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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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eingeräumt wird, müssen Sie auch einiges zu bieten haben – außer sich selbst. Sie sind ein Mann in den Dreißigern, Sie sind kein Anfänger mehr. Sovielich weiß, fahren Sie jetzt nur mit einem Lastwagen, haben keinen einzigen Angestellten. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Vermögen?«
    »Nein.«
    »Sie müßten mit zehn, mit zwanzig Wagen fahren! Haben Sie Menschen, die Ihrer Tatkraft vertrauen, die in Ihr Geschäft Geld stecken würden?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Nein, nicht glauben, sondern wissen! Wissen Sie es oder glauben Sie es?«
    »Ich weiß es.«
    »Und an welche Summe denken Sie da etwa?«
    Einen Augenblick zögerte Karl Siebrecht, dann gab er sich einen Stoß. Sie hatte dies vorausgesehen, sie hatte es ihm gesagt, er wagte es!
    »Ich denke etwa an hunderttausend Mark«, sagte er.
    »Schön!« sagte Herr Eich wieder, »sehr schön!« Er war stehengeblieben und spielte mit dem Schnürenbesatz seiner Flauschjacke. »Wenn Ihnen in dieser Zeit hunderttausend Mark anvertraut werden, sind Sie der Mann, den wir brauchen! Wann können Sie mir darüber festen Bescheid geben?«
    »Wahrscheinlich schon morgen abend!«
    »Gut! Rufen Sie mich an, sobald es soweit ist, wir sprechen dann weiter über die Sache. – Noch eins, warum haben Sie sich nicht schon früher an Ihre Freunde gewendet?«
    Einen Augenblick überlegte Siebrecht, dann sagte er: »An meinem einen Lastwagen steht die Firma: Siebrecht & Niemand. Ich wollte immer gern alles allein machen, ich wollte mir von niemand helfen lassen!«
    »Und jetzt wollen Sie sich helfen lassen?«
    »Ich will nur stille Teilhaber!« rief Karl Siebrecht. »Ich will mir von niemandem hereinreden lassen!«
    Herr Eich betrachtete ihn mit einem unbestimmten Lächeln. Er sagte: »Wenn aus unserem Vertrag etwas wird, Herr Siebrecht, so werde ich bestimmt kein stiller Teilhaber sein.Ich werde Ihnen bestimmt in vieles hereinreden.« Wieder lächelte er.
    Karl Siebrecht machte eine Bewegung, die fast drohend war. »Ich will nichts für mich!« sagte er. »Ich will nur einen erstklassigen Betrieb in Gang bringen!«
    Herr Eich sah ihn belustigt an. »Und wenn ich mich Ihnen dabei widersetze, so schmeißen Sie mich hinaus?« – Siebrecht nickte nur. – »Nun, wir werden dann ja sehen, wer der Stärkere ist«, lächelte Herr Eich. »Die Auffassungen, was einem Betrieb förderlich ist, sind manchmal verschieden. Es könnte auch sein, daß Sie derjenige sind, der hinausgesetzt wird!«
    »Wenn ich erst die Monopolstellung habe, werden Sie mich nie wieder los!« sagte Karl Siebrecht siegesgewiß.
    Herr Eich sah ihn lange und nachdenklich an: »Wir werden einen sehr vorsichtigen Vertrag mit Ihnen abschließen müssen, Sie junger Waffenschmuggler, Sie! Mich sollen Sie nicht von Ihrem Lastauto werfen!« Und aus diesem Satz sah Karl Siebrecht, daß Herr Eich seine Wissenschaft aus einer anderen Quelle als von seiner Tochter Hertha bezogen hatte, denn von dem heruntergeworfenen französischen Kapitän hatte er ihr nicht ein einziges Wort erzählt.

92. Das Geld strömt herbei

    Siebrecht saß am späten Nachmittag des nächsten Tages in seinem öden Zimmer. Die Tür hatte er der Krienke vor der Nase zugemacht. Seit Hertha Eich am Abend zuvor gesagt hatte, wie unmöglich diese Stube war, in der er hauste, waren ihm Zimmer und Krienke und die drei Gören völlig unerträglich geworden. Nun schmollte die Krienke draußen herum, schalt mit den Kindern, warf die Türen – er aber saß und wartete. Auf was wartete er? Wieder auf Hertha Eich. Notwendiger denn je war ihr Kommen, ehe sie nicht da war, konnte er Herrn Eich nicht anrufen, und wenn sie nicht kam, konnte er Herrn Eich überhaupt nicht anrufen. Verdammt, wie nötig ersie brauchte, die er eben noch nicht gekannt hatte! Wie sie da gestern abend noch gesessen und in Stellvertretung der verreisten Mutter den Tee ausgeschenkt hatte, ganz die brave Tochter aus gutem Bürgerhause – und er meinte, sie doch ganz anders zu kennen … Hatte sie wirklich etwas von eigenem Vermögen gesagt? Oder hatte er das nur geträumt? Sie sollte sich melden, verdammt noch mal, sie konnte das nicht so weitermachen, auftauchen und verschwinden, immer überraschend! Er war längst wieder aufgesprungen und lief in seiner Höhle auf und ab. Dabei sah er nach den beiden Briefen, den Bestätigungen, die auf seinem Bett lagen. Jawohl, sie hatten ihn nicht im Stich gelassen, weder der Engelbrecht noch der Herr von Senden. Engelbrecht hatte zwanzigtausend Mark und

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