Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
bezähmte seinen Ärger über ihre Dickköpfigkeit, ihren Unverstand. „Es ist mir gleichgültig, wie sehr du auf den Schatz erpicht bist. Du hast jedenfalls keine Freude an ihm, wenn du flach ausgestreckt liegst.“
Die Suppe tat ihre Wirkung. Sie wärmte Kate. „Das werde ich nicht.“ Kate bemerkte nicht, dass ihre Worte undeutlicher wurden. „Morgen werden wir tauchen, und ich werde beweisen, dass es sich um die ‚Liberty’ handelt.“
Dominic genügte ein Blick auf Kates erschöpfte rote Augenlider und ihre blassen Wangen. „Natürlich“, sagte er und schob rasch noch einen Löffel Suppe in Kates Mund.
„Ich werde den Schöpflöffel, die Takelage und alles andere einem Museum stiften.“ Kate schloss die Augen. „Meinem Vater zuliebe.“
Dominic setzte das Tablett auf den Boden. „Ja, das wirst du tun.“
„Es war ihm wichtig. Ich muss … ich muss es für ihn tun.“ Sie öffnete für einen kurzen Moment die Augen. „Ich wusste nicht, dass er krank war. Er hat nie von seinen Herzbeschwerden, von den Medikamenten gesprochen. Wenn ich es gewusst hätte … wenn ich es nur rechtzeitig geahnt hätte …“
„Du hättest nicht mehr tun können, als du ohnehin getan hast.“ Dominic räumte die Kissen beiseite und bettete Kates Kopf sanft auf ein einziges Kissen.
„Ich habe ihn geliebt.“
„Ja, ich weiß.“
„Ich habe es nie geschafft, den Menschen, die ich liebte, zu sagen, was ich wollte. Ich weiß nicht, weshalb.“
„Schlaf jetzt. Wenn du gesund bist, werden wir den Schatz finden.“
Kate versank tiefer in Wärme und Dunkelheit. „Dominic …“ Sie hob die Hand, und nachdem er sie umfasst hatte, schien sie beruhigt zu sein.
„Ich werde bei dir bleiben. Schlaf.“
„All die Jahre …“ Sie entspannte ihre Finger. „Ich habe dich nie vergessen. Ich habe mich immer nach dir gesehnt. Immer. Ich wollte es allerdings nicht wahrhaben. Es …“ Kates Stimme erstarb, ihr Kopf sank auf das Kissen zurück.
Dominic starrte auf die schlafende Kate herab. Ihr Gesicht hatte einen absolut friedlichen Ausdruck angenommen, war jedoch noch so bleich wie Marmor. Vorsichtig löste er seine Hand und führte sie an ihre Wange. Er wollte nicht darüber nachsinnen, was Kate gesagt hatte. Er brauchte auch Ruhe. Die Anstrengung des letzten Tages war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er musste Kräfte sammeln, um Kate pflegen zu können.
Dominic stand auf und zog die Jalousien herunter. Dann streifte er sein Hemd ab, legte sich neben Kate auf das breite Bett und hoffte, nun endlich auch ein wenig Schlaf zu finden.
Ein dumpfer, klopfender Schmerz weckte Kate. Sie öffnete die Augen, blieb dann regungslos liegen und versuchte sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.
Sie konnte nun klare Gedanken fassen. Die Wirkung des Betäubungsmittels hatte aufgehört, und sie spürte die Verletzung. Die Dunkelheit um sie herum wurde von silbernem Mondlicht durchbrochen, das seitlich an den Jalousien vorbei ins Zimmer drang.
Es war Nacht. Kate hoffte, dass nur wenige Stunden seit ihrem letzten Aufwachen vergangen sein mochten und nicht wieder ein ganzer Tag.
Es erfüllte sie mit Unruhe, auf diese Weise Zeit zu verlieren. Um sich Klarheit zu verschaffen, bemühte sie sich, die Bruchstücke ihrer Erinnerung in die richtige Folge zu bringen.
Da waren zunächst die Steingutschüssel, der Schöpflöffel … und der Stachelrochen. Sie presste die Zähne fest zusammen, als spüre sie erneut den stechenden Schmerz, den der Hieb des peitschenartigen Schwanzes hervorgerufen hatte. Anschließend war sie an Bord der „Wirbelwind“ aufgewacht. Sie sah den blauen Himmel über sich und hörte Dominics Worte. Sie spürte den Kuss auf ihren Lippen, den er ihr gegeben hatte, kurz bevor er den Stachel aus ihrem Fleisch zog. An die Qual dieses Augenblickes hatte sie auch noch eine sehr deutliche Erinnerung. Danach war es dunkel um sie herum geworden.
Die Fahrt zurück zur Insel, Doktor Baileys Untersuchung und die Spritze … nein, das entzog sich ihrem Bewusstsein. Das nächste Bild in ihrem Gedächtnis zeigte Dominics Schlafzimmer – die hellen Wände, den blanken Fußboden, den Teppich.
Später hatte Dominic ihr Suppe zu essen gegeben. Die nachfolgenden Ereignisse verschwanden wieder in einem Dunstschleier. Irgendetwas musste Dominic geärgert haben. Er hatte ihr Vorwürfe gemacht, oder? Ja, seine Stimme hatte vorwurfsvoll geklungen. Doch weswegen?
Sie grübelte noch darüber nach, als ihr bewusst wurde, dass jemand
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