Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
gestanden hatte. »Alle reif für den Wurstmaxe«, sagte ein Kutscher.
    »Mit den Gäulen fahr ich nie!« schrie ein anderer.
    »Der Schimmel da bricht schon in die Knie, wenn ich ihm nur das Kummet überhänge«, stellte ein dritter fest.
    »Ich werde mit Herrn Wagenseil sprechen, sobald er kommt«, sagte Siebrecht finster. »Jetzt putzt erst mal und schirrt an. Wir müssen es heute eben versuchen.«
    »Und ich fahre mit den Pferden nicht!« schrie der Kutscher von vorhin wieder. »Ich lasse mich nicht von allen Kollegen auslachen!«
    »Seien Sie doch vernünftig, Mann!« brüllte ihn Karl Siebrecht an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, es ist nur für einen Tag!« Und als der Mann immer noch zögerte: »Herr Flau hat doch mit Ihnen gesprochen? Wir verstehen uns doch?«
    »Das schon! Das schon! Aber es ist eine Gemeinheit von dem Wagenseil – ist es etwa nicht gemein, daß die Pferde nicht gefüttert werden sollen?«
    »Was ist das, Futtermeister? Sind die Pferde etwa nicht gefuttert?«
    »Häcksel haben sie gekriegt und ein bißchen Stroh«, sagte der alte versoffene Kerl mürrisch. »Der Franz sagt, sie sind bei Engelbrechten gefüttert – und so sehen sie ja wohl auch aus, was?« Er griente frech.
    »Sofort holen Sie Hafer vom Boden!« schrie ihn Karl Siebrecht an. »Das ist ja eine Hundsgemeinheit, was ihr hier macht! Die armen, verhungerten Luder –!«
    »Schreien Sie mich nicht an!« sagte der Futtermeister giftig. »Ich bin nicht bei Ihnen in Lohn und Brot. Sie haben mir gar nichts zu sagen.«
    »Sie sollen Hafer runterholen!« rief Karl Siebrecht zornig und faßte den Mann bei der Schulter.
    Auch die Kutscher murrten drohend, nur einer rief: »Was soll man in die Schinder noch Hafer füttern! Die legen sich ja doch an der nächsten Ecke lang hin! Schade um den schönen Hafer!«
    Siebrecht schoß einen scharfen Blick auf den Mann, dann sagte er zu dem Futtermeister: »Nun, wird es bald mit dem Hafer?«
    Eingeschüchtert murrte der: »Franz hat den Schlüssel mitgenommen, ich kann nicht ran.«
    »Dann brich doch den Futterboden auf!« rief ein Kutscher.
    »Das tue ich auch!« sagte Karl Siebrecht. Er war jetzt ganz kalt und entschlossen. »Kalli, sei so gut, da drüben im Holzschuppen muß eine Axt stehen, hol mir die!« Und zu den Kutschern: »Also putzt jetzt ein bißchen, das Rumschimpfen hat auch keinen Sinn. Der Wagenseil wird sich schon noch anders besinnen!«
    Und zu Kalli: »Danke schön, Kalli. Ich gehe rauf, bleibe du so lange hier unten!«
    »Laß mich das doch besorgen, Karl«, bat Flau.
    »Wenn jemand hier etwas Ungesetzliches tut, dann will ich es sein.«
    »Laß mich wenigstens als Teilhaber mitgehen«, lachte Kalli.
    Das Lachen tat Karl Siebrecht gut. Es war alles nur halb so schlimm: Kalli konnte noch immer lachen. »Du Schafskopf!« sagte er zärtlich. »Es genügt doch, wenn einer von den Teilhabern eingelocht wird! Verstehst du nun?« Er ging nach oben. Ein paar Schläge mit dem Rücken der Axt auf das alte Vorhängeschloß sprengten es schon. Er ging in den Boden hinein, griff nach einem Sack, fing an, ihn zu füllen.
    Da hörte er Stimmen unten. Die schreiende, zornige von Franz Wagenseil, nun eine fette, jetzt die klare Stimme von Kalli Flau: »Ich denke gar nicht daran, aus dem Stall zu gehen …«
    »Halt!« rief Karl Siebrecht und sprang wieder die Treppe hinunter, die Axt in der Hand. Er fuhr zwischen sie. »Kalli, halte den Mund! Was gibt’s hier?« fragte er wild. »Siehst du nach deinen Schindern, Franz? Schämst du dich nicht bis auf die Knochen? Du willst ein Fuhrherr sein?! An diesen Gespannen soll dein Namensschild hängen?! Schäme dich was! Schäme dich vor deinen Kutschern! Pfui Deibel!«
    Einen Augenblick wankte selbst Wagenseil unter diesem Angriff. Doch er besann sich. »Was hast du da oben zu suchen mit meiner Axt?« fragte er.
    »Er hat den Haferboden aufgebrochen!« meldete der Futtermeister hämisch. »Und bedroht hat er mich auch!«
    »Ich habe dich bedroht, du Hanswurst?« lachte Karl Siebrecht. »Ich habe dir gesagt, du sollst Hafer holen!«
    »Aber Sie haben mich angefaßt!«
    »An der Schulter, wie man ein Kind anfaßt! Und als du sagtest, du hättest den Schlüssel nicht, da habe ich den Futterboden aufgebrochen.«
    »Vorzüglich, vorzüglich!« sagte der Anwalt Ziegenbrink. »Das gibt zwei Strafanzeigen. Wir haben hier Zeugen genug.«
    »Und ich habe Zeugen genug, daß Sie die Pferde ohne Futteran die Arbeit schicken wollen! Tierquälerei wird auch

Weitere Kostenlose Bücher