Ein Mann zum Abheben
dem Trinken auf.«
»Ich trinke nicht so viel.«
»Du hast doch die Szene gesehen, wo dieser Kerl ein Foto von ihrer Recyclingtonne gemacht hat, in der all die Flaschen gelegen sind. Hat Phil eine Kamera?«
»Ich trinke nicht mehr als du.«
»Hast du denn die Sendung nicht gesehen? Diese Frauen waren doch auch kein Abschaum. Sie waren ganz normale Menschen, die ein paar Fehler gemacht haben … Wir sollten wahrscheinlich nicht einmal am Telefon darüber reden. Telefone sind das Schlimmste.«
»Phil würde nie so rachsüchtig sein.«
»Du weißt nicht, wie Phil vielleicht sein würde. Stell dir eine Niederschrift von jedem Gespräch vor, das du jemals geführt hast, Wort für Wort ausgedruckt und auf dem Schreibtisch eines Anwalts aufgestapelt. Und ein paar große aufgemotzte Fotos von deiner Recyclingtonne.«
Das ist ein fürchterlicher Gedanke.
»Und du musst damit anfangen zu dokumentieren, wann du ihr bei den Hausaufgaben hilfst oder dich um ihre Wäsche kümmerst. Selbst das Kochen. Das sind die Dinge, die zählen. Und die Tatsache, dass du die ganze Zeit Blut spendest und dieser Waise in Thailand oder wo auch immer Geld schickst. Lauter so Zeug. Schreib es auf.«
»Wenn ich so leben würde, würde ich den Verstand verlieren.«
»Du hast schon den Verstand verloren, deshalb versuche ich, für dich zu denken. Manchmal wache ich schweißgebadet auf. Ich habe geträumt, dass wir uns auf einem großen Flughafen befinden, und als wir uns umdrehen, ist Tory weg …«
»Danke.«
»Wofür?«
»Du bist verrückt und paranoid, aber wenigstens glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich ihn verlasse. Sonst glaubt mir keiner. Phil glaubt nicht, dass ich wirklich gehe, Jeff tut es nicht, und nicht einmal Gerry …«
»Sie kennen dich nicht so wie ich. Sie wissen nicht, wie stark du sein kannst.«
»Danke.«
»Oder wie dumm.«
»Er liebt dich«, sagt Nancy.
Wir sind auf dem Weg zum Literaturkreis, der in Belindas Haus stattfindet. Nancy fährt vorsichtig wie immer. Sie fährt fünfzig auf einer Straße, auf der Tempo siebzig erlaubt ist.
»Woher willst du das wissen?«
»Er hat mich ein paarmal angerufen.«
»Du hast mit Phil gesprochen? Am Telefon?«
Sie wirft mir einen Blick zu. »Nichts wirklich Wichtiges. Wir unterhalten uns über dich. Er fragt mich zum Beispiel, was du gerne zum Geburtstag hättest oder wohin du gerne in Urlaub fahren würdest. Solche Sachen.«
»Der Grill und die Italienisch-CDs waren also deine Idee?«
Sie lächelt. »Nein, sogar ich weiß, dass Phil derjenige ist, der das Grillen übernimmt, und dass du Italienisch sprichst. Aber die Cappuccino-Maschine, das war ich. Er hat gesagt, du hast eine Woche gebraucht, bis du sie ausgepackt hast.«
Ich entgegne nichts darauf. Wir schauen beide unverwandt geradeaus auf die Ampel.
»Er möchte dir eine Freude machen. Deshalb fragt er mich, was du dir wünschst.«
»Warum fragt er nicht mich , was ich mir wünsche?«
»Männer machen das nicht gern.« Die Ampel ist noch immer rot. Ich atme aus. Eigentlich dachte ich nicht, dass ich es laut getan habe, aber Nancy atmet auch aus. »Warum fährst du nach Boston?«
»Ich besuche einen Kurs.«
»Oh.« Sie verfolgt die Sache nicht weiter. In letzter Zeit bin ich froh, dass sich meine Freundinnen so wenig für meine Arbeit interessieren.
»Es ist mir unheimlich, dass er dich anruft. Durch Jeffs Eheberatung und Phils Tratscherei hinter meinem Rücken wisst ihr beide viel zu viel über uns.«
»So ist das doch nicht. Er wollte dich überraschen. Wir haben gedacht … wir haben beide gedacht, du würdest es mögen. Ich meine die Cappuccino-Maschine.«
Die Ampel wechselt. Endlich. »Erzähl mir etwas. Erzähl mir etwas Übles über dich und Jeff.«
»Warum?«
»Weil es nicht gerecht ist. Du weißt alles über meine Ehe, und ich weiß nichts über deine. Erzähl mir etwas Übles. Komm schon. Dreh diese Ehe von innen nach außen und zeig mir die Nähte.«
»An meinem letzten Geburtstag hat er mir überhaupt nichts gekauft.«
»Gar nichts?«
»Siehst du? Hat Jeff dich jemals angerufen? Hat er dich je gefragt, ob du ihm sagen kannst, was ich mir wünsche?« Sie biegt in Belindas Auffahrt ein und würgt den Motor ab. »Ich glaube nicht. Phil versucht sehr viel mehr, als du ihm dankst,
Elyse. Das ist alles, was ich dazu sage. Was glaubst du, wie sich ein Mann fühlt, wenn er einer Frau etwas schenkt, und sie packt es nicht einmal aus.«
Nancy öffnet die Fahrertür, aber ich scheine mich
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