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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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zwischen den Tischen hindurch und setze mich neben sie. Augenblicklich eilt ein Kellner mit einer silbernen Suppenterrine herbei und beginnt, Suppe in meine Schale zu löffeln.
    »Blumenkohlcreme. Lauwarm und ziemlich schrecklich«, bemerkt Rose, während sie lautstark einen Löffel voll aus ihrer eigenen Schale schlürft, offenbar ohne mitzubekommen, dass der Kellner noch direkt hinter ihr steht. Sie hat sogar noch mehr Make-up aufgelegt, außerdem hat sie sich umgezogen. Obwohl es erst Mittag ist, trägt sie ein schwarzes Chiffon-Oberteil, dessen spitzenbesetzte Ärmel nun durch die erwähnte Suppe streifen. Da sie es nicht mitzubekommen scheint, sage ich auch nichts. Ehrlich gesagt, traue ich mich nicht recht.Trotz ihrer gut 70 Jahre fühle ich mich reichlich eingeschüchtert von ihr.
    »Was halten Sie denn von diesem ganzen Interview-Unsinn?«, fragt sie, während sie ein Brötchen mit Butter bestreicht.
    »Davon weiß ich gar nichts«, antworte ich und beobachte fasziniert, wie sie dicke, cremige Butterscheiben abschneidet und sie wie Käsestücke auf ihr Brötchen legt, ehe sie sie mit Salz bestreut. »Wieso, was ist denn los?«
    »Die wollen einen Artikel über uns schreiben«, flüstert Maeve beunruhigt. »Sieht so aus, als müssten wir Interviews geben.«
    »Als ich noch am Theater war, sind ständig Artikel über mich geschrieben worden«, wirft Rose ein. »Ich habe ganze Sammelalben voll eingeklebter Zeitungsausschnitte.«
    »Sie waren Schauspielerin?«, frage ich interessiert.
    »Nicht nur Schauspielerin. Hauptdarstellerin«, korrigiert sie mich. »Ich habe mit allen auf der Bühne gestanden, Gielgud, Olivier, McKellan …« Sie beißt von ihrem Brötchen ab und vollführt eine ausladende Armbewegung. »Ich hatte das Beste vom Besten.«
    »Dann waren Sie also berühmt«, stößt Maeve sichtlich beeindruckt hervor.
    »Nun ja, so würde ich es nicht bezeichnen«, wiegelt Rose ab und senkt den Blick, ehe sie als Versuch, ein Minimum an Bescheidenheit an den Tag zu legen, mit den Wimpern zu klimpern beginnt. »Aber als ich noch jung war, haben sich die Autogrammjäger immer um den Bühnenausgang geschart.« Sie legt eine dramatische Pause ein, angestachelt von Maeves Bewunderung, die sie mit aufgerissenen Augen ansieht. »Aber die Zeit vergeht nun einmal, und ich fürchte, das Publikum hat ein schrecklich schlechtes Gedächtnis«, fügt sie hinzu. »Ich bezweifle, dass sich heute noch jemand an mich erinnert. C’est la vie.« Sie lässt ein gleichmütiges Lachen hören und nimmt sich ein weiteres Brötchen, trotzdem beschleicht mich der Verdacht, dass Rose nach wie vor schauspielert.
    »Wer schreibt denn einen Artikel über uns?«, frage ich, um das Thema zu wechseln.
    Wieder versenkt Rose hungrig die Zähne in ihrem Brötchen, ehe sie mit dem übrigen Krustenstück gestikuliert. »Fragen Sie diesen jungen Burschen da, der weiß es.«
    Kaum sind die Worte über ihre Lippen gekommen, spüre ich, wie die Falle zuschnappt.Wenn ich ehrlich sein soll – schon als ich hereingekommen war und das Wort ›er‹ hörte, hatte ich eine Ahnung, wen sie meinten. Mein Blick schweift zum Ende des Tisches, in dessen Richtung Rose zeigt.
    »Dann ist er also Journalist, ja?« Ich zucke desinteressiert die Achseln. Na und? Als würde mich das kümmern.
    Ich widme mich meiner Suppe. Ich kann ihn reden hören, spüre, dass alle Blicke auf ihn gerichtet sind, trotzdem werde ich ihn ignorieren.Was soll es hier schon Interessantes zu berichten geben?
    Okay, ich fange ein paar Gesprächsfetzen auf, und was er sagt, hört sich nicht uninteressant an, aber ich werde nicht hinhören. Diese Befriedigung werde ich ihm nicht zuteil werden lassen. Außerdem bin ich viel zu beschäftigt mit meiner Suppe. Meiner hübschen Blumenkohlcremesuppe. Im Gegensatz zu Rose finde ich sie köstlich, irgendwie würzig, mit einem Hauch …
    Herrgott, Emily, lass es gut sein, und hör zu. »… deshalb glaube ich, dass unsere Leser gern hören würden, was Sie zu sagen haben …«
    Mit aufgerollten Ärmeln, sodass seine behaarten Unterarme zu sehen sind, saugt er gierig an einer Zigarette, während er die Fragen der Frauen beantwortet, die sich um ihn scharen.
    »Aber warum ausgerechnet wir?«, will eine Frau in einem lila Wollpulli mit Zopfmuster wissen, legt sich die Hand auf die Brust und blickt ihn inbrünstig an. Wäre sie 30 Jahre jünger, würde ich schwören, dass sie flirtet. Bei näherer Betrachtung stelle ich leicht schockiert fest, dass sie

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