Ein Mann zum Abheben
weit bin. Ich will nicht gezwungen werden, weil irgendein Mann aus Boston sich entschlossen hat, den völligen Idioten zu geben.«
»Es war ein Scherz, Elyse. Als wir in Miami waren, hast du es wahnsinnig lustig gefunden.«
»Ich verlasse mich auf dich, und ich vertraue dir, und dann sagst du mir, dass alles ein Scherz ist.«
»Es ist kein Scherz. Es ist nur so, dass ich an dem Tag, an dem ich sie bestellt habe … einen schlechten Tag hatte, das ist alles. Ich habe nicht an deine Tochter gedacht. Es hat mir gutgetan, ins Internet zu gehen und sie auszusuchen.«
»Ich werfe sie weg.«
»Gut. Wenn dir danach ist, solltest du das tun. Und nur fürs Protokoll: Ich glaube nicht, dass du jemals zur Tür hinausgehst. Du redest gern davon und glaubst, es würde dich stark machen.«
»Ich lege jetzt gleich auf. Ich lege jetzt gleich auf, ohne mich zu verabschieden.«
»Ja, mach das. Ich verabschiede mich auch nicht von dir.«
Ich lege den Telefonhörer ab, das straffe Kabel zieht es von der Theke und über die Holzdielen, es schnellt laut zurück ins Schlafzimmer. Das Geräusch ist seltsam befriedigend. Ich nehme das Päckchen. Es ist leicht, besteht fast ganz aus Verpackung. Er sagt, es ist ein Witz. Er sagt, es ist kein Witz. Ich drehe den sorgfältig verpackten braunen Würfel in meinen Händen hin und her. Pascal, der Päckchen mag, springt auf die Theke und beobachtet mich. Wann habe ich ihm meinen Mädchennamen verraten? Ich
habe ihm zu viel erzählt, und es ist immer die Frage - die Frage, inwieweit ich Gerry hereinlassen möchte. Er kennt meine Adresse. Er kennt meine Sozialversicherungsnummer. Er kennt die Stunden, in denen mein Mann arbeitet, die Zeit, wann meine Tochter zur Schule geht, den Geldbetrag, den ich bei der Bank habe, die Art und Weise, wie ich gern geküsst werde, und wie viele Töpfe ich noch machen muss, bis ich den Auftrag aus Charleston erledigt habe. Das Päckchen ist sehr leicht, fast als wäre nichts darin. Es ist beinah, als hätte er mir ein Päckchen mit Luft geschickt.
Kapitel 25
»Schau dir das an«, sage ich zu Phil und lasse die Handschellen vor seinem Gesicht baumeln.
Er ist sofort interessiert. »Was ist das?«
»Handschellen, Dummkopf.«
»Ich weiß, aber … sind sie für dich oder mich?«
Wir befinden uns in unserem Schlafzimmer und machen uns für Kellys Silvesterparty fertig. Ich bin den ganzen Tag bei ihr gewesen, habe Austern aufgebrochen und Champagnergläser poliert.
Phil und ich sind allein. Er hat Tory bereits zu Nancys Haus gebracht, sie und Jeff haben ein paar Teenager aus der Kirchengemeinde angeheuert, die die Kinder über Nacht hüten. Insgesamt sind es elf, und sie machen ihre eigene Party. Nancy hat Spielfilme ausgeliehen, Pizza bestellt und die Tischtennisplatte aus der Garage ins Haus geholt. Die Erwachsenen können also wegbleiben, so lange sie wollen, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Das Lustige daran ist, dass gar nicht Silvester ist. Wir sind so vorsichtig, dass wir an diesem alkoholdurchtränkten Tag nicht die ganze Nacht ausbleiben wollen. Wir verbringen den eigentlichen Abend lieber in der Kirche, mit unseren Kindern neben uns, und zünden Kerzen zur Jahresschlussmette an. Unsere Orgien finden an einem beliebigen Abend zwischen den Jahren statt. Darüber ist sich unser Kreis immer einig gewesen.
Mein neues rotes Kleid liegt auf dem ungemachten Bett. Ich schiebe es behutsam zur Seite und krabble über die Matratze zum Kopfende. Wenn Gerry sie unbedingt zu mir nach Hause schicken will, dann verdammt nochmal benutze ich sie in meinem Haus auch. Ich lasse eine der Handschellen um mein rechtes Handgelenk schnappen, wickle die kurze Kette um den Bettpfosten und lasse das andere Ende um mein linkes Handgelenk schnappen. »Ach, du Schreck. Offenbar werde ich gefangen gehalten.«
Phil lächelt leicht, seine Hand streicht über das Handtuch, das um seine Taille liegt. »Was machst du?«
Es handelt sich hier natürlich um einen entscheidenden Augenblick. Noch vor zwei Monaten hat mich diese Frage weinend in den begehbaren Kleiderschrank getrieben. Jedes Mal wenn ich versucht habe, Phil gegenüber sexy zu wirken, war ich empfindlich. Ein einziges Wort, eine einzige Andeutung, dass er das nicht in mir sehen würde, und schon war im Normalfall alles vorbei. Doch etwas hat sich zwischen uns verändert. Was er denkt, interessiert mich nicht mehr. Das hier ist im Grunde eine Probe. Ich schließe meine Augen, werfe wie ein wunderschönes Opfer in einem
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