Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
loszulachen.
„Schau nicht so selbstzufrieden drein, nur weil es dir gelungen ist, mich so wütend zu machen, dass ich nicht mehr mit dir diskutieren möchte.“ Linda warf Kate einen vorwurfsvollen Blick zu. „Vielleicht sollte ich tatsächlich Dominic mal genau meine Meinung sagen, wenn er nach Hause kommt“, überlegte sie laut.
„Tu, was du nicht lassen kannst.“ Kates Stimme klang heiter. „Wo ist er überhaupt?“
„Zum Tauchen.“
„Allein?“ Kates Heiterkeit verflog.
„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte Linda sie und ärgerte sich über ihre Gedankenlosigkeit. Warum war ihr nicht irgendeine Notlüge eingefallen? „Er taucht oft allein.“
„Ja, ich weiß.“ Kate starrte unmutig vor sich hin. Sie würde sich trotzdem um ihn ängstigen, bis er wohlbehalten wieder zu Hause war.
„Ich komme mit dir“, sagte Kate äußerst entschieden.
Es war ein schöner Tag. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Durch die Gittertür drang der Geruch des Meeres, und man konnte deutlich die Schreie der Möwen von dem Rauschen der Brandung unterscheiden.
Dominic wandte sich um. Er stand am Herd, wo er sich gerade eine Tasse Kaffee zubereitet hatte. Schweigend musterte er Kate von Kopf bis Fuß.
In den knappen weißen Shorts und der zartblauen Bluse wirkte sie auf Dominic eher wie eine Schülerin als eine Lehrerin.
Es entging ihm nicht, dass sie sich mit etwas Rouge zu einem gesünderen Aussehen verholfen hatte. Am Vorabend war es nicht nötig gewesen, künstlich Farbe auf ihre Wangen zu bringen. Sie hatte ihm Vorwürfe gemacht, weil er allein zum Wrack getaucht war. Dominic hatte aber gewusst, wie er sie von ihrer Verärgerung ablenken konnte.
„Du hättest dich gar nicht erst anzukleiden brauchen“, eröffnete er ihr. „Du wirst dich wieder ins Bett legen.“
Kate konnte dickköpfige Menschen nicht ausstehen, Menschen, die keinerlei Argumenten zugänglich waren und ihre Ansichten stets als richtig voraussetzten. In dieser Frage wollte sie selbst allerdings auch nicht nachgeben.
„Nein“, erwiderte sie mit oberflächlicher Ruhe und trat näher. „Ich komme mit.“ Im Gegensatz zu Kate war Dominic immer bereit, seine Kräfte zu messen. Er lehnte sich gegen den Herd und trank von seinem Kaffee. „Gegen die Anweisungen eines Arztes nehme ich niemanden mit zum Tauchen.“
Kate hatte diesen Einwand erwartet. Sie öffnete den Kühlschrank und holte eine Flasche Orangensaft heraus. Dabei überlegte sie, wie sie ihren Standpunkt weiterhin vertreten sollte. Noch einen Tag tatenlos im Bett zu verbringen würde sie nicht überstehen. Sie brauchte dringend Bewegung, Beschäftigung für ihren Geist, Sonne und frische Luft. Vielleicht sollte sie energisch werden?
Kate verwarf das, denn auf die Weise erreichte sie bei Dominic gewiss überhaupt nichts. Wahrscheinlich würde sie ihren Willen nur mit Hilfe eines Kompromisses bekommen, aber zuvor … Sie straffte die Schultern.
„Ich könnte ein Boot und eine Ausrüstung mieten und allein tauchen.“ Kate goss den Saft in ein Glas und drehte sich zu Dominic um. „Du kannst mich nicht zurückhalten.“
„Nein? Tja, versuch’s.“ Seine Stimme klang ruhig und gelassen. Aber Kate spürte, dass Dominic durchaus nicht ruhig und gelassen war. Wenn sie das Feuer schürte …
„Ich habe ein Recht darauf, genau das zu tun, was ich möchte, Dominic, oder?“
„Natürlich.“
„Siehst du.“
„Ach, Kate …“ Er seufzte.
„Ja? Was?“
„Kate, nimm Vernunft an. Du bist noch nicht in der Verfassung, um wieder zu tauchen.“ Dominic blickte sie über den Rand seiner Tasse hinweg an. „Du kannst nicht so uneinsichtig sein, Kate. Du weißt, dass du es noch nicht schaffst. Und du weißt auch, dass ich es nicht zulasse.“
„Ich habe mich lange genug ausgeruht. Es geht mir gut.“ Kate trat auf Dominic zu und bemerkte mit Genugtuung, dass er die Stirn runzelte. Er hatte offenbar erkannt, dass sie ein bestimmtes Ziel verfolgte – ihn heute auf jeden Fall zu begleiten, nicht mehr und nicht weniger. „Was das Tauchen anbelangt, so bin ich bereit, es dir auch in den nächsten Tagen noch allein zu überlassen“, fuhr sie fort. „Aber …“
„Aber?“ hakte Dominic nach.
„Ich will mit dir auf der ,Wirbelwind’ hinausfahren. Und zwar gleich.“
Dominic lächelte. Kate hatte nie die Absicht gehabt zu tauchen, sondern nur damit gedroht, um ihren Willen durchzusetzen. Er hatte volles Verständnis für ihre Ungeduld. Als Vierzehnjähriger musste
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