Ein Mann zum Heiraten
gewesen, die Zeit zurückzudrehen.
Wenn sie es doch nur gekonnt hätte! Der Liebeskummer, den sie wegen Chris gehabt hatte, war lächerlich im Vergleich zu den Seelenqualen, die sie jetzt erlebte. Sie liebte James, wusste aber, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte.
Natürlich war ihr klar, warum er in letzter Zeit so oft auf Geschäftsreisen ging und auch über Nacht wegblieb. Alle schienen zu glauben, dass er es tat, um nach der Geburt mehr Zeit für sie und das Baby zu haben, doch damit hatte es nichts zu tun.
Da sie sich damit abgefunden hatte, dass er sie nicht liebte, hatte sie ihn auch nicht auf sein distanziertes Verhalten angesprochen. Das war, wie sie vermutete, lediglich ein weiteres Indiz dafür, dass sie nicht mehr in ihrer Traumwelt lebte und den Tatsachen ins Auge sah.
Sie redete sich nicht ein, er könnte sich doch noch in sie verlieben, so wie sie sich damals in Chris verliebt hatte. Es würde nicht passieren. Da sie wusste, dass sie James liebte, konnte sie auch nicht mehr versuchen, an ihn heranzukommen, indem sie mit ihm schlief. Auf diese Weise hätte sie vielleicht ihr Verlangen gestillt, sich aber letztendlich selbst zerstört, weil ihre emotionalen Bedürfnisse nur stärker geworden wären.
Daher hatte sie sich zusammengerissen und sich gezwungen, ebenfalls auf Distanz zu ihm zu gehen, und zwar sowohl privat als auch in der Öffentlichkeit. Lediglich in den Nächten, in denen er nicht zu Hause war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf und weinte sich in den Schlaf.
Müde fragte sich Poppy, wie er seine häufige Abwesenheit nach der Geburt des Babys begründen würde. Irgendetwas würde ihm schon einfallen, und sie würde ihre ganze Liebe auf das Baby konzentrieren, solange sie mit James verheiratet war.
Da er auch an diesem Abend wegfahren musste, hatte sie den Einkaufsbummel bewusst in die Länge gezogen, um ihm nicht mehr begegnen zu müssen.
Als sie sich dem Haus näherte, fuhr sie automatisch etwas langsamer, weil sie insgeheim fürchtete, seinen Wagen dort stehen zu sehen. Zum Glück war er nicht mehr dort. Nachdem sie ihren Wagen geparkt hatte, stieg sie aus und eilte erleichtert hinein. Doch obwohl sie sich gewünscht hatte, James wäre bereits fort, erschien ihr das Haus ohne ihn seltsam leer – genau wie ihr Leben.
Poppy hatte sich gerade eine Tasse Tee gemacht, als es an der Tür klingelte. Stirnrunzelnd ging sie hin, um zu öffnen, und stellte erstaunt fest, dass Chris draußen stand.
“Komm rein”, sagte sie. “James ist nicht da, aber …”
“Ich wollte zu dir”, meinte er und wirkte dabei ein wenig verlegen.
Wieder runzelte sie die Stirn. Seit sie mit James verheiratet war, war sie nicht mehr mit Chris allein gewesen. Als sie aus den Flitterwochen zurückgekehrt war, hatte sie nicht einmal gemerkt, dass er nicht in der Firma war, bis James es ihr gegenüber erwähnt hatte. Sie zuckte zusammen, als sie sich daran erinnerte.
“Es … es geht um Sally”, erklärte Chris, nachdem er ihr in die Küche gefolgt war und sie ihm auch eine Tasse Tee eingeschenkt hatte.
“Um Sally?”, wiederholte Poppy erstaunt.
“Ja. Es ist wegen dieser Babygeschichte … Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ein Kind zu bekommen”, platzte er schließlich heraus. “Bei unserer Heirat wusste sie, dass … Ich bin anders als James. Natürlich wünsche ich mir eine Familie, aber nicht jetzt. Ich möchte Sally noch eine Weile für mich haben, aber sie hört einfach nicht auf mich.”
“Oh Chris, das tut mir leid”, erwiderte Poppy mitfühlend. “Allerdings solltest du lieber mit Sally darüber sprechen und nicht mit mir.”
Es war seltsam, dass sie jetzt bei seinem Anblick fast mütterliche Gefühle empfand, während ihr damals fast das Herz gebrochen wäre.
“Ja, ich schätze, du hast recht”, bestätigte Chris zerknirscht und fügte herzlich hinzu: “Es freut mich, dass du mit James so glücklich bist, Poppy. Du warst immer etwas ganz Besonderes für mich.” Dann umarmte er sie spontan – so stürmisch, dass ihr der Atem stockte und sie das Gleichgewicht verlor.
Keiner von ihnen hörte, wie die Tür geöffnet wurde und James hereinkam, bis er zornig fragte: “Was geht hier vor?”
Chris, der offenbar nicht merkte, wie wütend James war und wie ängstlich Poppy, meinte fröhlich: “Tut mir leid, James. Ich bin nur vorbeigekommen, um mit Poppy zu plaudern. Deinen Rat werde ich beherzigen”, fuhr er an sie gewandt fort, bevor er einen Blick auf seine Armbanduhr warf.
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