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Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Titel: Ein Meer von Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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renovieren wolle. Marsh musste damals jeden Tag mit der Fähre nach Hatteras zur Arbeit fahren, und ich habe während der Saison im Kunsthandwerksladen meiner Tante geholfen. Als Dominic den Vorschlag machte, dass wir uns mit zwanzig Prozent an dem Geschäft beteiligen und das Restaurant als Geschäftsführer übernehmen sollten, erschien es uns als wahres Himmelsgeschenk. Im Nachhinein muss man sagen, dass wir alle wirklich gut mit dieser Lösung gefahren sind.“
    Kate dachte an die anheimelnde Atmosphäre, das hervorragende Essen und die flotte Bedienung. „Ihr habt etwas Tolles zu Stande gebracht“, lobte sie. „Allerdings kann ich mir Dominic nicht als Geschäftsmann vorstellen.“
    „Dominic weiß, was er will“, entgegnete Linda. „Meines Erachtens weiß er bloß nicht immer, wie er es erreichen soll.“
    Kate wollte sich nicht länger mit diesem Thema befassen. „Ich habe große Lust, am Strand spazieren zu gehen. Kommst du mit?“ fragte sie.
    „Nichts lieber als das, aber …“ Linda wies mit einer Handbewegung auf ihre Tochter, die in den letzten Minuten sehr ruhig gewesen war. Joy hielt den rosafarbenen Drachen mit beiden Händen fest umschlungen und lag in tiefem Schlummer inmitten der übrigen Plüschtiere.
    Kate lachte leise. „Sie hat sich völlig verausgabt.“
    „Ja, sie ist oft anstrengend, aber wenn sie schläft, habe ich auch meine Ruhe.“ Vorsichtig hob sie Joy auf und wiegte sie in ihrem Arm. „Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Spaziergang. Wenn du Lust hast, könntest du heute Abend im ‚Roost’ vorbeischauen.“
    „Ja, ich komme“, versicherte Kate und strich Joy über den Kopf, über das dichte schwarze Haar, das so sehr dem ihres Onkels glich. „Sie ist wunderhübsch, Linda. Du kannst dich glücklich schätzen.“
    Kate verließ Lindas Haus und ging durch die ruhige Stadt. Die Wolken hingen tief, wodurch die Umgebung düster und unheimlich wirkte. Doch der Regen ließ auf sich warten. Kate konnte ihn förmlich schmecken. Der Wind würde die reinen frischen Tropfen vom Meer herübertragen. Es war die Richtung, in die Kate ging.
    Auf einer Insel fühlte man sich unwillkürlich mehr zum Meer hingezogen als zum Land. In diesem Punkt hatte Kate volles Verständnis für Dominics Vorliebe.
    Es war ihr in Connecticut leichter gefallen, den Erinnerungen auszuweichen, die für sie mit dem Meer verknüpft waren. Obwohl sie die felsige raue Küste von New England liebte, war sie nie hingefahren, um sich nicht den schmerzvollen Bildern der Vergangenheit auszusetzen. Hier auf der Insel ließen sie sich nicht verdrängen. Vielleicht hätte sie zur landzugewandten Seite der Insel gehen sollen, doch sie bevorzugte den Blick aufs offene Meer und konnte nicht widerstehen.
    Die Luft war warm, und der Wind spielte mit dem dünnen Stoff ihres Rockes und ihrer Bluse. Kate kam an zwei Anglern vorbei, die mit tief ins Gesicht gezogenen Mützen auf der Mole saßen und darauf warteten, dass ein Fisch anbiss. Die beiden Männer unterhielten sich, aber die Brandung übertönte ihre Worte. Kate konnte sich allerdings sehr gut ausmalen, um welche Themen ihr Gespräch kreiste. Um Köder und vielleicht um den Fang vom gestrigen Tag.
    Kate störte die beiden nicht, und auch die Angler sprachen sie nicht an. Die Bewohner der Insel waren nicht unfreundlich oder unhöflich, doch sie drängten sich auch niemandem auf.
    Die Farbe des Wassers war so grau wie die des Himmels. Kate faszinierten die unterschiedlichen Launen der Witterung. Wenn sich das Meer so rau und aufgewühlt wie heute zeigte, empfand sie es als Spiegel ihrer eigenen inneren Unruhe, die sie sich selbst allerdings nur selten eingestand.
    Höher und höher hinauf schienen die Wellen ihre schäumenden Kronen zu tragen, um sie mit lautem Getöse an den Strand zu werfen. Der Schrei der Möwen klang nicht einsam und klagend, sondern wild und herausfordernd. Das Meer bot bei jedem Wetter ein überwältigendes Schauspiel.
    Kate ging bis zum Meeresufer. Ungeschützt dem Wind ausgesetzt, der einzelne Strähnen ihres Haares löste, stand sie am Strand, hob ihr Gesicht und starrte mit weit geöffneten Augen auf die kaum erkennbare Linie des Horizontes.
    Es tat ihr gut, die Urgewalt der Natur zu spüren. Das düstere, bedrohliche Licht kurz vor einem Sturm, der beständige Wind aus Osten passten zu ihren Gefühlen. So vieles hatte sie erlebt und erfahren, was sie aus dem Gleichgewicht warf, und sie wollte mit sich selbst ins Reine kommen.
    Dominic.

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