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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rückgängig gemacht wird: Ich singe nicht mit Sandra zusammen! Ich kann es einfach nicht!«
    An diesem Tag in der Einsamkeit des Kölner Stadtwaldes, unter Birken und Ulmen, auf stillen Wegen und versteckten Bänken, beschloß Franz Krone an Dr. Fischer zu schreiben, daß er nicht singen würde, wenn Sandra Belora seine Partnerin würde.
    Er schrieb nicht. Er fuhr nach München zu den Proben und hatte sich vorgenommen, Sandra kein Schauspiel zu geben.
    Als er sich von Greta in der großen Halle des Kölner Hauptbahnhofs am D-Zug nach München verabschiedete, war es ihm, als flüchte er wie ein Schuldner vor einer Schuld, die er nie begleichen konnte.
    Er hatte noch zehn Minuten Zeit bis zur Abfahrt, und sie gingen auf dem schmutzigen, zugigen Bahnsteig hin und her. Er hatte den Arm um Gretas Schultern gelegt. Sie schmiegte sich an ihn und sah, während er sprach, zu ihm hinauf.
    »Vergiß mich nicht«, sagte sie leise und drückte seine Hand. Es würgte ihn in der Kehle.
    »Ich lasse dich nach München nachkommen.« Er drückte sie an sich und senkte den Kopf. »Schon zu der Premiere kommst du … Wir werden eine Wohnung mieten und schnell heiraten.«
    »Erst mußt du ein bekannter Sänger sein, Franz.« Greta schüttelte den Kopf. »Ich würde dir im Wege stehen …«
    Er verhielt ruckartig den Schritt und starrte sie an. »Wie kannst du so etwas sagen, Greta?! Alles, was ich bin, bin ich nur durch dich. Du hast zu mir gehalten in den schlechtesten Zeiten, du hast mir dein ganzes Geld gegeben, du hast mir durch deine Liebe manche Wochen und Monate, in denen ich verzweifelt war und alles von mir werfen wollte, die Kraft gegeben, durchzustehen und den harten Weg bis zur Prüfung zu gehen. Nun wird alles gut werden – und du sollst an meiner Seite glücklich sein.«
    »Es war alles so selbstverständlich«, sagte sie leise.
    Er ging weiter und zog sie mit sich fort. »Du hast doch deine Papiere zusammen?«
    »Ja.«
    »Nach der Premiere werde ich in München das Aufgebot bestellen.«
    »Ja.«
    »Du wirst sehen, es wird ein Triumph werden! Ich werde singen wie nie … Ich werde singen für dich. Du mußt vorne in der ersten Reihe sitzen, ich muß dich sehen, Greta … Ich werde es Dr. Fischer sagen. Und jeden Abend, wenn ich singe, mußt du vorne sitzen und mir zuhören, und wenn du nickst, wenn du zu mir hinauflächelst auf die Bühne, dann weiß ich, daß ich gut singe.« Er blieb stehen und umfaßte sie. Es war fast, als umklammere er sie wie ein Ertrinkender, sie schloß die Augen und biß die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien. »Du mußt immer bei mir sein, hörst du? … Du darfst nie fern von mir sein …«
    »Nein …«
    »Ich brauche dich, Greta … Ich weiß, daß es furchtbar wird, wenn du nicht mehr bei mir bist … – Sandra«, dachte er. »Sie wird wieder auf mich zukommen, ihr aufreizendes Lächeln auf den vollen Lippen, den goldenen Punkt in den schwarzen Augen, und ich werde ihr Sklave sein und untergehen in dieser Lockung, der ich nicht widerstehen kann. Ich werde Greta vergessen, ich werde mich selbst vergessen … Ich weiß es, ich habe es schon einmal getan, und es wird wiederkommen, dieses Gefühl, in einem Meer des Glücks zu schwimmen und nicht zu merken, daß man ertrinkt … Du wirst kommen, Greta?« sagte er mit zitternder Stimme.
    »Ja, Franz …«
    Der Zugbeamte mit der roten Mütze ging die lange Reihe der Wagen ab. Türen klappten, Gepäckträger zwängten sich an den Wartenden und Abschiednehmenden vorbei, ein Karren mit Zeitungen wurde vorbeigeschoben. Die Stimme des Verkäufers gellte über den Bahnsteig.
    »Noch zwei Minuten«, sagte Franz Krone leise. Er hatte Greta noch immer umfaßt und streichelte ihr Haar.
    Der Zugführer mit dem roten Lackgürtel eilte vorüber. »Bitte einsteigen!« rief der Mann mit der roten Mütze. »Einsteigen und zurücktreten von der Bahnsteigkante!«
    Franz Krone ging zu seinem Waggon, schob die Koffer auf den Gang, kam wieder zurück und stand auf der untersten Stufe. Durch das Gestänge des eisernen Hallendaches brach die Morgensonne. Der Rhein lag im Dunst, träge glitten die Schlepper stromaufwärts … Kohlenschiffe aus Duisburg, Tanker, ein Schiff mit Wagen, bedeckt mit hellen Zeltplanen.
    Abschied …
    Noch einmal küßte Greta die schmalen Lippen Franz Krones, dann schlug der Schaffner vor ihr die schwere Tür zu und verriegelte sie.
    Der Zug fuhr langsam an … Franz Krone stand am Fenster und winkte. Schneller und schneller drehten sich

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