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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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verborgen gehalten habe, aufgesprungen und all die nagenden Zweifel der letzten Tage kämen mit einem Mal ans Licht. Diese langen verlegenen Gesprächspausen, seine Ansichten über berufstätige Frauen, seine Humorlosigkeit und Unfähigkeit, über sich selbst zu lachen …
    Was hatte Spike noch gleich gesagt? Die Realität ist immer enttäuschend im Vergleich zur Fantasie. Damals hatte er Betty Blue gemeint, aber er hätte ebenso gut über Mr. Darcy reden können. In Stolz und Vorurteil beschreibt Jane Austen Mr. Darcy als ›düster grübelnd‹, was sich durchaus attraktiv anhören mag, in Wahrheit aber lediglich bedeutet, dass er schnell beleidigt ist. ›Stolz‹ – darauf bin ich ziemlich schnell gekommen – heißt nichts anderes als sexistisch, und was das ›arrogante‹ Auftreten betrifft, bedeutet es in Wirklichkeit, dass er ein ziemlicher Snob ist.
    In diesem Moment trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich liebe Mr. Darcy gar nicht! Kein bisschen. Und wissen Sie was? Ich habe ihn auch nie geliebt. Ich habe die Vorstellung von ihm geliebt und das, was er darstellt, aber nicht die Realität. Natürlich heißt das nicht, dass ich ihn nicht anziehend fände, wem würde das nicht so gehen? Dieser Mann ist der feuchte Traum jedes weiblichen Wesens. Aber wie soll jemals ein Mann an die Fantasieversion heranreichen, die ich mir in all den Jahren zurechtgelegt habe? Er kann es jedenfalls nicht. Und das sollte auch niemand von ihm verlangen. Denn genau das ist es: Mr. Darcy ist eine weibliche Fantasie. Mehr nicht. Eine Fantasie. Und genau das sollte er auch bleiben.
    »Emily?«
    Eine Stimme neben mir katapultiert mich in die Gegenwart zurück, und ich bemerke, dass Maeve mich neugierig ansieht. »Meine Güte, Sie haben wohl geträumt, was?«, meint sie kichernd und schiebt ihre Brille hoch, um mich noch eindringlicher betrachten zu können. »Haben Sie es noch gar nicht mitbekommen? Wir sind da.«
    Sie zeigt zum Fenster hinaus, und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass alle bereits aufgeregt plappernd und voller Vorfreude auf dem Parkplatz herumlaufen und der Bus leer ist. »Entschuldigung, ich war so in mein Buch vertieft«, sage ich und stehe auf. »Gehen Sie ruhig vor, ich komme nach.«
    »Alles klar.« Maeve lächelt mich an. »Meine Güte, ist das nicht aufregend? Die berühmte See-Szene wurde hier gedreht. Vielleicht sehen wir sogar unseren Mr. Darcy«, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Das hoffe ich«, erwidere ich und sehe ihr nach, als sie den Bus verlässt.
    Und es stimmt: Ich hoffe, dass ich ihn sehe, denke ich, als ich eilig meine Sachen zusammensuche. Denn mir ist noch etwas klar geworden. Mr. Darcy und ich werden das nie im Leben schaffen. Und das hat ironischerweise nichts mit der Verrücktheit, der Absurdität und der Unglaubwürdigkeit des Ganzen zu tun, sondern mit etwas wesentlich Einfacherem: Zwischen uns bestehen unüberwindbare Differenzen. Oder, um es laienhafter auszudrücken: Wir sind einfach zu verschieden.
    Wir haben Ansichten, zwischen denen im wahrsten Sinne des Wortes Welten liegen. Und genau das muss ich ihm sagen. Doch da ich weder seine Telefonnummer noch seine Mailadresse habe, werde ich es wohl auf die harte Tour durchziehen und es ihm direkt ins Gesicht sagen müssen.
    Ich spüre, wie meine Entschlossenheit bröckelt.
    Das einzige Problem ist nur:Wie um alles in der Welt macht man Schluss mit Mr. Darcy?

Dreiunddreißig
    W ie die meisten von Ihnen wahrscheinlich wissen, wurde Lyme Park zu einer der symbolträchtigsten Kulissen, als es von der BBC für die Verfilmung von Stolz und Vorurteil als Setting für Pemberly gewählt wurde, dem Heim unseres geliebten Mr. Darcy. Dabei entsprach es nicht ganz der Vorlage, denn man nimmt an, dass sich Jane Austen bei ihrer Beschreibung Pemberlys von Chatsworth House in Derbyshire inspirieren ließ.Wie auch immer, allen Fans von Colin Firth unter Ihnen sei gesagt, dass hier die berühmte See-Szene gedreht wurde, in der Mr. Firth tropfnass aus dem See steigt …«
    Die Damen, die sich in der prächtigen Eingangshalle versammelt haben, quittieren Miss Staenes Eröffnungsrede mit zustimmenden Oohs und Aahs.
    »… und heute haben wir das große Glück, dass uns diese Gelegenheit geboten wird. Normalerweise ist das Herrenhaus für die Öffentlichkeit geschlossen, doch für uns Jane-Austen-Fans wurde eine Ausnahme gemacht und das Haus für unsere Besichtigungstour geöffnet. Bravo!«, endet sie begeistert und klatscht in die Hände,

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