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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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aber könnte das geschehen sein? Herodes der Große erhob bereits recht hohe Steuern für seine Armee, den Tempel und die Verwaltung, was Rom wußte. Aber das schloß keineswegs aus, daß Rom nicht den Erlaß zu einer Volkszählung hätte geben können, zum Beispiel um herauszufinden, wieviel Palästina wohl einbringen könne; schließlich übte Rom ja maßgebenden Einfluß auf Palästina aus, und Herodes war im Grunde nichts anderes als ein Lehnsmann dieser Provinz (Augustus befahl ihm sogar, seinen Sohn, Herodes Antipater, hinrichten zu lassen, weil er sich gegen ihn verschworen hatte). Und tatsächlich, im Jahre 8 vor unserer Zeitrechnung 15 ordnete Augustus eine solche Volkszählung an, wie der englische Historiker D. W. Hughes aufzeigte. Vermutlich wurde die Zählung dann im Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung in Palästina durchgeführt. Daraus ist zu schließen, daß Lukas oder sein Kopist zwei Volkszählungen verwechselt haben, eine, die im Jahre 7 vor und eine andere, die im Jahre 7 unserer Zeitrechnung stattfand, was für sie keine große Rolle spielte, da die Juden Herodes den Großen, seinen Sohn Herodes Antipas und die Römer im selben Maß verabscheuten.
    Zu diesem Datum, dem Jahre 7 unserer Zeitrechnung, findet sich eine weitere Textstelle in den Evangelien, nämlich der Hinweis auf die Himmelszeichen, die den Astrologen zu jener Zeit aufgefallen sein sollen. Man erging sich in Mutmaßungen darüber, was wohl jener Stern von Bethlehem war, der die berühmten Heiligen Drei Könige führte. War es der Komet, der im März des Jahres 5 unserer Zeitrechnung siebzig Tage lang im Sternbild des Steinbocks erstrahlte? War es die Nova, die im April des Jahres 4 unserer Zeitrechnung im Sternbild des Adlers explodierte? Heute vermutet man eher, daß überhaupt kein Stern aufgetaucht war. Der revidierte Evangelientext meint, daß nach Jesus’ Geburt Astrologen aus dem Morgenland nach Jerusalem kamen und sagten: »Wir haben den Aufgang seines Sterns beobachtet und sind gekommen, um ihm zu huldigen.« Sie sprachen ganz offensichtlich von einem heliakischen Aufgang, das heißt von einem Stern, der sich direkt bei Anbruch der Morgendämmerung noch vor Sonnenaufgang zeigt. Tatsächlich konnte im Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung ein solch außergewöhnliches astronomisches Ereignis beobachtet werden, das den Astrologen unwillkürlich auffallen mußte: Jupiter und Saturn tauchten in sehr geringen Abständen dreimal hintereinander, in einer dreifachen Konjunktion, im Sternbild des Fisches auf. Eine solche dreifache Konjunktion tritt nur alle 139 Jahre auf, wobei die letzte 1961 beobachtet werden konnte. Im Sternbild des Fisches aber zeigt sich dieses Phänomen nur alle 900 Jahre. Natürlich war das ein alarmierendes Zeichen für die Astrologen. Allerdings hätte sie ein plötzlich sichtbares Phänomen schon vorher stutzig machen müssen: Mitte März erreichten die beiden Planeten nämlich bei ihrem Aufgang eine außerordentliche Leuchtdichte: Saturn hatte eine Größe von + 0,5, was ihn achtunddreißigmal heller erstrahlen ließ als alle umliegenden Sterne, und Jupiters Leuchtkraft war dreizehnmal höher als die des Saturns. Wenn man über die astrologische Symbolik der beiden Planeten Bescheid weiß, kann man sich unschwer vorstellen, daß die Astrologen — noch dazu in einer von Aberglauben geprägten Zeit — in helle Aufregung gerieten. Ein noch nie dagewesenes Ereignis schien sich da anzubahnen.
    Solche Berechnungen ziehen beträchtliche Folgen nach sich, weil sie aufzeigen, daß Jesus, wenn er 7 Jahre vor unserer Zeitrechnung zur Welt kam und im Jahre 30 ans Kreuz geschlagen wurde, wie Lukas behauptet, im Jahr 33, wie Johannes andererseits meint, oder sogar im Jahr 37, wie aus H. Schonfields brillanten Berechnungen hervorgeht, folglich mit siebenunddreißig, vierzig oder sogar vierundvierzig Jahren gestorben ist. Nun läßt sich aber das Bewußtsein eines vierzigjährigen Mannes nicht mit dem eines dreißigjährigen vergleichen, damals noch weniger als heute.
    Angesichts der Dimensionen, die Jesus’ Auftreten erreichte, und der Auswirkungen desselben auf das Schicksal der westlichen Welt mögen diese historischen und astronomischen Überlegungen vielleicht übertrieben spitzfindig erscheinen. Sie sind jedoch von ausschlaggebendem Interesse; sie stellen nämlich die einzigen Beweise für eine geschichtliche Existenz Jesus’ dar. Denn einen Konsul Quirinius gab es damals sehr wohl ebenso wie eine dreifache planetare

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