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Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Titel: Ein Meer von Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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berühren. Unzählige Krustentiere und Muscheln in den verschiedensten Formen und Größen türmten sich vor ihr auf. Sie wirkten hier unten in ihrem Lebensraum ganz anders, als wenn sie an den Strand gespült und von Kindern zu Dutzenden gesammelt wurden. Auch das wogende Seegras wäre an Land stumpf und schlaff. Nur hier in seinem Element konnte es seine ganze Schönheit entfalten.
    Der Lichtstrahl von Kates Lampe fiel auf ein weiteres Gebilde aus Muscheln und Meerestieren. Neugierig näherte sie sich diesem merkwürdig aussehenden Fels und ließ den Lichtstrahl ein zweites Mal über ihn gleiten. Es mutete sie seltsam an, dass manche Felsen derart ausgeprägte Formen hatten. Fast hätte man annehmen können …
    Aufgeregt griff Kate nach Dominics Arm und zog kräftig daran. Dominic erschrak und suchte nach einem Defekt in ihrer Ausrüstung. Kate schüttelte den Kopf und deutete mit dem Finger auf den Fund.
    Gemeinsam strahlten sie die Stelle an, und je näher sie sich vortasteten, desto deutlicher wurde, dass es sich nicht um einen Felsen handelte, sondern um eine zwar arg verrostete und überwucherte, aber noch erkennbare Kanone.
    Dominic berührte mit beiden Händen das Kanonenrohr. Dann zog er sein Messer aus der Scheide unterhalb seines Knies und klopfte mit dem Rücken des Messers auf das Rohr. Der dumpfe metallische Klang erschien Kate wie die schönste Melodie. Glücklich lachte sie auf, und eine Kette von Luftblasen stieg empor.
    Dominic schaute zu ihr hinüber und freute sich mit ihr. Sie hatte eine alte Kanone entdeckt. Das Besondere und Wertvolle an dem Fund war, dass er mehr als zwei Jahrhunderte lang unberührt auf dem Meeresboden lag.
    Nach einer Weile bedeutete Dominic Kate, sie möge ihm folgen, und entfernte sich langsam in östlicher Richtung. Sicherlich würden sie bald noch mehr finden.
    Nur widerstrebend trennte sich Kate von ihrer Entdeckung. Sie hätte ihr Glück laut hinausrufen mögen. Es schien ihr unfassbar, ein Geheimnis gelüftet zu haben, das das Meer zweihundertfünfzig Jahre gehütet hatte. Wer konnte ihr Gefühl wohl am besten nachvollziehen – ihre Kollegen in Yale oder Dominic? Die Kollegen würden wahrscheinlich den Wert der Kanone für Forschung und Wissenschaft bewundern, aber den Nervenkitzel vermochten sie bestimmt nicht nachzuempfinden. Intellektuelle Freude machte sie nicht so übermütig, dass sie am liebsten Purzelbäume schlagen würden.
    Und wie hätte ihr Vater empfunden? Kate bedauerte, dass sie es nicht wusste, dass sie nicht die Gelegenheit hatte, diesen Augenblick des Triumphs mit ihm zu teilen. Sie hatten so wenig wirklich gemeinsam erfahren. Er hatte die Pläne geschmiedet, die theoretische Arbeit geleistet. Und ihr war es vergönnt, diese alte Waffe zu entdecken, die Erfüllung seines Traums zu erleben.
    In diesem Moment berührte Dominic ihre Schulter und schaute Kate in die Augen. So verworren waren ihre Gedanken und ihre Gefühle, dass sie sich danach sehnte, in seinen Armen zu liegen und sich dort fangen zu können. Sie war innerlich schrecklich aufgewühlt und kämpfte mit den gegensätzlichen Empfindungen von unbändiger Freude und von Trauer über etwas, das sie verloren hatte und niemals wieder finden würde.
    Dominic verstand sie auch ohne Worte und Erklärungen. Er hob die Hand und strich leicht über ihre Wange. Diese zärtliche Berührung tat Kate unendlich gut.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Dominic immer noch liebte. Die langen Jahre und die vielen Kilometer der Trennung hatten daran nichts geändert. In der Zeit seit jenem Sommer hatte sie, Kate, existiert, mit einer Leere gelebt. Liebe und Glück hatte sie mit Dominic auf Ocracoke zurückgelassen. Kate akzeptierte diese Erkenntnis als unabänderlich und wünschte sich, dass die Zeit sie lehren würde, mit ihrer hoffnungslosen Liebe fertig zu werden.
    Dominic sah am Ausdruck von Kates Augen, dass sie irgendwelche besonderen Gedanken und Empfindungen verarbeitete. Er hätte sie gern gefragt, was in ihr vorging, aber das war auf dem Meeresboden nicht möglich.
    Behutsam legte er die Hand wieder auf Kates Wange und hoffte auf ein Lächeln von ihr. Als sie ihn tatsächlich anlächelte, war er beruhigt und zeigte mit dem Finger auf etwas, das er vor wenigen Minuten hinter ihr aufgespürt hatte.
    Es handelte sich um ein Stück Holz. Dominic holte erneut sein Messer hervor und begann das Holz vom Untergrund zu lösen. Sand wurde dabei aufgewirbelt und behinderte die Sicht. Schließlich hatte er

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