Ein Mann wie Mr Darcy
nicht authentisch bliebe.
»Ach, wie dumm von mir, natürlich nicht.«
Seine Züge entspannen sich, und da es ziemlich lustig werden könnte, beschließe ich mitzuspielen.
»Aber vielleicht sollten Sie doch mehr ausgehen«, necke ich ihn.
Okay, das ist eindeutig ein Flirtversuch.
»Ich kann Ihnen versichern, dass ich das bereits tue«, protestiert er hochmütig. »Erst letzte Woche war ich mit Mr. Bingley auf der Jagd.«
Ich unterdrücke ein Kichern. Früher oder später werde ich etwas sagen müssen. Dieses Spiel werde ich bestimmt nicht bis zum Ende durchhalten. Ich sehe mich um, ob niemand außer mir in der Nähe ist, dann beuge ich mich verschwörerisch vor. Er duftet verführerisch nach Rasierwasser, was mein Magen prompt mit diesem zarten Flattern quittiert. »Sie können mit dieser Mr.-Darcy-Nummer jetzt aufhören«, flüstere ich. »Ich verspreche, ich verrate es niemandem.«
Er blickt mich verwirrt an. »Ich fürchte, ich verstehe nicht recht.«
»Ehrlich nicht?« Mit einer übertriebenen Geste lasse ich meine Brauen auf und nieder hüpfen.
»Ehrlich nicht«, antwortet er, ohne eine Miene zu verziehen.
Okay, ich geb’s auf. Dieser Typ nimmt seinen Job offensichtlich sehr ernst. Keine Chance, ihn aus seiner Rolle zu locken.Wahrscheinlich ist er auch einer dieser Method- Acting-Anhänger.
»Schon gut, vergessen Sie’s einfach«, sage ich lächelnd.
Doch er erwidert mein Lächeln nicht. Stattdessen mustert er mit diesen glänzenden dunklen Augen mein Gesicht. Meine Brust wird eng. Er hat etwas überaus Verführerisches, auch wenn ich nicht schlau aus ihm werde. Im einen Moment scheint er schüchtern und fast linkisch zu sein, dann hat er plötzlich wieder etwas Arrogantes an sich. Eine tödliche Kombination.
»Was ist das für ein Akzent, den Sie da haben?«, fragt er jetzt.
»Ich habe schon versucht, ihn einzuordnen, aber -«
»NewYork«, platze ich heraus und sehe eilig weg. Er macht mich ganz nervös.
»New York?« Sein Gesichtsausdruck verrät große Verwunderung. »Sie sind aus Amerika?«
Allein schon die Art, wie er spricht, ist hinreißend. Er hat so eine schöne tiefe Stimme und einen unglaublich sexy englischen Akzent.
Äh, hallo, Emily, du bist dran. Du musst etwas sagen.
»Äh … yep, ich bin hier auf einer Literaturreise, wissen Sie. Eine Woche England mit Museumsbesuchen, interessanten Orten wie Beispiel Bath und Winchester …«
Wieder krümme ich mich innerlich, als ich mich plappern höre. Oh Gott, was tue ich hier? Ich höre mich an wie eine Idiotin. Normalerweise habe ich in jeder Lebenslage eine geistreiche Bemerkung auf den Lippen oder zumindest irgendetwas annähernd Witziges, aber ich habe keine Ahnung, was heute mit mir los ist.
Du magst ihn. Das ist mit dir los, Emily.
»… und bis jetzt war es wirklich toll. Ich habe schon eine Menge interessanter Menschen kennen gelernt …« Ich unterbreche mich und bemerke, wie er mich mit unübersehbarer Faszination betrachtet. Ich frage mich, ob er wohl eine Freundin hat.
Schüchtern lächle ich ihn an, und dieses Mal lächelt er ebenfalls. Es ist ein vorsichtiges, schiefes, unsicheres Lächeln, beinahe so, als würde er nicht allzu oft lächeln, was es natürlich nur umso verführerischer macht.Wer möchte schon von jemandem angelächelt werden, der seine Freundlichkeit nach dem Gießkannenprinzip verteilt? Nein, dieses Lächeln fühlt sich wie etwas Besonderes an. Ich fühle mich wie etwas Besonderes.
»Könnte das mich mit einschließen?«, fragt er ruhig.
Wieder spüre ich dieses Flattern im Magen.
»Äh … ja«, presse ich mühsam hervor. Bestimmt hat er eine Freundin. Er sieht viel zu gut aus, um Single zu sein.
»Nun, dann erlauben Sie mir, das Kompliment zu erwidern.«
Oh, nur zu, wenn Sie es nicht lassen können, will ich schon spötteln. Doch zum Glück verkneife ich es mir.
Stille breitet sich im Raum aus. Wir sehen uns in die Augen. Würde er nicht in einer völlig anderen Liga spielen, würde ich fast glauben, dass auch er mich mag.
»Tja, ich sollte jetzt gehen …«, sagte ich widerstrebend. Meine Stimme klingt hoch und dünn. Ich schlucke und versuche, mich zusammenzureißen. Meine Güte, Emily, was ist nur in dich gefahren? Das ist ja gerade so, als hättest du dich verknallt.
»Ja, ich habe auch noch Angelegenheiten, derer ich mich annehmen muss. Einen Brief, den zu schreiben ich meiner Schwester versprochen habe.«
»Gut, dann freue ich mich, Sie kennen gelernt zu haben, Mr. Darcy«, füge ich
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