Ein Mensch wie Du
gelbbraune kreolische Haut war in der Sonne Capris wie Kupfer geworden. »Du hast mich nie gefragt, was damals in München gewesen ist …«
»Ich will es auch gar nicht wissen. Du bist wieder da, ich habe dich wieder … Ich kann dich anfassen, küssen, lieben, ich höre dich – alles andere ist so unwichtig …«
»Mir ist es dreckig gegangen, Sandra, ausgesprochen dreckig. Ein Mädchen hat mich von einer Bank an der Donau aufgelesen.«
Sandra lächelte. Sie dehnte ihren schlanken Körper in dem weißen Badeanzug. »Frauen waren immer dein Schicksal«, sagte sie weise.
»Sie hat mich aus der tiefsten Verzweiflung emporgehoben.«
»Und du hast sie dafür geliebt?! Sag es … Du hast sie geliebt.« Sie richtete sich auf. Ihre Augen blitzten. »Ich hasse sie deswegen!«
»Du bist wie ein kleines Mädchen.« Corani lächelte und zog die Knie an. Mit den Armen umschlang er sie und blickte hin-über zu dem weißen Ruderboot, das hin- und herfuhr und auf sie wartete. »Ich habe mich schändlich benommen«, sagte er. »Ich habe versprochen, sie nach Rom kommen zu lassen, wenn ich wieder an der Oper singe.«
»Und dabei habe ich dich gestört?!« Sandra griff in die Haare Coranis und zerrte seinen Kopf zu sich herunter. »Du Schuft! Du süßer Verbrecher!« sagte sie leise. Wieder tanzte in ihren Augen der goldene Punkt. »Daß du sie nicht nach Rom kommen ließest, ist mein größter Triumph! Küß mich …«
»Nicht hier … Der Fischer in dem Boot!«
»Küß mich sofort! Der Fischer hat das oft genug gesehen! Capri ist die Insel der Liebenden! Hier gibt es nur verliebte Paare! Küß mich, oder ich schreie!«
»Sandra!«
»Ich schreie!« Sie hielt ihm die Lippen hin, rot, sinnlich, halb geöffnet. Er nahm ihren schmalen Kopf zwischen seine Hände und küßte sie. Sandra warf die Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich hinunter. So lagen sie auf der gischtumschäumten Klippe an den Felsen von Capri, die Umwelt vergessend und den Fischer, der lächelnd mit seinem weißen Boot sich von der Klippe entfernte.
»Ich könnte jede Frau umbringen, die dich liebt!« sagte Sandra leise, als Corani sich aufrichtete. Ihr Gesicht lag in seinem Schatten, es war gelöst, glücklich, schön wie eine zarte chinesische Plastik. »Und wir werden nach München fahren …«
»Nein!« sagte er hart. Er setzte sich und winkte dem Boot, näher zu kommen. »Ich will Deutschland nicht mehr sehen!«
Sandra schwieg. Sie bemerkte die Falte zwischen seinen Augen und empfand ein wenig Angst vor diesem Mann, der sich so verwandelt hatte und jetzt ihr befahl, wo sie früher mit leiser Hand ihn nach ihrem Willen leiten konnte.
Sie fuhren zurück in den Bootshafen, nachdem sie dem weißen Kahn ein Stück entgegengeschwommen waren und der Fischer sie in das Innere gezogen hatte.
Am Ufer stand Caricacci und begrüßte Sandra mit lautem Hallo und Händeschütteln.
»Francesco!« rief er, kaum, daß der Kahn angelegt hatte und die beiden auf dem schmalen Holzbrett an Land balancierten. »Nächsten Monat drei Abende in Venedig! Und dann –« Er sah Sandra an, die hinter Corani stand und den Kopf schüttelte. Caricacci biß sich auf die Lippen und winkte ab.
»Und dann?« fragte Corani. »Was ist dann?«
»Dann wird wahrscheinlich die Metropolitan noch einmal einladen!« sagte Caricacci schnell und wandte sich zu Sandra Belora. »Du siehst von Tag zu Tag schöner aus! Wenn das so weitergeht, wird in Zukunft jede Oper eine Schönheitskonkurrenz und Sandra Belora ›Miss Opernhaus‹!« Er lachte über diese Bemerkung mehr als Sandra, um die plötzliche Peinlichkeit der Situation zu überbrücken. »Habt ihr schon gegessen? Sicherlich nicht! Wie gut, daß ich alles organisiert habe! Wir essen zusammen. Ihr seid meine Gäste. Und das alles von meinen lächerlichen Prozenten …«
»Für die du nichts tust, als Verträge abzuschließen, die ich erfüllen muß!« Corani klopfte Caricacci auf die Schulter und wandte sich dann an den wartenden Fischer, die Bootsfahrt zu bezahlen.
Caricacci und Sandra gingen unterdessen schon den Strandweg hinauf, der auf die Höhe der Insel führte, hinein in diesen wunderbaren Park, in dem verstreut die weißen Villen lagen und die Hotels mit den großen Aussichtsterrassen.
»Er will nicht?« fragte Caricacci leise. »Hast du mit ihm gesprochen?«
»Ich habe es angedeutet. ›Ich will nicht mehr nach Deutschland!‹ sagte er, und er wurde wütend, als ich weitersprach.«
»Madonna mia! Und der Vertrag ist
Weitere Kostenlose Bücher