Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
Kate zu einer der Kanonen, um sie für ihr Verzeichnis der Funde auf Zelluloid zu bannen. Als sie zurückkehrte und erneut die Kamera hob, um Dominic zu fotografieren, musste er lächeln.
Sie war nun völlig entspannt, hatte ihre Angst vergessen. Er konnte es an ihren unverkrampften Bewegungen feststellen.
Kate ließ die Kamera sinken und gesellte sich zu Dominic. Sekunden später wurde ein fester Gegenstand zusammen mit Sand und Schlamm aus dem Loch hochgeschleudert, den der Wasserstrudel in den Boden bohrte. Kate fing den Gegenstand geschickt auf. Bei näherem Betrachten erkannte sie einen Kerzenständer. Ungläubig drehte sie ihn wieder und wieder in der Hand.
War er aus Silber gefertigt? Hatten sie nun den eigentlichen Schatz entdeckt? Eine schwarze Oxidationsschicht überzog den Kerzenständer und gab keinen Aufschluss über das Material. Dennoch verspürte Kate Begeisterung. Nach langen Tagen, in denen sie dazu verurteilt gewesen war, untätig zu warten, nahm sie wieder aktiv am Abenteuer teil.
Sie schaute zu Dominic, der nun auch aufgewirbelte Gegenstände einsammelte und in den Korb aus Drahtgeflecht legte, den er bereits am Tag zuvor heruntergebracht hatte. Es waren weitere Kerzenständer darunter, auch Tischbestecke, allerdings nicht mehr so einfache und schlichte wie die, die sie anfangs aufgespürt hatten.
Schnell griff Kate nach der Kamera und machte gewissenhafte Aufnahmen von allen Stücken. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass sie einen Silberstempel entdecken würden. Dann hätten sie die Gewissheit, um mit Bestimmtheit sagen können, dass es sich tatsächlich um ein britisches Schiff handelte. Gewöhnliche Seeleute hatten kein Besteck aus Silber benutzt, nicht einmal aus Zinn. Diese Funde gehörten auch nicht mehr zur Kombüse. Dominic und sie, Kate, waren weiter vorgedrungen und standen doch erst am Anfang ihrer Ausgrabungen.
Als Dominic das erste Stück aus Porzellan fand, gab er Kate ein Zeichen. Die Vase hatte zwar im Laufe der Zeit durch den Wasserdruck gelitten und war zerbrochen, aber auf der Hälfte, die erhalten war, prangte deutlich der Stempel des Herstellers.
Kate umfasste aufgeregt Dominics Arm. „Whieldon“, las sie.
Also englisches Porzellan. Und dieser Porzellanhersteller hatte seine Kunst an die Manufaktur Wedgwood weitergegeben. Kate nahm die Scherbe so vorsichtig in die Hand, als handle es sich um einen empfindsamen kleinen Vogel.
Dann blickte sie Dominic triumphierend an. Sie ärgerte sich darüber, im Meer zur Sprachlosigkeit verdammt zu sein, und deutete mehrmals mit dem Zeigefinger auf den Stempel.
Dominic nickte und bedeutete ihr, die Scherbe in den Korb zu legen. Nur widerwillig trennte sich Kate von dem kostbaren Stück. Doch dann packte sie der Ehrgeiz, mehr zu finden. Sie schwamm zum Fundort zurück und traf Dominic dort wieder mit vollen Händen. Er hatte nur Bruchstücke eingesammelt, aber der Form nach handelte es sich um Teile von Schüsseln, Tassen oder Tellern.
Das bewies zwar nicht eindeutig, dass das Wrack ein Handelsschiff war. Es ließ allerdings den Schluss zu, dass die Offiziere und vielleicht auch Passagiere des Schiffes auf ihrer Reise in die Neue Welt auf ein kultiviertes Mahl Wert gelegt hatten. Englische Offiziere. So viel stand für Kate fest. Sie war sich sicher, dass sie die „Liberty“ gefunden hatten.
Sie brachte auch diese Scherben zum Korb und hielt nach weiteren Dingen Ausschau.
Plötzlich schoss erneut ein größeres Teil durch die Wucht des Strudels vom Boden empor. Diesmal ergriff Dominic es. Er stellte fest, dass es sich um eine verkrustete schmutzige Kanne handelte, die für Tee oder Kaffee verwendet worden war. Sie mochte unter der Schmutzschicht, die sie im Laufe der Jahre überzogen hatte, zerbrochen sein, doch, im Gegenteil, diese Schicht hatte sie die ganze Zeit zusammengehalten. Dominic klopfte an seine Sauerstoffflasche, um Kate auf seinen Fund aufmerksam zu machen.
Ihr genügte ein Blick, um zu wissen, dass Dominic eine Kanne von unschätzbarem Wert in den Händen hielt. Kate bezähmte ihre Ungeduld und bedeutete Dominic, die Kanne für ein Foto hochzuhalten. Er kam ihrer Aufforderung nach, kreuzte die Beine zum Schneidersitz und mimte, dass er sich eine Tasse Tee eingoss.
Kate schmunzelte. Obwohl er gerade einen Gegenstand geborgen hatte, der Tausende von Dollars Wert sein mochte, konnte Dominic Witze machen. Nichts schien ihm ernst genug zu sein, um sich nicht einen Spaß damit zu erlauben. Kate betätigte
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