denn mit Scott gemacht?«, frage ich, als mir unser letztes Gespräch wieder einfällt.
»Du meinst, nachdem ich den Krug über ihm ausgekippt habe?«, lacht Stella. »Ganz einfach. Ich habe ihn links liegen lassen.Wenn du das machst, kapiert er ganz schnell.«
»Na gut, genau das werde ich auch tun«, erkläre ich fest entschlossen und reiße mich zusammen. Es ist der Schlafmangel, der mich so weinerlich macht. Sonst nichts.
»Wie bitte? Du nimmst meinen Rat an?«, ruft Stella ungläubig. »Wow, das gab es ja noch nie.Was ist in dich gefahren?«
Ich lehne mich gegen die Wand hinter mir und lasse die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren. Es fällt mir noch immer schwer, das Ganze zu begreifen. »Ich bin nicht ganz sicher«, erwidere ich schließlich. »Absolut nicht.«
Wir verabschieden uns, und kaum haben wir aufgelegt, fällt mir prompt das Kleid wieder ein.Verdammt. Ich wollte doch mit ihr darüber reden. Auch wenn ich mich frage, warum sie nicht damit angefangen hat.Wahrscheinlich hat sie es vergessen, denke ich und gehe die Treppe hinunter. Schließlich ist Stella nicht gerade berühmt für ihr gutes Gedächtnis.
Als ich den Speisesaal betrete, versuche ich so zu tun, als wäre es das Normalste der Welt, um neun Uhr am Neujahrsmorgen mit einer falschen Gucci-Sonnenbrille für zehn Dollar aufzukreuzen. Hoffentlich bemerkt mich niemand, sodass ich kurz frühstücken und mich gleich danach wieder verdrücken kann.
»Also leben Sie ja doch noch!«
Wenn ich es mir recht überlege, eher nicht.
Ich sehe Rose, Maeve, Hilary und Rupinda an einem Tisch sitzen und mich anstarren. Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlen muss, berühmt zu sein. Nicht gut.
»Guten Morgen, Emily«, dröhnt Rose. »Und frohes neues Jahr!«
Ihre Stimme bohrt sich durch meine schmerzenden Gehirnwindungen, und ich lächle schwach.
»Wir haben wohl einen kleinen Kater, was?«, gluckst sie und richtet ihren dick gebutterten Muffin auf mich.
»Einen kleinen«, gebe ich nickend zu und setze mich auf den leeren Stuhl, den sie für mich herausgezogen haben. Dankbar lächelnd greife ich nach der Kaffeekanne. Meine Hand zittert. Heute Morgen darf ich wohl einmal mit den englischen Gebräuchen aussetzen und den Earl Grey überspringen.
»Wir haben uns Sorgen um sie gemacht«, wispert Maeve, beugt sich zu mir herüber und legt fürsorglich ihre Hand auf meine.
»Was ist denn passiert?«, will Hilary wissen und greift nach der Erdbeermarmelade.
Oh Gott, Fragen über Fragen. Panik erfasst mich. Genau das hatte ich befürchtet.
»Ich weiß nicht genau -«, antworte ich und spüre, wie meine Wangen vor Scham hochrot werden. »Ich habe mir den Kopf gestoßen.«
»Sie haben allen möglichen Unsinn gefaselt«, fällt Rose lautstark ein.
»Tatsächlich?«, frage ich bestürzt und nehme einen großen Schluck Kaffee.
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