Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
mein Kinn und schaute suchend in sein schuldbewusstes Gesicht.
»Du hast das alles eingefädelt?«, fragte ich fassungslos. »Du wusstest die ganze Zeit von Ethan? Wozu das alles? Warum?«
»Mist!«, stieß Joe hervor und warf die Schlüssel auf den Tisch. Er stellte die Tragetasche ab, spielte mit der Champagnerflasche herum und wurde aschfahl.
»Warum?«, rief ich noch einmal ungläubig. »Ich kann nicht verstehen, wie du … hast du das wirklich getan? Warum hast du das getan? Dass du so etwas Hinterhältiges, Hinterlistiges, Heimtückisches tun könntest, hätte ich dir nie zugetraut, nicht in einer Million Jahren. Du verdammter Heuchler! Du schaust mir zu, wie ich mich entschuldige … lässt mich schwitzen, während du die ganze Zeit dasitzt und mich in eine Falle gelockt hast. Oh Gott, mir ist schlecht!«
Ich strich mir das Haar aus den Augen und hielt die Hände vor den Mund. Joe sah mich nicht an. Er saß wie betäubt da, den Kopf nach vorne gebeugt, die Augen geschlossen, und drückte mit Daumen und Zeigefinger auf seine Augenlider.
»Wie konntest du nur!«, schrie ich, zitterte und trat ihn gegen den Fuß. »Antworte mir!«
Als er hochsah, liefen ihm Tränen über die Wangen. Er weinte selten. Der Anblick schockierte mich. Aus dem Radio hinter mir ertönte Geplapper.
»Ich hätte das nicht sollen«, antwortete er mit erstickter Stimme. »Gott, ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Aber … aber … als ich für die London Daily arbeitete, bat mich Dominique, vier Bewerber für den Supper Club auszusuchen. Beim Durchsehen der Unterlagen stieß ich zufällig auf Ethan, und mir wurde flau. Du hattest mir erzählt, er wäre in Rom, aber ich wusste, er würde wieder zurückkommen. Ich habe es immer furchtbar gefunden, ganz furchtbar gefunden, wie sehr du ihn geliebt hast. Als wir zusammenkamen, hast du anfangs so häufig von ihm gesprochen, dass ich mich fragte, ob ich dich je für mich haben würde. Jedes Mal, wenn ich dich bat, mich zu heiraten, hast du mich vertröstet. Ich wusste, es lag an ihm.
Es hat mich wahnsinnig gemacht, denn ich konnte die Distanz zwischen uns spüren, was ich auch immer getan habe. Ich dachte mir, wenn ich euch beide zusammenführe, würdest du ein für alle Mal herausfinden, was du fühlst, und erkennen, dass ich der Richtige für dich bin. Und die Erinnerung an ihn würde endlich verblassen. Zugegebenermaßen eine riskante Strategie – aber mit schnellen Ergebnissen. Ich hätte endlich Gewissheit und würde nicht mein ganzes Leben mit der Angst verbringen müssen, dich verlieren zu können.«
Ich stand still da, während die Worte aus Joes Mund herausdrängten.
»Ich kann nicht glauben, dass du so etwas …«, stammelte ich fassungslos. »Du hast mich kontrolliert … manipuliert …«
»Ich habe es sofort bereut«, sagte Joe eindringlich. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ein Teil von mir wollte dir erzählen, was ich getan hatte, doch ich fand nicht die richtigen Worte. Und die ganze Zeit redete ich mir ein, auf diese Weise herauszufinden, ob es wirklich Ethan war, der dich zurückhielt, mich zu lieben. Ich bin ein Narr, das weiß ich, ein Vollidiot. Ich verdiene dich nicht.«
Er stand auf, ging hinüber zum Radio und schaltete es aus. Seine Hände zitterten. Ich schaute ihm zu, wie er sich ein Glas Whiskey aus der Flasche eingoss, die wahrscheinlich seinem Vater gehörte, und es in einem Zug austrank.
»Ich weiß, ich verdiene dich nicht«, sagte er noch einmal, goss sich ein weiteres Glas ein und trank es leer, bevor er den Rest ins Spülbecken schüttete und die Flasche klirrend im Mülleimer entsorgte. »Vielleicht wusste ich das schon immer.«
Joe ging zum Fenster, lehnte sich daneben gegen die Wand und schaute hinaus in den strahlend blauen Himmel. Er biss sich auf die Unterlippe und drehte das Gesicht zu mir. Seine Schultern sackten ein. Er kam mir wieder wie ein vierzehnjähriger verletzlicher Junge vor. Ein Kind mit einem hoffnungslosen Vater. Ich sah wieder Joe in ihm, meinen ältesten Freund, meinen lieben Joe.
»Hör auf, so was zu sagen!«, erwiderte ich. »Es geht nicht darum, ob du mich verdienst oder ich dich. Es geht hier um Hinterlistigkeit und mangelndes Vertrauen, obwohl ich dir dafür nie Anlass gegeben habe.«
Ich war mir der Scheinheiligkeit meiner Worte bewusst. Ich dachte an all das, was mit Ethan passiert war, von dem Joe nichts wusste. Mein Blick wanderte hinüber zum Mülleimer, und ich fühlte mich plötzlich
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