Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
kein untreuer, unehrlicher Mensch war. Ich wurde rot.
»Ich weiß nicht«, sagte er misstrauisch. »Auf diesem Bild siehst du so … so … enthusiastisch aus.«
Seine Stimme war tonlos, verletzt und enttäuscht. Ich schloss kurz die Augen. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass ich auf diesem Foto so aussah, doch ich musste Joe klarmachen, dass ich mich von diesem Moment hatte mitreißen lassen.
»Ich stand unter Schock«, erklärte ich. »Dieses Bild. Ich kann nicht fassen, dass Dominique es ausgesucht hat; sie muss gewusst haben, wie sehr dich das verletzen würde. Und das soll deine Freundin sein?«
Es tat gut, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben, doch ich wusste, meine Argumentation stand auf tönernen Füßen. Natürlich hatte Dominique dieses Bild nehmen müssen. Es war nun mal besser als ein Foto meines angebrannten Fischeintopfs.
Joe nahm den Artikel vom Tisch und warf ihn voller Verachtung in den Mülleimer. Dann blickte er, den Rücken zu mir gewandt, lange auf den Boden.
»Ich habe Dominique nie vertraut«, erklärte er, ohne sich umzudrehen. »Ich kann nicht glauben, dass sie so etwas getan hat.«
Ich wagte nicht zu atmen. Ich war mir nicht sicher, wen er gerade zu überzeugen versuchte – sich selbst oder mich. Die Spannung in meinen Schultern löste sich ein wenig. Wollte er mir damit sagen, dass er mir glaubte? Dass er sich entschlossen hatte, mir zu glauben? War es für ihn einfacher zu glauben, dass Dominique schuld war?
»Ich weiß«, warf ich schnell ein. »Was für ein Miststück!«
Joe sah mich misstrauisch an, als ob er mir sagen wollte, ich sollte es ja nicht übertreiben. Ich hasste diesen Artikel. Auch wenn Joe ein tapferes Gesicht aufsetzte, wusste ich, dass er im Innern am Boden zerstört war.
»Schau!«, fuhr ich fort. »Es tut mir wirklich alles furchtbar leid. Dass wir uns mit so etwas befassen müssen, fühlt sich so gar nicht ›nach uns‹ an. Ich werde alles tun, dass du erkennst, wie sehr ich dich liebe und wie furchtbar leid es mir tut, was ich dir da angetan habe …«
»Alles?«, hakte Joe nach.
Ich atmete aus. Wollte er mich etwa schon wieder fragen, ob ich ihn heiraten wollte, auch nach allem, was ich ihm gerade gesagt hatte?
»Nein«, sagte er, als könnte er meine Gedanken lesen. »Damit meine ich keine Heirat. Du hast mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass du das nicht willst. Und nach allem, was geschehen ist, nun ja, denke ich, brauchen wir Zeit. Auch ich.«
Genau in dem Moment ging die Tür auf, und Joes Vater kam hereingestapft. Er nahm sein Jackett von der Rückenlehne eines Stuhls und stapfte wieder hinaus, ohne mich zu begrüßen.
»Dad, Eve ist hier«, rief Joe ihm hinterher. »Du könntest wenigstens so höflich sein und ihr hallo sagen.«
Dann murmelte er leise: »Du alter Penner! Gott, ich wünschte, er würde verschwinden!«
»Sie wird dir das Herz brechen, du Narr!«, rief sein Vater zurück. »Schau dir doch nur ihre Augen an!« Und damit schlug er die Haustür zu.
Joe sah mich niedergeschlagen an, wenngleich er versuchte, es zu verbergen. Ich wollte, dass er sich wieder besser fühlte.
»Lass uns zusammenziehen!«, schlug ich schnell vor. »Es ist doch völliger Unsinn, zwei Wohnungen zu mieten, wenn wir sowieso die ganze Zeit zusammen sind. Warum dann nicht nur eine?«
»Wirklich?«, fragte Joe, und sein Gesicht begann zu strahlen. Plötzlich lachte er fröhlich. »Weißt du was, das fände ich toll. Oh Gott, das fände ich wirklich toll!«
»Großartig«, erwiderte ich und lachte ebenfalls erleichtert. »Das sind die besten Neuigkeiten für mich seit Tagen.«
»Aber nur unter einer Bedingung«, verkündete Joe.
»Und die wäre?«
»Du wirst diesen Idioten nie wiedersehen.«
»Okay«, antwortete ich und nickte. »Okay.«
Joe legte die Arme um mich und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte seinen Kuss und ignorierte die leise Stimme in mir, die mich fragte, was zum Teufel ich da gerade machte. Erst gestern hatte ich Isabel erklärt, ich bräuchte Zeit, und es würde mich etwas mit Ethan verbinden, das Joe nicht hätte. Doch ich wollte so sehr, dass alles mit Joe wieder in Ordnung käme, dass ich mir selbst einredete, es wäre richtig. Ich wollte ihn glücklich machen. Abgesehen davon lebten wir sowieso so gut wie zusammen. Was also sollte schon dabei sein? Sobald sich die Wogen geglättet hätten, würde es uns wieder gut gehen. Nein, wahrscheinlich besser als früher, weil ich mich nicht mehr
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