Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
strahlende Sonnenlicht wider. Der Himmel war wolkenlos und die Luft so klar, dass Kate die Redeweise bestätigt fand, der Regen wasche alles rein.
Die Tatsache allerdings, dass sich ein solcher fast windstiller Tag hervorragend zum Tauchen eignete, machte Kate nicht froh. Sie musste sich zwingen, zum Hafen zu gehen und an Bord der „Wirbelwind“ zu steigen. Nur der Gedanke an ihren verstorbenen Vater bewog sie dazu weiterzumachen.
Dominic mochte ihre Anspannung spüren, aber er verlor kein Wort darüber. Er begrüßte Kate knapp und gab beim Ablegen die notwendigen Anweisungen, danach herrschte Stille zwischen ihnen.
Er stand am Ruder und Kate am Heck, während das Boot aufs offene Meer hinausfuhr. Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Dominic kontrollierte die Position des Bootes und schaltete den Motor ab.
Schweigend bereiteten sie sich aufs Tauchen vor. Sie legten ihre Taucheranzüge an, schnallten Gürtel mit Gewichten um und setzten die Lampen und Tauchermasken auf. Während Dominic den Tiefenmesser und den Kompass an seinem rechten Handgelenk prüfte und anschließend die Armbanduhr mit den Leuchtziffern an seinem linken Handgelenk befestigte, band Kate die Scheide mit ihrem Tauchermesser wenig unterhalb des Knies an ihr Bein.
Dann vergewisserten sie sich, dass der Druck in den Sauerstoffflaschen ausreichte, streiften die Gurte über und zogen sie fest. Wie gewöhnlich sprang Dominic als Erster ins Wasser und wartete, bis Kate die Leiter hinabgestiegen war. Gemeinsam glitten sie in die Tiefe hinab.
Erneut verzauberte Kate die Welt unter Wasser. Sie hatte erwartet, dass das Tauchen für sie irgendwann einmal zur Routine und das Leben unter Wasser zum gewohnten Anblick werden würde, aber es begeisterte sie immer wieder. Sie fand sich damit ab, dass sich der Mensch mit Technik und Hilfswerk ausstatten musste, um den Geschöpfen im Meer für begrenzte Zeit Gesellschaft leisten zu können. Das Mundstück, der Schlauch zu der Sauerstoffflasche auf ihrem Rücken, die verschiedenen Ventile – all dies war notwendig. Sie wusste, wie die Ausrüstung funktionierte, und bewahrte dieses Wissen in ihrem Gedächtnis auf, um sich ganz auf die sie umgebende Schönheit konzentrieren zu können.
Sie schwammen tiefer, blieben stets in Sichtweite. Kate konnte sich ganz auf Dominic verlassen. Er tauchte häufig auch allein, obwohl das mit einem großen Risiko verbunden war. Seine Erfahrung und sein Gespür leiteten sie, vielleicht in größerem Maße als die Berechnungen ihres Vaters. Sie hatten fast das gesamte von Hardesty gekennzeichnete Gebiet durchgekämmt, ohne das Wrack der „Liberty“ zu finden. Kate fühlte sich trotzdem nicht entmutigt. Unbewusst vertraute sie darauf, dass Dominic sie doch irgendwann ans Ziel bringen würde.
Heute tauchten sie tiefer als sonst. Kate glich den Druck aus, indem sie ein wenig Luft aus ihrem Taucheranzug abließ. Sie spürte den Druckwechsel sofort auf ihren Ohren. Vorsichtig regulierte sie den Druck erneut. Ein defektes Trommelfell würde bedeuten, dass sie viele Wochen lang nicht tauchen könnte.
Dominic schaltete die Lampe auf seinem Kopf ein, und Kate folgte seinem Beispiel. Allmählich wuchs ihre Aufregung. Bis hier unten fiel niemals ein Strahl Sonnenlicht. In dem Lichtkegel der Lampe sah sie, wie das Seegras in der Strömung hin und her wogte. Manchmal wagte sich ein Fisch in die Nähe der beiden Eindringlinge. Eine plötzliche Bewegung aber ließ all seinen Mut und seine Neugierde zunichte werden, und er verschwand im Nu.
Mit konzentrierten, gleichmäßigen Zügen schwamm Dominic voraus. Die beiden Lampen erhellten das Dunkel und überraschten manchen Fisch. Sie beleuchteten Felsgebilde, die Kates Fantasie anregten, und sie glaubte Gesichter und Gegenstände in dem toten Gestein zu erkennen.
Ich dürfte niemals allein tauchen, dachte Kate, als Dominic sein Tempo verringerte und sich ihrem Rhythmus anpasste. Die Welt unter Wasser nahm sie so gefangen, dass für sie die Gefahr bestand, den Sinn für Zeit und Richtung zu verlieren. Gut, dass Dominic alle wichtigen Dinge beachtete. Sie vermochte normal zu atmen und sich relativ frei zu bewegen. Das ließ sie schnell die Messgeräte an ihrem Handgelenk vergessen.
Kates Gedanken an die Gefährlichkeit des Tauchens wurden von dem Zauber verdrängt. Sie gab sich ihm völlig hin und verließ sich ganz auf Dominics Umsicht, während sie fast schwerelos dahinglitt. Wie einmalig, wie herrlich!
Es gab so vieles zu sehen, zu
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