Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
aufgebaut hast“, unterbrach Dominic sie. „Wenn du auch morgen tauchen möchtest, solltest du dich heute nicht überanstrengen.“
Auf Grund ihrer labilen Stimmungslage konnte Kate die Situation nicht vernünftig sehen. Ihr Zorn über die vermeintliche Bevormundung brach sich unvermittelt Bahn. „Zum Teufel noch eins!“ platzte sie heraus. „Ich bin es leid, andauernd so behandelt zu werden, als würde ich meine Grenzen, meinen Verstand und meinen Körper nicht kennen.“
Dominic ging zur Kombüse und holte eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. Zischend entströmte die Luft, während er den Verschluss zurückbog. „Was redest du für einen Unsinn?“
„Dominic, ich musste fast vier Tage lang das Bett hüten und danach untätig herumsitzen, weil du und Linda und alle anderen, die um mich herum waren, mich dazu genötigt haben. Ich dulde es nicht länger, dass andere über mich bestimmen.“
Dominic strich sich das tropfnasse Haar aus der Stirn und setzte die Dose an den Mund. Nachdem er getrunken hatte, sagte er: „Du wirst das so lange dulden, wie ich es für richtig halte.“
„Du?“ stieß Kate hervor und sprang auf. Mit vor Zorn geröteten Wangen trat sie auf ihn zu. „Ich muss mir weder von dir noch von sonst jemandem vorschreiben lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass du dir vor Augen hältst, wer das Sagen bei dieser Bergungsaktion hat.“
„Ach? Meinst du?“
„Ja. Ich habe dich angeheuert. Fünfundsiebzig Dollar pro Tag und fünfundzwanzig Prozent. So lauten die Bedingungen. Wir haben nicht vereinbart, dass du mein Leben bestimmst.“
Dominic presste die Lippen zusammen. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, in der nur der Lärm des Motors und Kates heftiger Atem zu hören waren. Dollars und Prozente. Der Gedanke erfüllte Dominic mit Bitterkeit. Nur Dollars und Prozente.
„Und das soll alles sein?“ fragte er schließlich.
„Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Ich habe die Absicht, dir deinen Teil zu geben. Ich lasse mir aber nicht von dir sagen, wann ich tauchen darf und wann nicht. Du hast nicht zu beurteilen, wann ich mich wohl fühle und wann nicht. Ich bin es endgültig leid, mir Anweisungen erteilen zu lassen. Und ich werde es nicht mehr dulden – weder von dir noch von anderen. Nie wieder.“
Dominic krampfte die Finger um die Bierdose in seiner Hand. „In Ordnung. Du kannst machen, was du willst, Frau Lehrerin. Aber dann such dir gefälligst auch einen anderen Taucher. Ich schicke dir meine Rechnung mit der Post.“ Er drehte sich um und verließ die Kabine.
Kate setzte sich wieder auf die Liege und presste die Handflächen fest gegeneinander. So verharrte sie, bis der Motor abgeschaltet wurde. Mühsam verbannte sie alle Gedanken und Gefühle, stand auf und ging an Deck.
Alles war so, wie sie es zurückgelassen hatte – der Drahtkorb mit den Funden und die fast aufgebrauchten Sauerstoffflaschen. Nur Dominic war fort.
„Du kannst nicht alles allein tragen.“ Marsh kam schnell vom Bug herbei.
Kate zog ein langes T-Shirt über ihren Taucheranzug, das ihr bis auf die Oberschenkel reichte. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mir helfen würdest, die Sachen in mein Hotelzimmer zu schaffen. Dort werde ich mich um den Versand kümmern.“
„In Ordnung.“ Anstatt jedoch den Korb vom Boden hochzuheben, griff Marsh nach ihrem Arm. „Kate, ich erteile nicht gern Ratschläge, aber …“
„Dann lass es auch“, unterbrach sie ihn. Im selben Moment bereute sie ihre Barschheit. „Es tut mir Leid, Marsh. Ich bin nervös.“
„Ja, das ist mir klar. Ich weiß auch, dass mit dir und Dominic nicht immer alles glatt verläuft. Du musst wissen, dass er sich oft verschließt und nicht sagt, was er denkt. Oder schlimmer noch“, fügte er hinzu, „er sagt das Erstbeste, was ihm in den Sinn kommt.“
„Dominic kann tun und lassen, was er will. Ich bin hergekommen, um die ‚Liberty‘ zu finden und auszugraben. Wenn Dominic und ich auf geschäftlicher Ebene nicht miteinander zurechtkommen, muss ich es eben ohne ihn tun.“
„Hör mal, er hat eben so seine Eigenheiten …“
„Marsh, du bist sein Bruder. Es ist ganz klar, dass du zu ihm hältst, doch …“ Sie verstummte und zuckte die Schultern.
„Ich mag auch dich sehr. Wenn ich dir irgendwie helfen kann …“
Kate wehrte sich gegen das Gefühl der Dankbarkeit, weil sie befürchtete, es könne sie beeinflussen. Sie straffte die Schultern. „Ich weiß dein Angebot zu
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