Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
Seine Gegenwart wühlte sie auf und machte sie wehrlos und verletzlich. Vor vier Jahren hatte sie sich von ihm in einen Strudel ziehen lassen. Sie war überwältigt gewesen von seiner Art. Später hatte sie erkannt, dass seine Freiheitsliebe niemals auf ihren Lebensstil übertragbar sein würde, weil er sich vom Leben treiben ließ, während sie auf ein festes Ziel zustrebte, ohne nach rechts und links zu schauen.
Vielleicht war er mit dem Kauf des Restaurants nun eine Bindung eingegangen. Offenbar scheute er Verantwortung nicht mehr. Das freute Kate, doch an der Tatsache, dass sie aus zwei verschiedenen Welten stammten, änderte es nichts.
Sie, Kate, hatte sich für ein geordnetes Leben entschieden. Erfolg war ihr Genugtuung. Ohne ihren Beruf konnte sie nicht leben. Er bedeutete nicht nur Arbeit oder Beschäftigung. Als sie mit Linda gesprochen hatte, war ihre Schilderung vielleicht nicht überzeugend gewesen. Wie auch immer, Kate glaubte zu wissen, dass man am Ende mit leeren Händen dastehen würde, wenn man zu viel erhoffte und verlangte. Im Übrigen musste sie sich damit abfinden, dass man das Rad der Zeit nicht zurückzudrehen vermochte. Sie hatte ihrem Leben vor vier Jahren eine bestimmte Richtung gegeben, die es weiterzuverfolgen galt.
Mittlerweile hatte draußen auf dem Meer der Regen eingesetzt. Kate sah den dunklen Vorhang, der allmählich weiter vorrückte.
Dominic verspürte das Bedürfnis, das Meer kurz vor dem Sturm zu sehen, und strebte dem Strand zu. Er hatte nicht vorgehabt, seine Arbeit an dem neuen Boot zu einer bestimmten Zeit zu unterbrechen. Es war eine Laune, die ihn ans Meer führte, eine von jenen Stimmungen, denen er sich hingab, ohne sie rational zu ergründen.
Dominic hörte das Tosen der Brandung. Langsam wanderte er über eine Düne. Er würde den Weg auch bei stockfinsterer Nacht finden. Unzählige Male war er ihn schon gegangen. Oftmals, so wie heute, um die aufgewühlte See zu beobachten.
Er hatte schon zahlreiche tropische Stürme und Orkane erlebt, aber er wusste auch einen relativ friedlichen Sommerregen zu schätzen. Gern ließ er die Tropfen auf sich herabklatschen und beobachtete dabei das Auf und Ab der Wellen. Heute war er dankbar für den angekündigten Regen. So hatte er einen Tag für sich – einen Tag ohne Kate.
Sie hatten sich wortlos auf ein möglichst unpersönliches Miteinander geeinigt, das es ihnen vereinfachen sollte, auf engem Raum zusammenzusein.
Ihm kam der Zustand vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Und die ständige Anspannung zerrte an seinen Nerven. Kate zu sehen, in ihrer Nähe zu sein in dem Bewusstsein, dass sie sich von ihm zurückgezogen hatte, war ungleich schwieriger, als Tausende von Kilometern von ihr entfernt zu leben.
Für Kate bin ich lediglich Mittel zum Zweck, ein Werkzeug, das sie so einzusetzen versteht wie ihre Bücher, dachte Dominic bitter. Dennoch konnte er ihr im Grunde keine Vorwürfe machen. Er selbst hatte ihren Bedingungen zugestimmt und musste sich mit ihnen abfinden.
Seit jenem Tag, an dem sie zum ersten Mal getaucht waren, hatte Kate nicht mehr gelacht. Er vermisste den hellen Klang, so wie er auch den Geschmack ihrer Lippen und die Berührung ihres Körpers vermisste. Trotz seiner Bemühungen, sich selbst davon zu überzeugen, dass er auch ohne sie leben konnte, lag er nachts oft lange wach und sehnte sich nach ihr. Ja, zuweilen glaubte er dann sogar, keine Sekunde länger ohne sie sein zu können.
In den vergangenen Jahren hatte Dominic Möglichkeiten gefunden, gegen solche Gefühle anzukämpfen. Kates Fortgang hatte ihm hart zugesetzt und war schließlich der Grund für eine gewisse Veränderung in ihm gewesen. Er wollte sich selbst beweisen. Deshalb hatte er jeden Pfennig, über den er verfügte, in den Erwerb des Restaurants gesteckt.
Der Schritt hatte sich als richtig erwiesen. Ebenso wie der Kauf des Bootes, das er an Sommergäste vermietete. Der Besitz verlieh ihm ein bisher unbekanntes Gefühl von Wert, von Beständigkeit.
Er besaß also ein Restaurant, das Gewinne erzielte, und ein Boot, das bestimmt auch die Investition lohnen würde. Ihm lag aber nichts am Geld. Ihn hatte das Risiko gereizt, der ungewisse Ausgang seiner Käufe. Ganz ähnlich empfand er die Schatzsuche, in die er jetzt verwickelt war.
Was mochte Kate bewegen? Wollte sie das Gold? Oder fand sie diese ungewöhnliche Art, ihre Ferien zu verbringen, reizvoll? Vielleicht war der Grund auch nur ihr blinder Gehorsam ihrem Vater gegenüber, den
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