Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
er längere Zeit mit einem gebrochenen Bein das Bett hüten. An die Schmerzen erinnerte er sich kaum noch, deutlich jedoch an sein Bedürfnis, sich frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Er konnte Kate also sehr gut verstehen.
„Du wirst dich in der Kabine hinlegen, wenn ich es dir sage.“
Langsam schüttelte Kate den Kopf. „Ich werde mich in der Kabine hinlegen, wenn ich es für nötig halte.“
„Himmel!“ Dominic knirschte mit den Zähnen. Dann knurrte er: „Okay, brechen wir auf.“
Dominic ließ Kate keine Zeit, ihren Triumph auszukosten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er seinen Wagen an der Anlegestelle im Silver Lake Hafen geparkt hatte und die „Wirbelwind“ startklar war. Zufrieden nahm Kate neben Dominic am Steuer Platz und freute sich darauf, Sonne und Wind spüren zu können.
„Ich habe gestern Abend einen Lageplan des Wracks angefertigt“, sagte Dominic beiläufig, während er das Boot aus dem Hafen manövrierte.
„Einen Lageplan?“ wiederholte Kate und strich sich einige lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Warum hast du ihn mir nicht gezeigt?“
„Weil du geschlafen hast.“
„Ich habe die letzten Tage zu achtzig Prozent verschlafen“, murmelte Kate.
Sie fuhren auf die offene See hinaus. Dominic legte seine Hand auf Kates Schulter. „Du siehst heute viel besser aus. Keine Schatten mehr unter den Augen, keine Anspannung. Das ist die Hauptsache.“
Sekundenlang schmiegte Kate ihre Wange an Dominics Hand. Es berührte sie tief, dass er sich wieder so fürsorglich zeigte. Aber sie wollte keinesfalls, dass sein Mitgefühl den Grund für ihr Zusammensein in Vergessenheit geraten ließ. Fürsorge konnte sich in Mitleid verwandeln. Es war jedoch wichtig, dass Dominic sie als gleichwertige Partnerin anerkannte. Solange sie seine Geliebte sein würde, mussten sie trotzdem auf gleicher Ebene stehen. Und wenn sie ging … Wenn sie Ocracoke verließ, würde es keine Reue geben.
Kate hob den Kopf, reckte das Kinn vor. „Ich brauche nicht mehr umsorgt zu werden, Dominic.“
Er warf einen Blick auf den Kompass, bevor er antwortete: „Nein? Schade. Dich zu umsorgen hat mir Spaß gemacht.“
Dominic spürte ihren Widerstand dagegen, behütet zu werden. Er verstand und akzeptierte das, gleichzeitig empfand er Bedauern. Es stimmte, er hatte sich gern um Kate gekümmert. Aber wie sollte er ihr klar machen, dass er um ihretwillen einerseits wünschte, sie brauche seinen Beistand nicht, sich andererseits aber freuen würde, wenn sie sich in Zeiten der Not an ihn wenden, seinen Beistand und seine Hilfe suchen würde?
Dominic hatte in den Tagen, seit Kate auf Ocracoke weilte, nicht richtig mit ihr über ihre komplizierte Beziehung sprechen können. Es fiel ihm schwer, sich zu gedulden und vorsichtig zu handeln. Als Taucher wusste er, dass Vorsicht lebenswichtig war. Aber als Mann ließ er sich lieber von seinen Impulsen und Instinkten leiten.
Zärtlich strich er mit den Fingerspitzen über Kates Nacken, bevor er die Hand wieder aufs Ruder legte. Im Umgang mit Kate musste er vorgehen wie bei einem gefährlichen Abstieg in die Tiefen des Meeres. Es galt, auf Strömungen Acht zu geben und auf Unvorhergesehenes.
„Der Plan liegt unten in der Kabine.“ Dominic knüpfte an ihr vorhergehendes Gespräch an und schaltete den Motor aus. „Du kannst ihn studieren, während ich unten bin.“
Kate nickte und verfolgte stumm, wie Dominic sich aufs Tauchen vorbereitete. Sie hatte Angst um ihn, ließ sich jedoch nichts anmerken. Es würde zu nichts führen, wenn sie ihn nochmals darauf hinwies, wie gefährlich es war, allein zu tauchen.
Dominic hatte seine Ausrüstung angelegt und kontrollierte die Sauerstoffflaschen. Unauffällig warf Kate einen Blick auf ihre Armbanduhr und merkte sich den Zeitpunkt, wann er spätestens wiederkehren musste.
„In der Kombüse sind kalte Getränke.“ Dominic rückte die Tauchermaske zurecht und kletterte über die Reling. „Bleib nicht zu lange in der Sonne sitzen.“
„Pass gut auf dich auf“, entfuhr es Kate.
Dominic lächelte ihr zu und verschwand.
Kate eilte zur Reling und beugte sich vor. Aber es war zu spät. Sie konnte Dominic nicht mehr sehen. Lange Zeit stand sie regungslos da und schaute auf die glatte Wasseroberfläche. Sie stellte sich vor, wie Dominic mit kraftvollen, regelmäßigen Schwimmzügen tiefer und tiefer tauchte, den Druck ausglich und schließlich auf dem Meeresboden beim Wrack ankam.
Gestern hatte Dominic die Suppenschüssel,
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