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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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am Abend geopfert werden«, murmelte Andreas.
    »Wird denn das Leid auf der Welt nie enden?« rief Simon Petrus. »Was hat der Messias überhaupt daran ändern können? Soll das nun schon alles gewesen sein?«
    »Freu dich doch!« wiederholte Johannes. Aber auch er fragte sich: Und was wird nachher kommen?
    Verzagt und erschöpft schliefen sie bald ein.
     
    Am nächsten Tag fühlten sie sich recht verloren; diejenigen, die ohne einen Auftrag in Betanien bleiben mußten, mehr noch als jene, die sich auf die Suche nach einer geheimen Unterkunft in Jerusalem machten. Man mußte schon Jesus heißen, um hoffen zu können, während der Passah-Woche in Jerusalem ein leeres Haus zu finden.
    Als die Zurückgebliebenen ihn um die Mittagszeit zurückkommen sahen, schöpften sie wieder Mut. Er war da, an nichts anderes konnten sie denken. Ihr Aufbegehren und ihre Bestürzung waren vergessen. Was sollten sie eines Tages nur ohne ihn tun?
    Und fast zur gleichen Zeit kehrten auch die fünf, die er nach Jerusalem geschickt hatte, mit Matthäus an der Spitze zurück.
    »Ich habe etwas gefunden«, verkündete der Zolleinnehmer.
    Das Haus, in dem sie speisten, lag ganz in der Nähe des Teiches Schiloach. Sein Erdgeschoß diente gewöhnlich als Lagerhalle. Einen Raum hatte man geputzt, einen großen Tisch und Bänke hineingestellt und Kerzenleuchter und Fackeln an den Wänden angebracht. Die Tafel war prächtig gedeckt, auf der bestickten Tischdecke standen randvoll gefüllte Glaskaraffen und gläserne Trinkbecher. Das Essen wurde aufgetragen; es war überreichlich für alle gesorgt.
    »Wer hat all das bezahlt?« erkundigte sich Jesus.
    Matthäus gab Simon Petrus den Geldbeutel zurück, der genauso voll war, wie dieser ihn ausgehändigt hatte. »Er will nicht genannt werden, aber er hat gesagt, er kenne dich schon viele Jahre und sei dein Diener: Josef von Arimathäa.«
    »Ein Mitglied des Sanhedrin!« rief Simon Petrus entsetzt. »Das ist eine Falle!«
    »Nein«, widersprach Jesus, »er steht nicht auf Kaiphas’ Seite. Und wie seid ihr ihm begegnet?« fragte er Matthäus.
    »Seltsamerweise sprach er uns an«, erklärte Matthäus. »Ich erkundigte mich gerade bei einem Kaufmann über die Möglichkeiten, einen geeigneten Raum zu finden, als ein reichgekleideter älterer Mann in der Nähe stehenblieb, um ganz unverhohlen unsere Unterhaltung mitzuverfolgen. Er und der Kaufmann tauschten Blicke. Dann lud dieser den Mann in aller Offenheit ein, an unserem Gespräch teilzunehmen, und der Mann, Josef von Arimathäa also, wollte von uns wissen, was wir in jenem Raum zu tun gedächten, da wir vorher erklärt hatten, daß wir ihn nur für einige Stunden benötigten. Ich habe geantwortet, es sei für ein gemeinsames Essen. Daraufhin nickte er und meinte: >Ja, ich verstehe, ihr wollt das Passah-Fest nach den Jubiläen begehen^ Das wunderte uns natürlich nicht wenig. Dann hat er uns erklärt, daß er uns diesen Raum hier zur Verfügung stellen und für alles Weitere selbst Sorge tragen wolle. Geld wollte er nicht annehmen. Hätte ich nicht darauf eingehen sollen?«
    »Du hast deine Sache gut gemacht«, lobte ihn Jesus.
    Matthäus strahlte. »Außerdem meinte dieser Josef noch«, fuhr er etwas betreten fort, »wir sollten sofort nach dem Mahl Jerusalem verlassen, ganz wie unsere Vorfahren beim Auszug aus Ägypten.«
    »Ja, und daß wir uns versteckt halten sollen«, fügte Judas, der Sohn des Jakob, hinzu.
    »Folglich ist ein Mitglied des Sanhedrin auf unserer Seite«, überlegte Simon Petrus laut. »Mit Nikodemus sind es schon zwei. Erinnerst du dich an Nikodemus?«
    Jesus verharrte in nachdenklichem Schweigen.
    »Ich frage mich nur, wen er von uns kannte«, meinte Judas, der Sohn des Jakob, »denn er sagte, er sei nur deshalb stehengeblieben, um unserer Unterhaltung mit dem Kaufmann zuzuhören, weil er einen von uns wiedererkannt habe. Ich jedenfalls habe ihn noch nie gesehen.« Auch die anderen beteuerten, ihn nie zuvor gesehen zu haben.
    Sie rückten die Bänke an den Tisch. Auf den bestickten syrischen Kissen saß es sich angenehm weich.
    »Das will ich einen großzügigen Mann heißen!« rief Jakobus und nickte zufrieden.
    Jesus nahm in der Mitte an der Tafel Platz. Er wirkte noch immer sehr ernst. Plötzlich streifte er sein Gewand ab und stand im Lendenschurz und mit nacktern Oberkörper vor ihnen. Verblüfft sahen sie ihren Meister an.
    »Bringt mir einen Zuber voll Wasser!« befahl er.
    Einen Augenblick lang regte sich niemand in der

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