Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
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»Schau!«, sagte er. »Was immer du auch über diesen dummen Plan denkst, ich habe das alles nur getan, weil ich dich liebe und herausfinden wollte, ob du mich auch wirklich liebst oder nur mit mir zusammen bist, weil wir alte Freunde sind und es so einfach ist.«
»Es ist nicht einfach«, wandte ich ein und schüttelte den Kopf. »Es ist alles andere als das, und ich kann nicht glauben, wie schwierig es geworden ist.«
»Ich habe immer hart arbeiten müssen, um das zu bekommen, was ich wollte«, sagte er. »Aber bei dir kann ich tun, was ich will, ich bekomme dich trotzdem nicht ganz. Selbst wenn ich neben dir im Bett liege, bist du irgendwie für mich nicht erreichbar. Ich will wissen, warum, und ich dachte, ich könnte es auf diese Weise herausfinden.«
»Ich glaube, ich bin einfach so«, sagte ich vage. »Vielleicht bin ich einfach so. Vielleicht halte ich etwas in mir zurück, weil ich nun mal so bin. Kannst du damit nicht leben?«
»Doch, doch«, meinte Joe, und sein ganzer Körper schien in sich zusammenzufallen. »Natürlich kann ich das … es ist nur … ach, ich weiß nicht. Ich komme mir wie ein Idiot vor.«
»Es tut mir leid, dass ich dich so verunsichert habe. Das hätte ich sehen müssen. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Gar nicht schön.«
Joe schaute überrascht zu mir hoch. Ich lächelte, denn ich konnte es nicht ertragen, ihn so bedrückt und niedergeschlagen zu sehen, weil er normalerweise ein überschwänglicher Mensch war, der alles im Griff hatte. Er hatte eine Antwort gebraucht, um in seinem Leben voranzukommen und das zu bekommen, was er wollte. Er kam auf mich zu und griff nach meinen Händen.
»Ich hätte das nie tun sollen«, sagte er. »Ich kann dich nicht zwingen, mich so zu lieben, wie ich dich. Doch ich hatte schon als Kind diese feste Vorstellung einer perfekten Beziehung ohne Verrat, Misstrauen oder Eifersucht in meinem Kopf und in meinem Herzen. Ich habe versucht, dich und mich nach dieser Fantasie zu formen, aber das ist lächerlich. Es tut mir leid. Das Einzige, was ich will, ist, alles in meinem Leben richtig und besser zu machen als mein Vater. Wenn ich mir sein Leben anschaue, möchte ich alles tun, um nicht so zu werden wie er, obwohl ich ihm wahrscheinlich mit dem, was ich getan habe, in Bezug auf Seltsamkeit und Paranoia in nichts nachstehe, oder?«
Ich nahm Joe in die Arme und drückte ihn fest. Dabei sah ich über seine Schulter zum Laptopbildschirm, auf dem immer noch seine E-Mail an Dominique aufleuchtete. Mir blutete das Herz.
»Du machst alles richtig«, versicherte ich ihm. »Du bist ganz und gar nicht wie dein Vater, und du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du eine Verbindlichkeit haben willst. Wir alle tragen die Last der Vergangenheit in uns, die uns zu dem macht, was wir sind, oder?«
»Ja«, erwiderte er. »Ich wünschte nur, ich könnte meine hinter mir lassen und ohne sie weiterleben.«
»Das glaube ich, ist aber leider nicht möglich«, entgegnete ich. »Wir sind nun mal das Produkt unserer Erfahrungen. Vielleicht bin ich deshalb etwas reserviert. Vielleicht ist es für mich einfacher, Menschen auf Distanz zu halten, weil meine Mutter starb und Ethan mich verließ, und ich aufgrund dessen Angst habe, jemand könnte einfach so verschwinden.«
»Nun, ich werde nicht verschwinden«, erklärte Joe. »Außer du bittest mich darum. Soll ich verschwinden?«
»Nein, Joe«, antwortete ich. »Sollst du nicht. Natürlich nicht.«
»Gut«, sagte Joe und zog mich zu sich.
Ich schlang die Arme um seine Taille, hielt ihn fest, drückte mein Gesicht gegen seine Brust und spürte die leichte Schwingung seines Herzschlags hinter den Rippen. Einen Moment lang standen wir schweigend da, und ich hörte unsere Herzen schlagen. Dann, als Joes Vater an der Haustür klopfte, fluchte und schrie, er hätte keinen Schlüssel, ließen wir uns langsam wieder los.
27. Kapitel
I m hellen Licht der Mittagssonne saß ich mit Ethan auf einer Parkbank unter einer schattigen Eiche in der Nähe des Musikpavillons in Clapham Common. In meiner Hand hielt ich eine Flasche Eistee, aus der ich hin und wieder einen Schluck nahm und deren Verschluss ich immer wieder nervös auf- und zudrehte. Wie es sich für einen sonnigen Tag in London gehörte, waren die großen Wiesen voller Menschen, die sich sonnten, aßen, tranken, rauchten, küssten und unterhielten.
»Also«, sagte Ethan schlecht gelaunt, nahm die Sonnenbrille ab und legte sie auf die breite Lücke, die wir
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