Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Dämmerung.
»Mist!«, rief ich, schwang die Beine aus dem Bett und zog, so schnell ich konnte, meine Kleider an. »Ich wette, die beiden haben mich reingelegt.«
26. Kapitel
» K ann ich mit dir reden?«, fragte ich Joe nervös, als er die Tür öffnete. »Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und an dich gedacht. Ich muss dir etwas sagen, etwas Fürchterliches, bevor es ein anderer tut.«
Wir standen vor seiner Wohnung in Kentish Town im blassen Sonnenlicht dieses frühen Morgens. Die Luft war warm, und auf den Straßen herrschte bereits Trubel. Von irgendwo in der Nähe drang der Geruch gebratenen Specks zu uns herüber.
Ich hatte Isabels Wohnung sehr früh verlassen, um mir eine Zeitung beim Zeitschriftenhändler zu kaufen. Nachdem ich sie durchgeblättert hatte, hatte ich mich in ein Café gesetzt und mir überlegt, wie ich mich herausreden könnte.
Joe, der in einer dunkelblauen Jeans mit nackten Füßen vor mir stand, die Hände tief in den Taschen vergraben, ein altes grünes T-Shirt darüber, das ich seit Jahren nicht mehr an ihm gesehen habe, sah blass und zerzaust aus, als hätte er genauso wenig geschlafen wie ich. Vor lauter Scham fühlte ich mich grässlich. Sein Kummer würde noch schlimmer werden.
Der Artikel war genau so, wie ich ihn befürchtet hatte – eine völlige Fehlinterpretation dessen, was wirklich passiert war. Unter der Überschrift »Probieren geht über Studieren« prangte ein großes Foto von Ethan und mir in seinen Armen, wie er mich an die Brust drückt und auf die Stirn küsst, ich einen Teller mit Baisers in den Händen halte und Maggie und Andrew ihre Gläser hochheben, als würden sie auf jemanden anstoßen. Darunter stand: Die Cafébesitzerin Eve Thompson, 28, weiß, dass der Weg zum Herzen eines Mannes durch seinen Magen geht …
Wäre es irgendein anderer Mann gewesen, der mich so umarmt hätte, wäre es egal gewesen. Doch wie ich es auch drehte und wendete, ich schien schuldig. Wenn Joe es sehen würde, hätte er allen Grund, mich zu hassen.
»Na, dann komm herein!«, sagte er ausdruckslos, machte die schwarz gestrichene Tür ganz auf und deutete mit seinem Kopf die Diele hinunter zur Küche. »Als genialer Koch, der ich ja nun mal bin, verkohle ich gerade ein paar Toasts.«
Ich folgte Joe, ließ die Tür hinter mir zufallen und trat über einen Stapel ungelesener Post, die auf der Fußmatte lag und mich an die Zeitung erinnerte, die wie Zündstoff in den Tiefen meiner Tasche schlummerte. Mein Blick flog über Joes kleine Küche. Im Spülbecken stapelten sich schmutzige Teller, auf dem Küchentisch standen einige halb leere Flaschen Alkohol und eine Schüssel mit Krabbenchips sowie eine große, fettige braune Papiertüte, übrig geblieben von einem Essen zum Mitnehmen. Neben dem Spülbecken standen ein Milchkarton, ein Päckchen mit Keksen von Wagon Wheels und ein Stapel Zeitungen, die er offensichtlich gerade gekauft hatte. Mir brach der Schweiß aus, als ich die London Daily im Stapel sah. Hatte er den Artikel etwa schon gesehen?
»Trautes Heim, Glück allein«, sagte er und hob die Augenbrauen. »Ich habe mich hier in der letzten Woche nicht gerade als Meister Proper betätigt, da ich nachts in der Nachrichtenredaktion für den Guardian gearbeitet habe und tagsüber bei Time Out . Martin, der Redakteur dort, meinte, sie bräuchten noch einen weiteren Redakteur, also werde ich mich auf den Job bewerben. Ich möchte ihn wirklich gerne haben, denn das Team ist gut.«
»Toll«, antwortete ich, ging auf Joe zu und streckte meine Hand aus, um ihn am Arm zu berühren, doch er wich zurück, und so ließ ich meine Hand wieder fallen. »Das wäre fantastisch.«
»Bei der London Daily gibt’s auch noch eine offene Stelle«, fuhr er fort. »Zwar eine leitende Position, aber ich denke, ich habe ganz gute Chancen.«
Aus dem Bad hinten drang das Geräusch der Toilettenspülung und eines laufenden Wasserhahns zu uns herüber. Joe sah ängstlich zur Küchentür und schloss sie leise. Ich vermutete, dass sein Bruder Jimmy zu Hause wäre.
»Dad ist hier«, erklärte er und sah plötzlich erschöpft aus. »Tauchte vor drei Nächten auf, völlig am Ende. Ich erlaubte ihm nur widerwillig, auf der Couch zu schlafen, bis es ihm wieder besser ginge. Mum hat ihn mal wieder rausgeschmissen. Sie sagte ihm, er solle ja nicht hierherkommen, aber natürlich kam er, und ich kann ihm wohl schlecht die Tür vor der Nase zuschlagen.«
Ich sah Joe eindringlich an. Das Verhältnis zu seinem
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