Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
heiße Bad und atmete den süßen Rosenduft der Badelotion ein. Den Raum erfüllte dichter Wasserdampf, und der ovale Spiegel über dem Waschbecken war beschlagen.
Kate hätte nicht sagen können, wie lange sie schon in der Badewanne lag und versuchte, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Sie hatte nun auch den zweiten Schritt getan – und überstanden. Während der Unterredung mit Dominic in seiner Küche musste sie die Erinnerungen an Ausgelassenheit, Glück und Leidenschaft zurückdrängen. Der Anblick der zwar renovierten, aber vertrauten Umgebung hatte sie an die vielen Gelegenheiten denken lassen, bei denen sie früher den Fang des Tages vor seinem Haus gegrillt und ihn sich bei einer Flasche Wein hatten schmecken lassen.
Auf dem Rückweg ins Hotel war die Spannung langsam von Kate gewichen. Morgen würde ihr das Zusammensein mit Dominic leichter fallen.
Mit jedem Tag würde der Abstand zu jenem Sommer, der hier auf Ocracoke wieder so lebendig geworden war, größer werden. Dominics Feindseligkeit würde ihr dabei helfen. Sein Verhalten ließ bei Kate erst gar nicht die romantische Vorstellung aufkommen, dass er versuchen könnte, an ehemalige Gefühle anzuknüpfen. Und was sie selbst anging … nun, was sich vor vier Jahren ereignet hatte, war die Sommerliebelei einer jungen, unerfahrenen Frau gewesen und gehörte endgültig der Vergangenheit an.
Dominic und sie, Kate, verband nur noch die Suche nach dem Schatz, der auf dem Meeresboden lag. Zumindest redete Kate sich das ein.
Zweihundertfünfzig Jahre. Kate blies in den weißen Schaum, der sich hoch über dem Wasser türmte. Der Zucker und die kostbaren Stoffe, die zur Ladung der „Liberty“ gehörten, hatten sich in der Zwischenzeit zweifellos aufgelöst. Würden sie die Messingarmaturen noch finden, oder hatte das Meerwasser sie rosten und zerfallen lassen? Der Schiffsrumpf war gewiss von Schwämmen und Muscheln überwuchert, das Eichenholz morsch. Ob das Logbuch wohl noch existierte? Möglicherweise hatte man es in einem wasserfesten Behältnis untergebracht.
Sie könnte es einem Museum zum Geschenk machen – im Namen ihres Vaters.
Ja, das könnte sie wirklich noch für ihren Vater tun. Vielleicht würde sie anschließend Ruhe vor ihren zwiespältigen Gefühlen ihm gegenüber haben.
Kate stieg aus der Wanne und rubbelte sich trocken. Das Gold hatte sicherlich unversehrt die Jahre überdauert. Die Vorstellung von einer Kiste mit wertvollen Goldmünzen reizte sie. Dennoch, die Suche nach diesem Schatz war das eigentlich Aufregende. Wenn sie ihn finden würde, dann …
Ja, was dann?
Kate legte das flauschige Badetuch über die Haltestange, schlüpfte in ihren Morgenmantel und band den Gürtel fest um ihre Taille. Der Spiegel war immer noch beschlagen, obwohl das Wasser langsam abfloss.
Sollte sie ihren neu gewonnenen Reichtum in Aktien anlegen? Oder eine ausgedehnte Ferienreise in die griechische Inselwelt machen, um zu sehen, was Byron seinerzeit faszinierte?
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat Kate aus dem Badezimmer. Sie löste den Knoten in ihrem Nacken und bürstete ihr Haar. Seltsam, dass sie bisher noch nie darüber nachgedacht hatte, was nach der Schatzsuche sein würde. Aber es war wohl auch besser, nicht zu weit in die Zukunft zu planen.
„Es ist dir immer schwer gefallen, über die Gegenwart hinauszuschauen.“
Fast glaubte Kate, Dominics Stimme zu hören, so deutlich traten ihr seine Worte ins Bewusstsein. Wütend warf sie die Bürste auf das Bett. Sie hatte sehr wohl einmal über die Gegenwart hinausgeschaut und erkannt, dass Dominic ihr nicht mehr als eine unsichere Zukunft in einem heruntergekommenen Haus zu bieten hatte. Keine Garantie, keine Verpflichtungen. Welch ein Glück, dass ihr dies rechtzeitig bewusst geworden und sie fortgegangen war!
Dominic sollte niemals erfahren, wie sehr es sie geschmerzt hatte, von ihm zu gehen.
Ich muss Vater für seine vernünftigen Worte dankbar sein, sagte sie sich. Er hatte sie damals auf Dominics Schwächen aufmerksam gemacht, sie an ihre Verpflichtung sich selbst gegenüber, an ihre Zukunft und an ihren Beruf erinnert. Dominics mangelnder Ehrgeiz, seine sorglose Einstellung zum Leben waren keine liebenswerten Eigenschaften eines Sonderlings, sondern Mängel.
Kate nickte, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie richtig gehandelt hatte. Sie nahm die Bürste wieder auf und schalt sich selbst, weil sie zu viel über Vergangenes grübelte. Das musste ein Ende haben.
Mit
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