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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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zwei Lastwagen aus seinem Besitz zugesagt, und der Herr von Senden dreißigtausend Mark. Aber das waren noch lange keine hunderttausend Mark! Er hatte noch ein Letztes versucht, er hatte Senden in Gang gesetzt, der arme Mann hatte die augenblickliche Adresse von Herrn Gollmer ermitteln müssen. Er hatte Herrn Gollmer ein langes Telegramm gesandt, ein Telegramm für fast zweihundert Mark in ein Hotel in Paris! So weit war er gekommen, so weit hatte sie ihn gebracht! Diese verfluchten Hunderttausend! Plötzlich blieb er stehen und sagte laut zu seinen Kleidern an der Wand: »Ich habe eben doch kein Glück mit den Frauen, der Rittmeister kann erzählen, was er will!« Und ebenso plötzlich kam ihm der Gedanke: »Was wird Ilse Gollmer dazu sagen, wenn sie erfährt, daß ich ihren Vater telegrafisch um Geld anbettle?!«
    Dann ging draußen die Klingel, und sofort fuhr seine Hand an den Schlips und rückte ihn gerade, gleich griff er zum Kamm und fuhr durch seine Haare. Aber es war nur eine Nachbarin, die zur Krienke auf Besuch kam, nun schwabbelten und wabbelten zwei draußen – es war zum Rasendwerden!
    Aber er wurde nicht wieder rasend. Er setzte sich still auf seinen Stuhl. Ruhe, dachte er plötzlich, nur Ruhe! Ich bin immer so wild gewesen, ehe eine Sache richtig losging. Sie ist doch ein Mädchen, das meint, was sie sagt. Und sie hatbestimmt von eigenem Vermögen gesprochen. Warte, da war doch gestern abend noch etwas … Er überlegte. Sie hatten zu dreien um den Teetisch gesessen, und er hatte von seiner Kriegsgefangenschaft erzählt, von jenem Augenblick, da er, einen Mauerstein in Händen, in das Zimmer der Näherin gelaufen war, angelockt von dem surrenden Geräusch der Nähmaschine. Da, da hatte sich Fräulein Hertha Eich plötzlich über den Tisch gelehnt und hatte deutlich gesagt: »Jetzt verstehe ich, daß du deine Frau geheiratet hast!«
    Aus. Stille. Schweigen.
    Und sie war nicht einen Augenblick lang verlegen gewesen, weder sie noch ihr Vater. Der Vater, dieser gelbliche Herr Eich mit der auffallend schönen Stirn, hatte sogar auf eine vage, unbestimmte Art gelächelt. Worauf die Unterhaltung weitergelaufen war.
    Nun klingelte es wieder, aber diesmal stand er nicht auf, er faßte auch nicht nervös nach seinem Schlipsknoten. Er blieb sitzen, ruhig wartend. Es konnte Hertha Eich sein, aber er hatte nicht das Gefühl, daß es Hertha Eich war, vielleicht eine Dritte im Rat der Ratschen und Tratschen. Dann aber klopfte die Krienke an seine Tür. Sie war so beleidigt, daß sie sogar anklopfte, sie streckte nur einen Arm durch den Türspalt: »Ein Telegramm for Ihnen!«
    Das Telegramm fiel auf den Fußboden, weil er es nicht schnell genug abnahm, und die Tür schlug zu. Da saß er und starrte das gelbliche Rechteck auf dem Boden an. Er zog des Vaters silberne Uhr und sagte sich: Nur Ruhe! Jetzt hat es auch noch fünf Minuten Zeit! In fünf Minuten werde ich wissen, was Gollmer telegrafiert. Nur Ruhe! Und saß weiter da, die Uhr in der Hand. Langsam tickte die Zeit in Sekunden fort, er aber war ruhig und fest, er hatte Zeit – bis ihm der Gedanke kam: Es kann ja auch ein Telegramm von ihr sein! Es gibt auch Stadttelegramme!
    Und mit einem Satz war er auf, die Uhr baumelte vergessen an ihrer Kette von der Weste, er hielt das Telegramm in der Hand, und während er es aufriß, sagte er ganz verwundert zusich: Sollte ich vielleicht doch verliebt sein? Das ist doch ganz unmöglich!
    Er hätte aber ruhig sitzen bleiben und weiter den standhaften Mann spielen können: es war ein Telegramm von Herrn Gollmer! Der große Mann telegrafierte kurz und bündig – sein Telegramm mußte sehr viel billiger als das von Siebrecht sein –, daß er sich mit fünfzigtausend Mark beteilige, in Gestalt eines Kredits bei seiner Autoverkaufsstelle. Er telegrafierte den Namen seines Prokuristen, seines Anwalts, und nur zum Schluß kam der ungeschäftliche Satz: Wünschen Ihnen großen Erfolg!
    Nun also! sagte Karl Siebrecht und legte das Telegramm zu den beiden Bestätigungen auf die Bettdecke. Nun also! So sind es schließlich doch hunderttausend Mark geworden, und wenn ich die beiden Lastwagen von Engelbrecht mitrechne, kann ich sogar hundertzehntausend sagen. Ich will sofort mit Eich telefonieren. Aber er telefonierte nicht, er blieb da sitzen, zehn Minuten, fünfzehn Minuten, eine halbe Stunde.
    Wieder klingelte es, die Krienke erschien und meldete: »Da is een Herr, der Sie sprechen will!« Hinter der Hand flüsterte sie: »Sieht

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