Ein Mann wie Mr Darcy
hinweggleiten und mein Herzschlag immer schneller wird.Wow. Zuerst werde ich unbeachtet stehen gelassen, und nun befinde ich mich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines Mannes. Als könnte er den Blick gar nicht von mir wenden. Was unglaublich schmeichelhaft ist, ich bin nur nicht daran gewöhnt.
Aber du könntest dich daran gewöhnen, Emily.
Wieder verfallen wir beide in Schweigen. Mangels eines Drinks, an dem ich nippen könnte, beginne ich, an meinen Haarsträhnen herumzuspielen. »Nun, das ist aber nett«, sage ich nach einer Weile.
Nett? Habe ich gerade nett gesagt?
»In der Tat«, bestätigt Mr. Darcy nickend und starrt mich weiter ernst an.
Das Gespräch gerät erneut ins Stocken, und weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, blicke ich in die nächtliche Dunkelheit hinaus. Es ist Silvester, und in einiger Entfernung kann ich kleine Lichter glänzen sehen. Ein Weihnachtsbaum in einem Erkerfenster in der Ferne, eine Party in einem Haus auf der anderen Seite des Stadtparks. Ich trommle mit den Fingern auf die Balustrade. Mann, es ist so ruhig. Ich kann sogar meinen eigenen Atem hören.
Ich durchforste mein Gehirn nach irgendwas, was ich sagen könnte, das nicht flapsig klingt. Mit Mr. Darcy würde ich nicht so herumalbern können wie mit Spike, was so manchen vielleicht stören würde, mich jedoch überhaupt nicht. Ja, je länger ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu der Überzeugung, dass Humor völlig überschätzt wird. Ich möchte einen richtigen Mann, keinen Idioten, beschließe ich beim Gedanken an Spike, wie er sich auf der Tanzfläche lächerlich gemacht hat.
Ich unterdrücke ein Lächeln. Okay, ich gebe zu, es war wirklich lustig, aber wenn ich mit einem Witzbold zusammen sein möchte, verabrede ich mich mit einem Comedian.
»Ich liebe diese Zeit des Jahres, Sie nicht?«, platze ich schließlich heraus, um das Schweigen zu brechen.
Wow, ich hätte nie gedacht, dass es so gut tun würde, meine eigene Stimme zu hören. In den Büchern klingt es immer so tiefgründig und romantisch, wenn die Figuren sich stundenlang in die Augen sehen, ohne etwas zu sagen. In der Realität muss man schon ein Benediktinermönch sein, um so etwas durchziehen zu können.
»Es ist zu ertragen«, antwortet er knapp. »Wenn man Albernheiten und Firlefanz mag.«
»Oh.« Schlagartig fühle ich mich entlarvt. »Ja, es ist wohl ein bisschen albern«, stimme ich zu, wieder mit dem Bild von Spike vor Augen, wie er mit seiner Federboa aus Lametta schwingt. »Aber albern sein kann manchmal auch Spaß machen.«
Mr. Darcy runzelt die Stirn, als hätte er noch nie davon gehört. »Und? Macht es jetzt gerade Spaß?«
»Natürlich!«, antworte ich übertrieben fröhlich.
Na ja, ich würde es nicht unbedingt Spaß nennen, was jedoch kaum überraschend ist. Ich bin viel zu nervös. Und wie gesagt – ich bin schließlich nicht hier, um Spaß zu haben, denke ich mit einem Blick auf Mr. Darcy. Eine Woge der Lust überkommt mich angesichts der beherrschten Leidenschaft, die, wie ich weiß, unter dieser Fassade düsterer Arroganz schwelt. Ja, ich hätte schwören können, dass ich ihn gerade dabei ertappt habe, wie er auf mein Dekolleté starrt.
Ich sende Stella ein stilles Dankgebet dafür, dass sie mir dieses atemberaubende Kleid geschickt hat. Endlich fühle ich mich einmal sexy statt altbacken und unmodern.
»Möchten Sie meinen Mantel haben?«
Da! Er ist nicht nur der personifizierte Sex, sondern auch noch ein Kavalier. Ganz im Gegensatz zu Spike, der einen mitten auf der Tanzfläche stehen lässt.
»Oh, nein danke. Mir ist nicht kalt«, behaupte ich lächelnd und zeige aufreizend auf meine gänsehautfreien Schultern, die ich mit leicht glitzerndem Selbstbräuner eingecremt habe.
»Ich bestehe darauf«, sagt er, während er mir den Mantel um die Schultern legt.
»Nein, im Ernst -«, protestiere ich, doch es ist zu spät, denn ich versinke bereits in einem schwarzen Gehrock. Leise Enttäuschung regt sich in mir. Er bedeckt jeden Zentimeter meiner golden schimmernden Schultern und meine sexy, mit Pailletten besetzten Spaghettiträger.
»Nur, um ihre Sittsamkeit zu bewahren«, erklärt er. »Ihr Kleid ist überaus freizügig.«
»Ist es das?«, frage ich. »Oh, tja dann, vielen Dank.«
Natürlich! Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich bin an eine Welt mit Jennifer Lopez und Madonna gewöhnt, an Kleider mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel, sodass mir mein Kleid keineswegs freizügig erscheint. Aber
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