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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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Hohepriester Jesus ebenfalls, und einige andere mehr. Ich würde mir gerne eine genauere Meinung bilden können über das, was die Astrologen zu sagen haben.«
     
    In der Tat waren es »einige andere mehr«, die gehört hatten, was die Astrologen in den Sternen gelesen hatten. Das Gerücht hatte sich sogar weit nach Westen hin verbreitet.
    »Hast du schon gehört?« sagte ein Essener zu einem jüdischen Fischer, den er am See Mareotis traf, als er gerade in den Papyrusstauden nach Heuschrecken suchte. »Ein König ist in Israel geboren worden. Gepriesen sei der Allmächtige!«
    »Es weiß nur keiner, wo und wer das sein soll«, meinte der Fischer unwillig, während er einen Zwergwels wieder ins Wasser zurückwarf. »Du mußt nur auf den Herrn vertrauen. Er kennt ihn und wird ihn uns zeigen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.«
    Das Gerücht erreichte Alexandria, wo es sich unter den Ambra- und Zedernduft und den Geruch von getrocknetem Fisch mischte. Es dauerte nicht lange, und es kam auch Josef bei einer Unterhaltung mit seinen Lehrjungen zu Ohren.
    »Weißt du schon, Meister, daß in Palästina ein König geboren wurde? Denk doch, vielleicht ist er zur selben Zeit geboren worden wie dein Sohn!«
    »Seid still! Denkt lieber an eure Arbeit! Diese Zapfen hier sind zu grob ausgefallen, sie werden nicht passen.«
    In dieser Nacht träumte der alte Mann, daß er im Schlaf die Augen öffnete und ein himmlisches Licht sah. Als er am Morgen aufwachte, fragte er sich im stillen: »Ob Herodes wohl noch einen Sohn bekommen hat?«
     

VI.
     
    Kunde vom Tod eines Königs
     
    Den Fischern, die wie jede Nacht verschlafen auf ihren Booten hockten, draußen, wenige Taulängen vor dem alexandrinischen Küstenvorort Eleusis, und mit dem Schleppnetz Plattfische und Krabben fingen, konnte es gar nicht entgehen, wie ungewöhnlich viele Fackeln an diesem Abend um eine der Villen dort drüben flackerten. Das Gebäude war ihnen wohlbekannt, denn gerade dorthin verkauften sie in der Regel die besten Fänge, die ihre Netze von den Untiefen heraufholten. Mit seinem Säulengang aus griechischem weißem Marmor und den üppig mit Blumen bewachsenen Terrassen unterschied es sich von allen übrigen Wohnsitzen in Alexandria. Es gehörte einem reichen griechischen Kaufmann namens Krisilaios, von dem es hieß, er sei ein Freund des römischen Präfekten und Statthalters von Ägypten, Gaius Petronius, in jedem Fall aber ein unterwürfiger Katzbuckler. Für gewöhnlich erhellten drei Dutzend Fackeln die Gärten und verliehen den Statuen einen rosigen Schimmer, als wären sie aus Fleisch und Blut. Heute abend aber waren es dreihundert, die ihr Licht auf den Küstenstreifen warfen.
    Ungewohnt laute Stimmfetzen wurden vom Wellengekräusel aufgefangen. Es waren Befehle in griechischer und ägyptischer Sprache, mit denen Krisilaios eine ganze Heerschar von Bediensteten und schwarzen, weißen oder auch mischhäutigen Sklaven antrieb, die sich demütig unter den von den Kassettendecken und den gefliesten Fußböden widerhallenden Beschimpfungen beugten.
    »Wo sind die Tigerfelle? Warum sind die Weinflecken auf diesem hier nicht entfernt worden? Wascht sie mir auf der Stelle raus, oder es kostet euch den Kopf! Ist der Zypern-Wein jetzt endlich kühl? Holt mir einen Becher davon, damit ich ihn probieren kann... He, du da unten! Ich will in diesem Teil des Hauses keine Küchendämpfe zu riechen bekommen! Leg mehr Weihrauch auf die Feuerbecken! Und du, warum haben die drei Fackeln dort drüben ausgehen können? Ich werde dich für sämtliche Fackeln im Garten verantwortlich machen. Seuthes! Als Haushofmeister ist es deine Pflicht, aufzupassen, daß alle Fackeln am Weg brennen, solange ich nicht andere Weisungen gebe... Dieser Wein ist viel zu schwer, mischt ein wenig Wasser bei und verrührt ihn in den Tonkrügen mit Stöcken aus Zedernholz! Aber wehe, wenn ihr die Weinhefe dabei aufwirbelt, dann lasse ich euch auspeitschen! Diese Blumengirlanden über der Tür sind welk. Hat denn keiner außer mir in diesem Hause Augen für solche Dinge? Seuthes! Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, sorge dafür, daß sie sich alle die Füße waschen und ihre guten Sandalen anziehen... und diejenigen, die zu stark schwitzen, sollen ein Bad nehmen! Das stinkt ja hier, als wären wir ein Garnisonslager! Legt Sandelholz in die Glut der Feuerbecken am Tisch, der Weihrauch verdirbt den Soßenduft...«
    Nur geringfügig ermüdet von seinem häuslichen Scharmützel, schritt

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