Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
zwischen uns gelassen hatten. »Du hast mich angerufen.«
Genau das hatte ich erwartet. Er gab sich als Opfer, obwohl die ganze Sache mit Daisys und Benji genauso schockierend für mich war. Er hatte sich schon immer für den Mittelpunkt des Universums gehalten. Ich konzentrierte mich auf einen Mann, der mit wehenden Rastalocken auf seinen Rollerblades rückwärts durch den Park glitt.
»Wenn ich so einen Körper hätte wie der da«, meinte Ethan lächelnd und deutete zu dem Rollerbladefahrer hin, »würde ich nur noch nackt durch die Gegend laufen.«
Dann sah er mich ernst an. »Also«, sagte er. »Hier sind wir.«
Ich biss mir auf die Oberlippe, atmete hörbar aus, trank noch einmal von meinem Eistee und stellte die Flasche neben mir ab.
»Ich wollte mich entschuldigen, dass …« Ich stockte, da mir jetzt ein kleines Kind auffiel, das die Stufen zum Musikpavillon hinaufkletterte. »An sich denke ich zwar nicht, dass ich mich entschuldigen sollte, aber es tut mir leid, wie du das mit Benji erfahren hast. Das hätte besser laufen können.«
Nachdem ich mich vier Tage darum gekümmert hatte, meine Beziehung zu Joe wieder in die gewohnten Bahnen zu lenken – was bedeutete, dass wir die ganze Zeit einen Eiertanz umeinander herum aufführten –, hatte ich Ethan angerufen und gebeten, sich für eine Aussprache mit mir im Park zu treffen. Von Daisy hatte ich bisher weder etwas gesehen noch gehört, obwohl ich sie mehrfach angerufen hatte. Deshalb wollte ich mit Ethan reden, um die Spannung zwischen uns zu lösen und ihn endgültig ad acta zu legen; danach könnte ich mir in Ruhe um Daisy Gedanken machen. Ich glaubte, ein letztes Treffen wäre vielleicht der beste Weg, einen endgültigen Schlussstrich unter die Beziehung zu Ethan zu ziehen. Jetzt, da ich mich mit Joe ausgesöhnt hatte, wollte ich nicht, dass ich mir noch einmal wegen irgendetwas um Ethan Gedanken machen müsste.
»Ach das«, meinte er sarkastisch. »Das war nichts.«
Ich sah ihn an, verzog die Lippen, während meine Augen sich verengten. Ich hatte vergessen, wie wütend er einen machen konnte.
»Im Ernst«, fuhr ich fort und ließ ein Bein unter der Bank baumeln. »Es tut mir leid. Ich habe immer noch nichts von Daisy gehört. Ich nehme mal an, ihr beide habt nicht mehr miteinander gesprochen?«
Ethan lehnte sich auf der Parkbank zurück, streckte die Beine aus und legte dann die Füße übereinander. Er rieb sich die Augen, seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Doch, stundenlang«, antwortete er und starrte geradeaus auf eine Gruppe von Jungs, die Fußball spielten. »An diesem Abend. Es war furchtbar. Sie war ziemlich wütend. Wir redeten die ganze Nacht und drehten uns nur im Kreis.«
»Aha«, sagte ich, einerseits verwirrt und besorgt, dass Daisy wütend gewesen war, andererseits neugierig, worüber sie gesprochen hatten. Was glaubte sie, wie es Ethan oder mir dabei ging? Ethan drehte sich eine Zigarette – in weniger als zehn Sekunden – und nahm einen Zug.
»Wir sprachen über alles«, erklärte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Vor allem aber über Benji und wie wir am besten mit der neuen Situation umgehen. Allein seinen Namen auszusprechen ist schon surreal. Ich kann nicht fassen, dass ich einen Sohn habe. Ich meine, da lebt tatsächlich ein Kind, das zur Hälfte von mir ist. Irre! Deshalb bringen sie dir in der Schule bei, wie man verhütet. Damit so etwas nicht passiert. Ich war leider nie gut in der Schule …«
Mir drehte sich der Magen um. Wütend auf sich selbst schüttelte er den Kopf und sah mich an.
»Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen«, entschuldigte er sich. »Das muss für dich wirklich furchtbar sein.«
»Nur ein bisschen«, erwiderte ich tapfer. »Wichtiger ist, dass du Vater geworden bist und dass Benji seinen Dad nun kennenlernen wird. Darauf kommt es an.«
»Kannst du das glauben?«, fragte er erstaunt. »Ich meine, sehe ich für dich wie ein Vater aus? Tragen Väter Klamotten wie die hier? Haben Väter weniger als fünf Pfund in der Tasche? Damit sollte ich wohl jetzt besser mal aufhören. Ich bin nicht wirklich ein Vorzeigedad, oder?«
Er schaute auf seine Zigarette, warf sie auf den Boden, lehnte sich nach vorne, um sie auszutreten, legte seinen Kopf kurz in die Hände und sah einen Moment lang niedergeschlagen aus.
»Du musst mich hassen. Oh Mann, ich an deiner Stelle würde das«, sagte er und suchte mit seinen blauen Augen die meinen. »Tust du’s? Mich hassen?
Weitere Kostenlose Bücher