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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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längst mehr als Rittmeister war, sagte »Du«, Karl Siebrecht sagte »Sie«.
    »Nein«, sagte der Rittmeister und sah sich in dem Büro um. »Ich bin noch nie hiergewesen.« Er schlug die Beine übereinander, sah Karl Siebrecht an und fing an zu lachen. »Ich glaube gar, ich werde verlegen!« lachte er. »Der Fall ist nämlich der, mein Sohn Karl, ich bin in einer hochnotpeinlichen Angelegenheit bei dir: ich brauche Geld!«
    »Geld?« fragte Karl Siebrecht. »Geld –?« Er zog das Wort immer länger. Dann sagte er rasch: »Nun ja, es wird sich schon irgendwie einrichten lassen, obwohl wir im Moment ungewöhnlich knapp sind. Ihr Gewinnanteil wäre in gut vier Wochen fällig, aber ich werde sehen –«
    »O nein!« sagte der Rittmeister und hob die beringte Hand. »Hiervon weit entfernt! Wenn ich sage, ich brauche Geld, so meine ich nicht diese schäbigen Hunderter, dann meine ich: ich brauche viel Geld!«
    »Viel Geld!« rief Karl Siebrecht und war nun wirklich erschrocken. »Was meinen Sie mit viel Geld, Herr von Senden?«
    »Wenn ich viel Geld sage, so meine ich auch viel Geld«, antwortete der Rittmeister und lächelte nun auch nicht mehr. »Die Wahrheit zu sagen, Karl, ich wäre dir sehr dankbar, wenn ich meine Einlage zurückbekommen könnte.«
    »Ihre Einlage – aber das wären ja sechzigtausend Mark! Ich fürchte, Herr von Senden, das wird ganz unmöglich sein. Wann wollen Sie denn über das Geld verfügen?«
    »Wann? Aber sofort! Möglichst heute noch! Jedenfalls in den allernächsten Tagen!« Er sah Karl Siebrechts immer bestürzteres Gesicht. Er sagte: »Ich weiß, mein Sohn Karl, es ist da eine Kündigungsfrist vereinbart, ich glaube jährlich. Aber ich brauche das Geld, wie gesagt, sofort, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es einrichten könntest – sagen wir Anfang nächster Woche …«
    Karl Siebrecht trommelte verlegen auf seinem Schreibtisch herum, der Rittmeister fuhr überredend fort: »Karl, du mußt mir einfach den Gefallen tun! Du hast immer gesagt, daß dein Betrieb sicher wie Gold ist! Da kann es dir doch nicht schwerfallen, einen anderen Teilhaber zu finden.«
    »Ich werde niemanden finden!« antwortete Karl Siebrecht. »Es ist heute unmöglich, sechzigtausend Mark aufzutreiben! Wissen Sie, Herr von Senden, daß große Betriebe, wirklich große Betriebe, heute keine sechzigtausend Mark geliehen bekommen und daß sie die Gehälter an ihre Angestellten auf Stottern bezahlen, hier mal fünf Mark und drei Tage darauf zehn Mark! Es gibt einfach kein Geld mehr!«
    »Aber meine sechzigtausend Mark –« fing Herr von Senden an.
    »Einen Augenblick!« bat Siebrecht. »Sie haben es sicher gehört und gelesen, daß das Reich in der gleichen Verlegenheitist wie der Unternehmer. Es pumpt sich überall Geld, es hat das Zündholzmonopol gegen eine Anleihe verpfändet. Wir haben uns noch so hingehalten, ich bin immer ziemlich vorsichtig mit der Kreditaufnahme gewesen, aber mit stets größerer Besorgnis rechnen wir von einem Lohntag zum anderen. Und da handelt es sich um Beträge von zwei-bis dreitausend Mark. Lieber Herr von Senden, Sie können mich und meine ganze Firma auf den Kopf stellen, es fallen keine sechstausend Mark heraus, geschweige denn sechzigtausend!«
    »Aber mein Geld muß doch irgendwo geblieben sein«, sagte Herr von Senden hartnäckig. »Es kann doch nicht einfach verschwunden sein!«
    »Natürlich ist Ihr Geld nicht verschwunden«, antwortete Karl Siebrecht beruhigend, denn der Rittmeister wurde jetzt ziemlich nervös. »Aber es ist festgelegt, es steckt in den Einrichtungen. Es steckt in unserem Garagenhof, in unserer Tankstelle, in den Büros auf den Bahnhöfen, in den Lastautos, mit denen wir fahren …« Er wurde plötzlich trübe. »Leider fährt zur Zeit nur ein Drittel unserer Autos, die anderen haben wir stillegen müssen, der Gepäckverkehr ist um drei Viertel gesunken.«
    »Oh, dann ist ja alles ganz einfach!« sagte der Rittmeister erleichtert. »Dann verkaufst du einfach die stillgelegten Autos, meinethalben mit Verlust. Ich will gerne ein paar tausend Mark einbüßen, nur, ich muß mein Geld haben.«
    »Aber wer soll denn die Autos kaufen? Überall sind die Wagen stillgelegt, kein Mensch kauft Autos. Und selbst wenn ich einen Käufer finde, womit soll er denn bezahlen? Es gibt faktisch kein Geld!«
    Der Rittmeister dachte nach. »So geh zu einer Bank«, sagte er, »und nimm eine Hypothek auf. Du hast da von einem Garagenhof gesprochen …«
    »Die Banken geben kein

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